Telefunken nach über 100 Jahren

Die Geschichte der Kommunikationstechnologie ist ohne das deutsche Unternehmen Telefunken kaum vorstellbar. Gegründet im Jahr 1903 als gemeinsames Unternehmen der Siemens & Halske AG und der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), hat Telefunken entscheidend zur Entwicklung und Etablierung von Radio- und Fernsehtechnologien beigetragen. In seiner über hundertjährigen Geschichte produzierte Telefunken nicht nur Radios und Fernseher, sondern war auch in Bereichen wie Rundfunktechnik, Radartechnik und Halbleitertechnologie tätig. Zudem war das Unternehmen maßgeblich an der Einführung des Farbfernsehens beteiligt. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und mehrfachen Eigentümerwechseln, bleibt der Name Telefunken bis heute ein Synonym für qualitativ hochwertige Elektronik und innovative Technologien.

 

Inhaltsverzeichnis 

1. Einführung

2. Der Ursprung 

3. Bewahren

4. Gestalten

5. Senden

6. Empfangen 

7. Zeitgeist 

8. Erfolgsmodelle  

 

1. Einführung

Seit dem 1. Januar 1967 existiert das einstige Unternehmen Telefunken nicht mehr als eigenständige Firma. Es verlor seine unternehmerische Unabhängigkeit durch die Fusion mit der Muttergesellschaft Allgemeine-Elektricitäts-Gesellschaft (AEG). Dennoch lebten wichtige Arbeitsbereiche von Telefunken als bedeutende Bestandteile von AEG-TELEFUNKEN, später der AEG Aktiengesellschaft, fort und finden sich auch heute noch in den Leistungen und Produkten der Nachfolgeunternehmen. Dieser Veränderungsprozess erstreckte sich über viele Jahre und wurde häufig von verschiedenen Nachfolgern vorangetrieben, ohne dabei die prägende Kraft von Telefunken zu verlieren.

Die faszinierenden Aufgaben im Bereich der Nachrichten-, Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Bauelemente- und Unterhaltungsindustrie motivierten die Mitarbeiter in Forschung, Entwicklung, Fertigung und Vertrieb, ihren Beitrag zum technischen Fortschritt zu leisten. Dabei kam es vor, dass einige dieser Aufgaben zu Herausforderungen wurden, deren Lösungen zwar interessant und anregend waren, aber letztendlich zu wirtschaftlichen Misserfolgen führten.

 

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 Telefunken | AEG Logo [1]

 

Dieses Buch konzentriert sich auf die Leistungen von Telefunken und den Unternehmen, die entweder direkt oder über Zwischenschritte Kompetenzen und Produktbereiche von Telefunken übernommen haben. Es wird jedoch auch deutlich, dass viele ehemalige Arbeitsbereiche von Telefunken im Jahr 2003 nicht mehr existierten. Das Buch hat nicht den Anspruch, ein Geschichtsbuch oder Fachbuch zu sein, da bereits umfangreiche historische und fachliche Literatur zu Telefunken vorliegt, wie im Anhang ersichtlich ist. Vielmehr soll es dem Leser ermöglichen, in den Fachkapiteln - von "Audio und Video" bis hin zu "Automatische Sicherheit, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit" - den aktuellen Stand der Technologie in der Nachrichten- und Kommunikationstechnik kennenzulernen und gleichzeitig auf die Ursprünge der jeweiligen Technik zurückzublicken. Dabei erhält der Leser einen groben Überblick über die bedeutenden Vorleistungen und Beiträge von Telefunken und seinen Nachfolgern bei der Erreichung des heutigen Standes.

Deshalb lautet der Titel des Buches: "Telefunken nach 100 Jahren". Dem Kapitel, das sich mit den maßgeblichen Einflüssen auf die Entwicklung und Gestaltung des Unternehmens Telefunken als eine Art übergreifende Zeitspannenachse befasst, gehen die sieben Fachkapitel voraus. Aus dieser Perspektive entsteht eine kompakte Darstellung der Firmengeschichte, die auch das Schicksal der ehemaligen Geschäftsfelder von Telefunken in den letzten 36 Jahren einschließt. Erst durch die Verknüpfung mit den zeitgleichen Ereignissen im Spannungsfeld von Zeitgeschehen, Zeitgeist und Erfindergeist wird ein tieferes Verständnis für die beschriebenen Veränderungen, Fortschritte, Rückschritte und Stillstände ermöglicht.

 

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Telefunken AEG Neubau [2]

 

Aufgrund des breiten Kompetenzspektrums, das Telefunken während seiner unternehmerischen Autonomie, anschließend als wichtiger Bestandteil von AEG-TELEFUNKEN und später von AEG entfaltete, konnten nur ausgewählte Arbeitsbereiche behandelt werden. Diese Beispiele umfassen Forschungs- und Entwicklungserfolge, Technologie- und Produktinnovationen sowie das Beherrschen von Generalunternehmerschaften, System-Management und komplexen logistischen Aufgaben. Besonders im Bereich der Verteidigungstechnik wurden und werden diese Fähigkeiten ständig gefordert.

Dafür waren die Beiträge von Fachleuten notwendig, sowohl ehemaliger "Telefunker" als auch aktiver Mitarbeiter der Nachfolgeunternehmen, die die einstigen Arbeitsbereiche von Telefunken weiterführen. Experten und Zeitzeugen, die persönlich an der Lösung der beschriebenen Aufgabenstellungen mitgewirkt haben oder heute dafür verantwortlich sind, kommen daher zu Wort. Der Herausgeber bemühte sich, die Originalität der Beiträge weitgehend zu erhalten, selbst wenn dadurch in der einen oder anderen Darstellung oder Bewertung eine gewisse Subjektivität zum Ausdruck kommt. Nach der Fusion von Telefunken mit der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft wurden die Telefunken-Geschäftsfelder innerhalb von AEG-TELEFUNKEN, später der AEG Aktiengesellschaft, in verschiedenen Unternehmensbereichen oder Tochterfirmen fortgeführt.

Auch in diesen Zeiträumen wird im Buch oft von "Telefunken" oder den "Telefunkern" gesprochen. Nach dem Wechsel zu einem neuen Unternehmen wird, mit einigen Ausnahmen, der entsprechende Name verwendet. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich jedoch feste Zuordnungen zwischen den Firmenstandorten und den dort angesiedelten Geschäftsfeldern oder Arbeitsbereichen, die auch den Kunden geläufig waren. Dadurch existieren noch Namensvarianten, die den Geist von Telefunken in sich tragen und auch die Identifikation mit dem jeweiligen Firmenstandort beinhalten, wie beispielsweise die Berliner, die Hannoveraner, die Ulmer, die Backnanger, die Heilbronner, die Konstanzer, die Wolfenbütteler usw.

 

2. Der Ursprung  

Hundert Jahre nach der Gründung von "Telefunken", das ursprünglich als "Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H." bekannt war, symbolisiert dieser Name immer noch die bedeutende Rolle eines Unternehmens bei der Entstehung und faszinierenden Weiterentwicklung der Telekommunikations- und Informationstechnik. Obwohl die Telefunken AG bereits 1967 durch die Fusion mit der AEG, einem ihrer ursprünglichen Mutterunternehmen, ihre Eigenständigkeit verlor, lebte der weltbekannte Name noch bis Mitte 1985 in der Firmierung "AEG-TELEFUNKEN" weiter. Danach verschwand er hinter dem Schild "AEG".

 

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Der Glockenturm der Heilandskirche in Sacrow war der erste deutsche »Funkturm«. Die Kirche wurde 1992 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. [3]

 

Die einstigen Arbeitsbereiche von Telefunken, das Fachwissen und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter sowie ihre Verbundenheit mit dem Namen "Telefunken", wurden teilweise innerhalb von AEG-TELEFUNKEN/AEG aufrechterhalten, allmählich weitergegeben, verkauft oder an neue Unternehmen in der Branche "vererbt". Eine Initiative namens "TELEFUNKEN nach 100 Jahren", bestehend hauptsächlich aus ehemaligen "Telefunkern", hat es sich zum Ziel gesetzt, in diesem Buch bedeutende Leistungen von Telefunken und den Nachfolgeunternehmen zu charakterisieren. Dadurch können die gegenwärtigen Fähigkeiten und zukunftsweisenden Kompetenzen einer Vielzahl dieser Unternehmen, in denen ehemalige Telefunken-Arbeitsbereiche heute beheimatet sind, beschrieben, technisch erläutert und in wichtigen Teilbereichen auf die Pionierarbeit und wesentlichen Entwicklungsbeiträge von Telefunken in der Vergangenheit zurückgeführt werden.

Die zahlreichen Veränderungen, die das Unternehmen Telefunken und seine ständig expandierenden Arbeitsbereiche erfahren haben, können nur im engen Zusammenhang mit dem technischen und technologischen Wandel im Zeitraum von 100 Jahren dargestellt und verstanden werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es vor allem die Technik und ihre Anwendungen sind, die Struktur und Inhalt des Buches "TELEFUNKEN nach 100 Jahren" prägen. Gleichzeitig war und ist der Einfluss übergeordneter Entwicklungen und Veränderungen in Staat und Gesellschaft von grundlegender Bedeutung für den Weg, den Telefunken in der Vergangenheit gegangen ist oder gehen musste, wie es bereits im ersten, historischen Kapitel treffend formuliert wird: "Im Kraftfeld von Zeitgeschehen - Zeitgeist - Erfindergeist".

 

3. Bewahren 

Im Jahr 2001 veröffentlichte die Warner Music Group unter dem Titel "DieTelefunken-Story - Die Geschichte des deutschen Kult-Labels" eine Sammlung von 50 Originalaufnahmen von Telefunken, die von der "eastwest records GmbH" herausgebracht wurde. Diese Veröffentlichung brachte zahlreiche Schlager, Beat- und Rock-Songs erstmals auf dem Medium der CD heraus. Die "Wiederbelebung" der Telefunken-Schallplatten ermöglichte es, bedeutende musikalische Zeitdokumente ins digitale Zeitalter zu übertragen und präsentierte eine eindrucksvolle Darstellung der deutschen Popkultur von den Anfängen der Schallplatte bis zum Aufkommen der CDs in den 1980er Jahren.

 

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Aufnahme des Bundesarchiv Bild 18 [4]

 

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TELDEC Logo [5]

 

Nach mehr als 30 Jahren gemeinsamer Arbeit zogen sich AEG-TELEFUNKEN und Decca im Jahr 1982 zurück, indem sie ihre Anteile an eine schweizerische Holdinggesellschaft verkauften. Seitdem wurden keine Platten mehr unter dem Telefunken- oder Decca-Label veröffentlicht. Im Jahr 1988 erwarb der US-Medienkonzern Warner diese Teldec-Anteile und somit einen beeindruckenden musikalischen Katalog, der von Klassik bis Rock reichte. Im Mai 2001 stellte Warner die Teldec-Aktivitäten in Hamburg ein und entschied sich, die künstlerischen Entscheidungen und die Repertoire-Gestaltung für das reiche Erbe der TELEFUNKEN-PLATTE unter dem Label "Teldec Classics" - gemeinsam mit dem Pariser Schwesterlabel "Erato" - bei Warner Classics International in London fortzuführen.

 

Die Ultraphon AG als Vorläuferin der TELEFUNKEN-PLATTE GmbH 

Im vorigen Jahrhundert gelangte Telefunken durch seine erfolgreiche Entwicklung von Rundfunksendern, Empfangsgeräten, Lautsprechern, Mikrofonen und Geräten für die elektroakustische Schallplattenwiedergabe in den zwanziger und beginnenden dreißiger Jahren in den Bereich der Schallplatten. Obwohl das Unternehmen keine eigene Schallplattenproduktion hatte, profitierte es von seinen Erfahrungen und Leistungen auf dem Gebiet der Musikwiedergabe, einschließlich Tonabnehmern und kombinierten Radio- und Schallplatten-Geräten, die ausschließlich dem Verkauf von Schallplatten anderer Firmen zugutekamen.

Es ergab sich jedoch die einzigartige Gelegenheit, die insolvente "Deutsche Ultraphon Aktiengesellschaft" zu übernehmen, die zwischen August 1929 und Ende 1931 in Berlin-Marienfelde rund 2.000 Aufnahmen produzierte und pro Jahr etwa 30 Platten mit 60 Titeln verkaufte. Telefunken erwarb im März 1932 zu einem außerordentlich niedrigen Preis von lediglich 100.000 RM das gesamte Matrizenlager mit allen Verwertungsrechten, die Produktionsstätte der Ultraphon in Berlin-Lichtenberg sowie die ebenfalls in Liquidation befindliche Tochtergesellschaft Musicasacra mit ihrem religiös-kirchlichen Programmangebot. Die neue Firma "TELEFUNKEN-PLATTE GmbH" hatte zunächst ihren Sitz im TELEFUNKEN-HAUS am Halleschen Ufer 30 und ab 1937 in Berlin-Tempelhof, Ringbahnstraße 63.

Am 19. Juni 1933 meldete die Muttergesellschaft von Telefunken das Wortzeichen "Telefunken" beim Deutschen Patentamt an, nun auch mit einem erweiterten Warenverzeichnis, einschließlich Schallplatten. Der bekannte "Telefunken-Stern" wurde im Jahr 1937 ebenfalls für Schallplatten registriert. Die Übernahme von Ultraphon brachte eine Reihe von Vorteilen mit sich: Telefunken als Eigentümerin des neuen Unternehmens bot vor allem finanzielle Unterstützung und ein umfangreiches Vertriebsnetzwerk für den Schallplattenabsatz. Ultraphon brachte wiederum einen Bestand an qualitativ hochwertigen Aufnahmen sowie ein qualifiziertes Aufnahmeteam unter der Leitung von Herbert Grenzebach ein.

 

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Herbert Grenzebach. 1929-1931 künstlerischer Leiter der Ultraphon-Schallplatten Gesellschaft. 1932-1950 bei der TELEFUNKEN-PLATTE GmbH, 1950-1962 Geschäftsführer bei der Nachfolgegesellschaft TELDEC.

 

In Herbert Grenzebach, dem künstlerischen Leiter der TELEFUNKEN-PLATTE GmbH, fand das Unternehmen eine herausragende Persönlichkeit von brillanter Brillanz und Sensibilität. Als Aufnahmeleiter überzeugte er mit außergewöhnlichem Engagement und technischem Können. Durch sein juristisches Fachwissen gelang es ihm auch, renommierte erstklassige Interpreten für die Gesellschaft zu gewinnen. Grenzebach beherrschte das gesamte Repertoire von Oratorium, Konzert, Oper, Operette bis zur leichten Muse. Mit dem Hausorchester von Adalbert Lutter hatte er eine Formation zur Verfügung, die den Puls der Zeit traf und sofort großen Anklang fand. Durch kostengünstige Produktionen konnte der Massengeschmack bedient werden.

Besonders beeindruckend waren Grenzebachs technische Errungenschaften, insbesondere die Entwicklung eines neuen Raumklangverfahrens. Ähnliche Versuche von Electrola und Deutsche Grammophon waren bei weitem weniger erfolgreich. Grenzebach hingegen gelang es, den natürlichen Klang eines großen Aufnahmesaals durch eine geschickte Platzierung der Mikrofone einzufangen und durch eine sensible Abmischung ein ausgewogenes, plastisches Klangbild zu schaffen. Von Anfang an erfreute sich diese Technik großer Akzeptanz und Beliebtheit bei den Kunden.

 

»Das Aug’ erkennt sie, das Ohr vergisst sie nicht«: die Telefunken-Platte 

Der Start der Telefunkenplatte im Sommer 1932 wurde von einer imposanten Werbekampagne begleitet. Der Slogan "Das Aug’ erkennt sie, das Ohr vergisst sie nicht" drückte den Stolz über die gelungene Markteinführung aus. Zur Erleichterung des Starts wurden eigens für den Handel produzierte Werbeplatten entwickelt, auf denen die Vorzüge der neuen Plattenmarke durch lustige Schlager mit pikanten und pfiffigen Texten beworben wurden. Anlässlich der Markteinführung wurde der "Telefunken-Marsch" von Johann Evert neu aufgenommen und ebenfalls auf einer Werbeplatte veröffentlicht. Ein Zitat von einer Werbeschallplatte, die die Neuerscheinungen der Sommersaison 1936 ankündigte, lautet "... und nun eine Telefunken-Platte".

 

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Die Gründung der neuen Gesellschaft erfolgte in einer äußerst schwierigen Situation für die Musikbranche in Deutschland. Die Gesamtstückzahl-Produktion fiel von 30 Millionen im Jahr 1930 auf 12 Millionen im Jahr 1933. Innerhalb kurzer Zeit sah sich TELEFUNKEN-PLATTE mit einem Verlust von 1,2 Mio. RM konfrontiert. Angesichts sinkender Verkaufspreise wurde es immer schwieriger, Gewinne zu erzielen. Man hoffte jedoch, dass die staatliche Polit-Propaganda, die auf Tonträger aufgenommene Ansprachen, Reden und Marschlieder benötigte, sich positiv auf den Plattenabsatz auswirken würde.

Da teure Neuaufnahmen im Bereich des Chansons und der ernsten Musik aufgrund hoher Honorare und Produktionskosten vermieden werden mussten, reagierte das Unternehmen mit kostengünstigeren "Telefunken-Musikus"-Platten zum Preis von 1,60 RM. Diese enthielten populäre Repertoirestücke des Tages- oder Saisonschlagers sowie andere Unterhaltungsmusik. In der Regel amortisierten sich die Herstellungskosten einer Unterhaltungsmusik-Platte in etwa einem halben Jahr. Bei klassischer Musik konnte es hingegen bis zu vier bis fünf Jahre dauern, bis sich die Investitionskosten amortisierten. Im Jahr 1939 wurde die Produktion von Billigplatten eingestellt, da es an Repertoirevielfalt mangelte und der Kriegsbeginn die Konzentration der finanziellen Mittel erforderte.

Ein großer Teil der bereits auf Ultraphon veröffentlichten Titel wurde in den ersten Jahren von Telefunken erneut veröffentlicht, nicht zuletzt aufgrund der großen Nachfrage. Ab Juni 1932 führte Telefunken diese "Re-Issue"-Tätigkeit mit zahlreichen Eigenaufnahmen in den Berliner Studios fort.

 

4. Gestalten

Der Triumpf der silbernen Scheibe" war der Titel eines Zeitungsartikels zur Internationalen Funkausstellung Berlin (IFA) im August 2001. Im dritten Quartal desselben Jahres erzielte der Handel mit Unterhaltungselektronik erstmals höhere Umsätze mit DVDs (Digital Versatile Discs) als mit VHS-Videokassetten. Die überragende Bild- und Tonqualität im Vergleich zu Videokassetten sowie der allgemeine Preisverfall bei Abspielgeräten in der Unterhaltungselektronik-Branche leiteten diesen Siegeszug ein. Die zunehmende Ausstattung von Personal Computern mit DVD-Laufwerken trug ebenfalls dazu bei. Darüber hinaus zeigte der Käufer immer mehr Interesse an den zusätzlichen Informationen, die aufgrund der hohen Speicherkapazität einer DVD verfügbar waren: Interviews mit Stars, Filmmusik, Szenen von den Dreharbeiten und vieles mehr.

Allerdings waren Verbraucher mit der brillanten Ton- und Bildwiedergabe vorproduzierter Musik- und Filmtitel allein nicht zufrieden. Ähnlich wie bei der Entwicklung von Magnetton- und Videorekordern bestand auch hier der Wunsch, Bild und Ton mit der neuen Technologie selbst aufnehmen, löschen oder bearbeiten zu können. Ohne Aufnahmefunktion blieb das Gerät jedoch nur ein Abspielgerät. Für eine eigenständige Gestaltung des Heimkino-Programms reichte das nicht aus. Die ersten marktreifen DVD-Rekorder wurden auf der IFA 2001 vorgestellt. Dennoch konnten die hohen Einführungspreise und der Mangel an verbindlichen internationalen Standards den Videorekorder nicht kurzfristig verdrängen. Immerhin wurden im Jahr 2002 in Deutschland bereits 50.000 DVD-Rekorder verkauft, obwohl diese Geräte erst seit Herbst 2001 auf dem Markt waren.

Die Branche hatte bereits zwischen 1966 und 1985 Erfahrungen gemacht, wie kurzlebig ein "Nur-Spieler" sein kann. Telefunken, das über seine Tochtergesellschaft Teldec mit der Schallplattentechnik verbunden war, nutzte die erfolgreiche Entwicklung der Langspielplatte (LP) als Anlass, Arbeiten zur Erweiterung der Speicherkapazität der LP um ein bis zwei Größenordnungen zu starten. Im Rahmen dieser Aktivitäten gelang nicht nur die Entwicklung einer Dichtspeichertechnik (siehe Bild 1) auf einer flexiblen PVC-Platte mit der Fähigkeit, Bild- und Fernsehsignale zu speichern, sondern auch die Entwicklung eines kostengünstigen Wandlers, der in der Lage war, den umfangreichen Informationsinhalt bei der Bildspeicherung wieder in Signale umzuwandeln.

 

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Dichtspeichertechnik; Größenvergleich zwischen einem menschlichen Haar und den Rillen der Bildplatte.

 

Im Jahr 1969 bestätigten die ersten Laborversuche grundsätzlich den technischen Ansatz, jedoch war die Wiedergabequalität aufgrund einer zu geringen Auflösung nicht akzeptabel. Im Jahr 1970 wurde jedoch ein beeindruckender Durchbruch erzielt: Das gemeinsam von Telefunken und Teldec entwickelte audiovisuelle System TED (Television Disc) (siehe Bild 2) feierte Weltpremiere und lieferte ein einwandfreies Schwarz-Weiß-Bild. Die Speicherdichte betrug 500.000 bit/qmm und übertraf damit deutlich die des magnetischen Videobandes mit 10.000 bit/qmm. Die Abtastung erfolgte durch einen piezoelektrischen Wandler, und es gab eine gemeinsame Spur für Bild und Ton. Die Spieldauer einer 30 cm-Platte betrug 12 Minuten.

  

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Auf der IFA 1973 wurde TED schließlich als serienreifes Produkt in Farbe und mit längerer Spielzeit vorgestellt. Der Preis für das Gerät wurde auf 1.500 DM festgelegt, während die Bildplatten 10 DM kosteten. Jedoch war die erwartete breite Käuferschicht nicht begeistert. Es gab zu wenige erhältliche Titel und vor allem fehlte die Aufnahmefunktion. Das gleiche Schicksal ereilte auch andere Systeme wie das Video-Long-Play-System (VLP) von Philips, das ebenfalls auf der IFA 1973 präsentiert wurde. Dieses berührungslose optoelektronische Verfahren zur Auslesung der frequenzmodulierten Informationen wurde 1982 durch einen Laservision-Bildplattenspieler ergänzt. Trotz der hervorragenden Bildqualität, der einfachen Handhabung, der schnellen Zugriffsmöglichkeit auf einzelne Bildsequenzen und des HiFi-Stereotons blieb der erhoffte Erfolg auf dem Markt aus. [6]

Aus den verschiedenen Entwicklungsaktivitäten wurden jedoch die Grundtechnologien für die Audio-CD beibehalten. Telefunken/Teldec setzte auf die Mini Disc (MD), während Philips die Compact Disc (CD) entwickelte. Bereits zwei Jahre nach der ersten Vorführung vor Fachjournalisten im Jahr 1981 begannen internationale Gespräche zur Festlegung gemeinsamer Standards zwischen Philips und Sony, die zur massenhaften Produktion von Abspielgeräten und Platten führten. Auch Telefunken/Teldec schloss sich diesem internationalen Standard an. Doch lange bevor die "Silberscheibe" ihren Siegeszug antrat, gab es weltweit eine Vielzahl von Forschungsergebnissen mit unterschiedlichen Ansätzen, die es wert sind, ausgewählte Entwicklungsfortschritte zu betrachten und insbesondere die Rolle von Telefunken zu beleuchten.

 

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Bereits im Jahr 1830 experimentierte W. E. Weber mit Stiften, die die Schwingungen von Stimmgabeln und Saiten auf mit Ruß bedeckte Flächen aufzeichneten. Etwas Ähnliches geschah bei Edison, der um 1900 eine Nadel mithilfe einer schwingenden Membran in Bewegung versetzte, die Rillen in einen drehbaren Wachszylinder ritzte. Im Jahr 1888 erfand Emil Berliner die Schallplatte mit Rillen zur mechanischen Speicherung, die entsprechend den Tonschwingungen moduliert waren. "Grammophon" und "Grammophonplatte" waren bereits auf dem Markt und wurden zu allgemeinen Begriffen. Erst 45 Jahre später erfolgte ein weiterer Entwicklungsschritt, der eine wesentliche Verbesserung der Wiedergabe mit sich brachte. Von nun an wurden elektromagnetische Verfahren eingesetzt. Die von Schallplatten abgetasteten Tonsignale, die in elektrische Ströme umgewandelt wurden, konnten nun direkt in den Rundfunkbetrieb eingespeist werden, ohne dass Mikrofone verwendet werden mussten. Moderne Rundfunkempfänger verfügten nun über Eingangsbuchsen für Grammophone. Die Rechte an diesen Erfindungen

lagen bei Telefunken. Das Unternehmen stellte nicht nur Plattenspieler mit Federwerkantrieb her, sondern produzierte ab 1930 auch Rundfunkempfänger (Arcofar), die mit voll elektrischen Plattenspielern kombiniert waren. Dies waren die Vorläufer der später als "Musiktruhen" bezeichneten Anlagen, die aus Radio, Plattenspieler, Verstärkern und dynamischen Lautsprechern für den anspruchsvollen Heimgebrauch, aber auch für den Einsatz in Sälen bestanden. Im Jahr 1932 erwarb Telefunken die Urheberrechte des Küchenmeister-Konzerns, einschließlich Künstlern und Repertoire, und gründete die TELEFUNKENPLATTE GmbH. 1937 folgte der Erwerb der Deutsche Grammophon AG. Mehr dazu finden Sie im Kapitel "... und nun eine Telefunkenplatte". Inzwischen sorgte der Tonfilm für Aufsehen. Seit 1929 wurde der Lichtton in Form einer zusätzlichen Spur neben dem Bild für die Tonaufzeichnung verwendet. Durch die Tochtergesellschaft Klangfilm GmbH war Telefunken mit den entsprechenden Techniken vertraut und maßgeblich an der Weiterentwicklung der Technologie auf diesem Gebiet beteiligt.

Parallel zu den Techniken der mechanischen und elektromechanischen Aufnahme und Wiedergabe gab es Versuche mit magnetisierten ferromagnetischen Materialien. Beispielsweise experimentierte der Franzose Janet im Jahr 1887 mit Stahldraht und der Niederländer Wittediek setzte ein bewegtes Band ein, auf dem feine Teilchen beladene Gasstrahlen akustische und elektrische Wellen aufzeichneten. Im Jahr 1898 erhielt der Däne Poulsen ein Patent für eine Maschine, die Schallereignisse magnetisch aufzeichnen und wiedergeben konnte. Dieses Gerät namens "Telegraphon" erhielt auf der Pariser Weltausstellung 1900 einen Grand Prix, doch aus heutiger Sicht dürfte die Wiedergabequalität und andere Mängel leicht erkennbar sein.

Erst mehr als 30 Jahre später war die Zeit für eine völlig neue Idee gekommen. Der "Außenseiter" Fritz Pfleumer aus Dresden spielte dabei eine Rolle, die zunächst nichts mit der Tonaufzeichnung zu tun hatte, sondern mit Zigaretten. Luxusmarken verwendeten Mundstücke, die mit echtem Blattgold überzogen waren. Bei den Billigmarken wurde bronziertes Papier verwendet, das hässliche Spuren auf Lippen und Fingern hinterließ. Pfleumer bettete das Bronzepulver in einen Kunststofffilm ein, der keine Abfärbungen mehr verursachte und wie Gold aussah (siehe Bild 3).

 

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Zigaretten mit Goldmundstück - Grundidee zum »Magnetophonband«, Aufdruck der Zigarette im Vordergrund:
TEUTONEN GOLD No. 3 V2  CONSTANTIN HANNOVER.

 

Als "Allround-Erfinder" leistete Pfleumer einen Beitrag zum technischen Fortschritt der magnetischen Tonaufzeichnung, indem er einen Papierfilm mit Eisenpulver beschichtete. Im Jahr 1932 erhielt er ein Patent für diese Erfindung und konnte sie vorführen und anbieten. Geheimrat Bücher, der Leiter der AEG, einer der beiden Muttergesellschaften von Telefunken, erkannte die Bedeutung von Pfleumers Erfindung und machte sie zu einer Chefsache. Unter der Leitung von Eduard Schüller wurde ein spezielles Labor für die Entwicklung entsprechender Geräte eingerichtet. Schüller hatte zuvor als Mitarbeiter der Heinrich-Hertz-Gesellschaft die allgemeine magnetische Aufzeichnungstechnik anhand von Stahldrähten und Bändern erforscht und hatte bereits Bänder von Pfleumer erhalten und untersucht. Schüller brachte also umfangreiche Erfahrung auf dem Gebiet der magnetischen Schallaufzeichnung und -wiedergabe in die Entwicklung vielversprechender Geräte ein. Telefunken hatte das Problem schwacher Signalamplituden in der magnetischen Schallaufzeichnung durch die Verfügbarkeit von kleinen Röhren zur elektronischen Signalverstärkung bereits gelöst.

Das magnetische Band versprach aufgrund seiner Löschbarkeit, längeren Spieldauer und geringeren Kosten unzählige neue Anwendungsmöglichkeiten. Die AEG schloss daher einen Vertrag mit Pfleumer, und Geheimrat Bücher traf eine weitsichtige Vereinbarung mit dem Chef der BASF (IG Farben), seinem Freund Geheimrat Bosch, über die Entwicklung geeigneter Bänder, die den Anforderungen der Magnettonaufzeichnung und der Haltbarkeit bei der Wiedergabe in den noch zu entwickelnden Geräten gerecht werden würden. Im Jahr 1932 wurde ebenfalls ein Vertrag abgeschlossen, um gemeinsam ein magnetisches Aufzeichnungssystem auf der Basis eines Bands mit feinverteiltem ferromagnetischem Material zu entwickeln. Die Geräte sollten "Magnetophon" genannt werden und die Bänder "Magnetophonband". Sie sollten ausschließlich den beteiligten Unternehmen AEG und BASF zur Verfügung stehen.

Beide Unternehmen waren äußerst erfolgreich. Schüller verließ die bisherige Technik, bei der der Tonträger durch einen Magneten geführt wurde, und erfand bereits 1933 einen Ringkopf, der das Magnetband einseitig abtastete. Durch einen schmalen Luftspalt des Kopfes konnten hohe Frequenzen aufgezeichnet werden. Wilhelm Gaus von der BASF konzentrierte seine Entwicklungsarbeit schließlich auf das beschichtete Kunststoffband. Auf der 8. Großen Deutschen Funkausstellung 1935 in Berlin wurden fünf "Magnetophon"-Geräte (siehe Bild 4) ausgestellt. Sie waren mit drei Ringköpfen und drei Motoren ausgestattet, was separate Antriebe für das Band und die Wickel, die das Band trugen, bedeutete. Die Geräte hatten einen beeindruckenden Frequenzbereich von 50 bis 5000 Hz. Die Sensation war perfekt. Selbst ein Brand, der das Ausstellungsgelände heimsuchte und die fünf Geräte zerstörte, konnte dem Erfolg keinen Abbruch tun.

 

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Das erste »Magnetophon« der Welt, 1935.

 

Während die Wehrmacht ein starkes Interesse an tragbaren Geräten zeigte, die in Tornistern untergebracht werden konnten, weckte das "Magnetophon" erst im Jahr 1938 das Interesse der Reichsrundfunkgesellschaft. Für den zivilen Bedarf lag der Fokus vor allem auf der Wiedergabe von Musik, und ein entscheidender Fortschritt war die gleichzeitige Erfindung der Hochfrequenzvormagnetisierung durch von Braunmühl und Weber. Dies ebnete den Weg für die breitere Akzeptanz des "Magnetophons" und des "Magnetophonbands". Die AEG erwarb die Patentanmeldung der beiden Erfinder und präsentierte 1941 im UFA-Filmpalast am Zoo in Berlin das "Magnetophon" mit beeindruckender HiFi-Musikwiedergabe, was einen großen Erfolg darstellte.

Obwohl Deutschland im Zweiten Weltkrieg die Auslandspatente verlor, konnte dies den weltweiten Bekanntheitsgrad des "Magnetophons" und seinen Status als Gattungsbegriff nicht verhindern. Der amerikanische Erfinder Loughren gab in einem Aufsatz über Bandaufzeichnungsgeräte zu, dass sie nach Kriegsende in den Besitz von "Magnetophonen" gekommen seien und erst dann erkannt hätten, warum die Qualität, insbesondere bei der Musikwiedergabe, so herausragend war. Infolgedessen wurde die Marke "Magnetophon" von Telefunken, das die Aktivitäten im Bereich der Magnettonaufzeichnung von der AEG übernommen hatte, beim US-Patentamt registriert. Dies war ein großer Erfolg. Mit der Einführung der Compact Cassette (CC/Philips) gab es auch eine breite Auswahl an bespielten Kassetten. Trotz der niedrigen Bandgeschwindigkeit erfüllten diese Kassetten dank Rauschunterdrückungsverfahren wie Dolby B von Dolby und High Com von Telefunken HiFi-Standards.

Der Erfolg der Tonaufzeichnungstechnologie führte natürlich zur Überlegung, auch Bilder aufzuzeichnen. Bei Telefunken arbeitete Eduard Schüller intensiv weiter und entwickelte 1952 eine einfachere Methode im Vergleich zu den aufwendigen Lösungen in den USA: die Bandumschlingung eines oder mehrerer rotierender Köpfe. Dieses Verfahren, bekannt als "Schrägspuraufzeichnung" oder "helical scan", löste eine ähnliche Revolution wie das "Magnetophon" aus. Bereits 1967 präsentierte Telefunken auf der IFA zwei Bildbandgeräte für den Heimgebrauch (siehe Bild 5) als Entwicklungsmuster für Schwarz-Weiß- und Farbbilder nach dem Tri-PAL-System von Walter Bruch.

 

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Bildband-Gerät für den Heimgebrauch, 1967.

 

Im Jahr 1969 wurde schließlich der Prototyp eines Heim-Videorekorders entwickelt, gefolgt von einem halbprofessionellen Gerät im Jahr 1971. Die Verwendung der von Telefunken für das PAL-Fernsehen entwickelten Glasverzögerungsleitung sowohl in Betamax- als auch in VHS-Rekordern führte zu einer erheblichen Verbesserung der Bildqualität. Die Verwendung international standardisierter Kassetten zur Aufnahme des Magnetbands trug zur weltweiten Akzeptanz bei (siehe Bild 6).

 

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Telefunken-Flagge auf dem Kurfürstendamm, Internationale Funkausstellung, Berlin 1968

 

Obwohl alle Rekorder nach dem Prinzip der Schrägspuraufzeichnung arbeiten, gelang es nicht, einen europäischen Gerätestandard gegen das japanische Video Home System (VHS) von JVC durchzusetzen. Selbst das Rekorder-Montagewerk von Telefunken in Berlin/Märkisches Viertel, an dem JVC beteiligt war, produzierte Geräte nach dem VHS-System. Bei Telefunken wurde mit der Entwicklung einer Bildplatte ein neues Gebiet betreten, das aufgrund der darin enthaltenen Dichtspeichertechnik für plattenförmige Aufzeichnungsträger vielversprechend war. Schüller plante zunächst, das magnetische Aufzeichnungsverfahren zu nutzen und einen Diamanten zur Führung in der Rille einzusetzen. Ein "Laborunfall" führte jedoch zu einer besseren technischen Lösung. Der Magnetkopf brach, konnte jedoch weiterhin Informationen wiedergeben. Der Kopf wirkte nun nicht mehr als Ringkopf, sondern als magnetostriktiver Kopf. Anschließend wurden Diamant, Platte und Kopf optimiert. Gleichzeitig wurden im Telefunken Forschungsinstitut Ulm ab 1968 Laserlichtabtastungen untersucht und weiterentwickelt. Jedoch wollte der Kunde keine Platte, die er nicht selbst bespielen konnte.

Erst im Jahr 1979 präsentierte Philips vor Fachjournalisten eine Compact Disc (CD), bei der Techniken der Bildplatte genutzt wurden: berührungsloses Auslesen der digitalen Information mittels Halbleiter-Laser, Puls Code Modulation und einem Durchmesser von 12 cm. Im Jahr 1981 wurde die CD marktreif und war ein riesiger Erfolg, der zu einer schnellen internationalen Standardisierung führte. Dass sich daraus nun eine CD-ROM (Read Only Memory) oder DVD entwickelt hat, die bereit ist, den von Pfleumers Papierbändern entstandenen Magnettonbändern und Kassetten den Rang abzulaufen, ist eine natürliche Folge des fortwährenden Strebens nach Verbesserungen und Innovationen durch die vielen Erfinder in der globalen Medienwelt. Daher kommt dies nicht überraschend.

 

5. Senden

Vom Sender über die Antenne in den Äther 

Vor der Einführung digitaler Übertragungstechnik wurden verschiedene Techniken erfunden und entwickelt, die in den letzten 100 Jahren Anwendung fanden. Die Anfänge von Telefunken und der Sendertechnik führen uns in die Vergangenheit zurück. Am Anfang standen einfache Sendeeinrichtungen für die Nachrichtenübertragung mittels Morse-Code. Diese entwickelten sich schnell weiter zu Sende- und Empfangssystemen für die Telefonie- und Fernschreibverkehr. In den 1960er Jahren wurden diese Systeme zunehmend durch internationale Satellitenstrecken abgelöst. Seit der Einführung des Rundfunks im Jahr 1923 und später des Fernsehens entstanden immer fortschrittlichere Sendeanlagen, die im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich ergänzt und verbessert wurden.

 

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Heutzutage sind verschiedene moderne Verfahren für Rundfunk und Fernsehen weit verbreitet. Dazu gehören das Digital Audio Broadcasting (DAB), das Digital Video Broadcasting (DVB) und das Digital Radio Mondiale (DRM). Diese Technologien ersetzen nach und nach den herkömmlichen UKW-Rundfunk, das herkömmliche Fernsehen sowie den Lang-, Mittel- und Kurzwellen-Rundfunk in ihrer bisherigen Form. [7]

 

 

Digitaler Rundfunk - eine revolutionäre Innovation

Die Digitaltechnik hat längst Einzug in unseren Alltag gehalten, und der Begriff "digital" wird heute von jedem selbstverständlich verwendet, da er den modernsten Stand der technischen Produktentwicklung repräsentiert. In den Bereichen Telekommunikation und Informationstechnik ist die Digitalisierung bereits vollständig erfolgt. Auch in der Ton- und Fernsehrundfunkversorgung über Satellitendirektempfang wurde die Digitaltechnik weitgehend implementiert. Jedoch gibt es in der terrestrischen Rundfunktechnik noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Seit den frühen 1980er Jahren, als die Digitaltechnik im Bereich Audio und Video auf den Markt kam, wurde verstärkt nach Möglichkeiten gesucht, die vorhandenen terrestrischen Übertragungsverfahren zu verbessern. Im Konsumbereich haben Produkte wie die "Compact Disc" (CD), die "Digitalen CompactCassetten" (DCC) und digitale Kassettenrekorder (DAT = Digital Audio Tape) neue Maßstäbe in Bezug auf hochwertige Tonwiedergabe gesetzt. Der terrestrische Rundfunk erhielt Konkurrenz durch das Digitale Satelliten-Radio (DSR) und die Kabelnetze.  

 

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Digital Audio Tape [8]

 

Die Verfahren DAB, DVB und DRM stehen für eine revolutionäre Entwicklung und gelten als bedeutende Meilensteine im Bereich des digitalen Rundfunks. Diese Technologien ersetzen nach und nach den herkömmlichen UKW-Rundfunk, das herkömmliche Fernsehen sowie den Lang-, Mittel- und Kurzwellen-Rundfunk in ihrer bisherigen Form. Die zukünftigen digitalen terrestrischen Rundfunkdienste werden nicht nur höchste Ton- und Bildqualität bieten, sondern auch die Übertragung von Daten und zusätzlichen Informationen ermöglichen. Rundfunk wird somit als ein Multimediadienst definiert, der neben dem eigentlichen Rundfunkprogramm auch Zusatzinformationen wie Senderkennung, Programmart, Verkehrsinformationen und andere Texte sowie Steuerimpulse für betriebstechnische Abläufe zwischen Senderstandorten übertragen kann. Die Digitaltechnik wird bereits in allen Geräten und technischen Einrichtungen von Rundfunk- und Fernsehstudios eingesetzt. Es ist offensichtlich, dass diese neue Technik der herkömmlichen Analogtechnik überlegen ist, wenn es um die bestmögliche Ton- und Bildqualität auf dem Weg von der Aufnahme zur Wiedergabe geht.

 

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Analag zu Digital Wandung [9]

 

Anhand eines Musikbeispiels lässt sich veranschaulichen, wie die Übertragungskette von der Aufnahme bis zur Wiedergabe abläuft. Stellen wir uns einen Konzertsaal vor, in dem ein renommiertes Orchester eine klassische Sinfonie aufführt. Es sollte jedoch bedacht werden, dass der Mensch nur in der Lage ist, "analog" und nicht "digital" zu hören. Das direkte Hörerlebnis eines Orchesters ist in Bezug auf die Klangqualität unübertroffen. Wenn das Konzert für eine spätere Übertragung aufgezeichnet wird, erfolgt die Aufnahme der Musik zunächst analog mit mehreren Mikrofonen. Tonmeister und Toningenieur steuern den Aufnahmeprozess. Die riesige Menge an Audiosignalen wird dann durch einen Analog-Digital-Wandler in digitale Signale umgewandelt, um im Studio weiterhin tontechnisch bearbeitet zu werden. Schließlich liegt die Aufzeichnung des Konzerts in digitaler Form vor. Wenn das Konzert über einen terrestrischen Sender ausgestrahlt werden soll, steht man vor dem aktuellen Problem der Übertragungstechnik, da die Ausstrahlung über den Äther bisher nur in analoger Form möglich war. Das hochwertige digitale Signal musste daher vor der Aussendung erneut in ein analoges Signal umgewandelt werden. Dadurch geht ein Teil der durch aufwendige digitale Bearbeitungsprozesse erreichten Tonqualität verloren. Um diese Schwachstelle zu beheben und den nahtlosen Transport digitaler Signale bis zum Empfänger zu ermöglichen, wird seit 1986 intensiv an digitalen Übertragungsverfahren gearbeitet. Erste Ergebnisse liegen bereits vor, einige sind sogar bereits standardisiert und in der Einführungsphase, während andere kurz vor der praktischen Umsetzung stehen. Telefunken war und ist maßgeblich an den Entwicklungen, insbesondere bei DAB und DRM, beteiligt, gemeinsam mit anderen Unternehmen, Instituten, der Deutschen Telekom und den Rundfunkanstalten.

Um digitale Signale in einem schmalbandigen Übertragungskanal zu übertragen, sind Datenreduktion des Programmmaterials und entsprechende digitale Signalverarbeitung erforderlich. Dieser Vorgang wird als Quellencodierung bezeichnet. Dabei werden die Höreigenschaften des menschlichen Ohres berücksichtigt. Das Ohr nimmt Töne, die unter einer bestimmten Hörschwelle liegen, nicht mehr wahr. Auch leise Töne in der Nähe eines lauten Tons werden unterhalb einer bestimmten Mithörschwelle nicht wahrgenommen. Wenn es in einem akustischen Gemisch also Töne gibt, die ohnehin nicht wahrgenommen werden, kann auf ihre Übertragung verzichtet werden. Dadurch kann die Datenmenge erheblich reduziert werden. Neben der Quellencodierung sind bei digitalen Sendungen auch Kanalcodierung und geeignete Übertragungsverfahren erforderlich. Um Störungen von Funksignalen bei unterschiedlich langen Übertragungswegen weitestgehend zu vermeiden, wurde das COFDM-Verfahren gewählt. Quellencodierung, Kanalcodierung und die OFDM-Übertragungsstruktur kommen bei allen europäischen digitalen terrestrischen Rundfunk- und Fernsehsystemen zum Einsatz.

 

Das Medium Rundfunk - seine Entstehung und seine Bedeutung

Wenn wir also wie gewohnt am Morgen unseren Rundfunk- oder Fernsehapparat einschalten würden und nichts empfangen könnten, wäre das sicherlich beängstigend. Es würde uns bewusst machen, wie sehr wir uns mittlerweile auf dieses Medium verlassen und welche Abhängigkeiten davon bereits existieren. Rundfunk und Fernsehen sind zu einem selbstverständlichen Bestandteil unseres Lebens geworden und spielen eine entscheidende Rolle bei der Erfüllung unserer Informations- und Unterhaltungsbedürfnisse sowie bei der Förderung der gesellschaftlichen Kommunikation. Ohne Rundfunk und Fernsehen in ihrer aktuellen Form wäre unsere globalisierte Gesellschaft kaum vorstellbar. Das weltweite Netzwerk von Tausenden UKW- und Fernsehsendern, über 16.000 Mittel- und Langwellenstationen sowie mehr als 1.500 Kurzwellenstationen bildet das technische Rückgrat dieses Mediums. Darüber hinaus gibt es Tausende von Sende- und Empfangseinrichtungen, die für verschiedene Zwecke dienen, wie beispielsweise postalische und militärische Kommunikation, Übertragung von Wetterdaten, Presseinformationen, Polizeifunk, Diplomatenfunk und Navigationssignale. Telefunken ist dabei maßgeblich an diesen globalen Netzwerken beteiligt.

Weltweit wird die Anzahl der Rundfunkempfänger, die Ultrakurzwelle sowie Lang- und Mittelwelle empfangen können, auf 2,5 Milliarden geschätzt, wovon etwa 800 Millionen auch für den Kurzwellenempfang ausgerüstet sind. Etwa 100 Millionen Menschen weltweit hören zu jeder Minute Kurzwellenprogramme. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung der Kurzwelle für den Austausch politischer und kultureller Informationen zwischen verschiedenen Völkern und Kulturkreisen. Die drahtlose Übertragung hat eine grenzenlose Bedeutung erlangt. Die Funktechnik, mit der die Geschichte von Telefunken im Jahr 1903 begann, ist auch heute noch in der modernen IT- und Kommunikationswelt verankert. Seit der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz im Jahr 1888 wurden experimentelle Erkenntnisse in praktische Anwendungen umgesetzt. Marconi wird häufig als erster erfolgreicher Funkpionier genannt, aber auch andere Wissenschaftler und Ingenieure in verschiedenen Ländern waren zu dieser Zeit an ähnlichen Entwicklungen beteiligt. In Deutschland führten Forscher wie Slaby, Arco und Braun erfolgreiche Funkversuche durch.

Im Jahr 1903 wurde schließlich die "Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H." gegründet, die später den Zusatz "System Telefunken" erhielt. Seitdem hat Telefunken eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Funktechnik gespielt und ist auch heute noch maßgeblich an den neuesten Entwicklungen im Bereich der digitalen Rundfunk- und Kommunikationstechnik beteiligt.

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Bereits 1903 fand in Berlin eine erste Konferenz über »Regulierungsfragen der drahtlosen Telegraphie für den Seefunk« statt. Auf einer zweiten internationalen Konferenz 1906,ebenfalls in Berlin, wurden u. a. bereits Fragen zur Frequenzkoordinierung behandelt. Das Bild zeigt eine Fahrt der Delegierten zur Station Nauen, auf Einladung der Deutschen Reichspost und von Telefunken.

 

Die drahtlose Telegraphie, bei der einzelne Zeichen oder Zeichenfolgen mittels des Morsealphabets übertragen wurden, war der erste Anwendungsbereich der drahtlosen Übertragungstechnik. Dies war ein bahnbrechender Fortschritt, der zunächst als Ergänzung zu den vorhandenen drahtgebundenen Übertragungstechniken genutzt wurde. Mit der Entwicklung der Modulationstechnik, bei der hochfrequente Schwingungen einer Sendeapparatur mit einem niederfrequenten Ton moduliert und auf der Empfangsseite wieder demoduliert werden konnten, um sie hörbar zu machen, wurden die grundlegenden technischen Voraussetzungen für die Übertragung von Sprache und Musik geschaffen. Der Rundfunk, der damals allgemein als "Radio" bezeichnet wurde, wurde somit der nächste Anwendungsbereich der drahtlosen Übertragungstechnik. Durch begleitende Entwicklungen und Erfindungen wurden Sender und Empfänger technisch immer weiter verbessert, was schließlich die Grundlage für den Rundfunk als späteres Massenmedium schuf.

Die Gründung von Telefunken war ein bedeutender Schritt, um den Erfindergeist und das Wissen der Forscher und Ingenieure auf dem Gebiet der drahtlosen Übertragungstechnik zu bündeln und in wirtschaftliche Nutzung umzusetzen. Das Unternehmen Telefunken spielte eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung und Verbesserung von Sender- und Empfangstechnologien und trug so zum Aufbau des Rundfunks als Massenmedium bei. Im Laufe der Zeit wurden weitere Anwendungsbereiche für die drahtlose Übertragungstechnik erschlossen. Neben dem Rundfunk wurden drahtlose Verbindungen für Telefonie, Fernschreiben und andere Kommunikationszwecke genutzt. Telefunken war auch in diesen Bereichen aktiv und trug zur Weiterentwicklung der drahtlosen Übertragungstechnik bei. Die Gründung von Telefunken vor rund 100 Jahren markierte einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der drahtlosen Übertragungstechnik und legte den Grundstein für die weiteren Entwicklungen und Anwendungen in diesem Bereich. Das Unternehmen Telefunken ist ein wichtiger Teil des facettenreichen Mosaiks dieser Ära der Erfindungen und der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten drahtloser Übertragungstechnik.

 

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Übersicht der deutschen Sendebezirke und Gesellschaften 1929/1930. Kartendarstellung des »Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen«.

 

Im Jahr 1906 erfanden Lee de Forest und Robert von Lieben unabhängig voneinander die Verstärkerröhre, die heute in verbesserter Form als Triode bekannt ist. Diese Erfindung ermöglichte die Verstärkung von elektrischen Signalen und bildete die Grundlage für die Entwicklung von Röhrensendern. 1913 entwickelte Alexander Meißner das Rückkopplungsprinzip, bei dem ungedämpfte Schwingungen mittels einer rückgekoppelten Verstärkerröhre erzeugt werden konnten. Diese Innovation war entscheidend für die Entwicklung von Röhrensendern, die maßgeblich von Graf von Arco vorangetrieben wurden und die zuvor verwendeten Hochfrequenz-Maschinensender ablösten.

Während des Ersten Weltkrieges führten Hans Bredow und Alexander Meißner in den Jahren 1917 erste probeweise Wort- und Musiksendungen mit Hilfe von Röhrensendern und Rückkopplungsempfängern an der Westfront durch. Diese Sendungen waren aus technischer Sicht ein Meilenstein für den Beginn des deutschen Rundfunks. Die eigentliche Wiege des Rundfunks in Deutschland befand sich jedoch in der Station Königs Wusterhausen bei Berlin, von der am 22. Dezember 1920 das erste Weihnachtskonzert über Langwelle ausgestrahlt wurde. Es folgten weitere Instrumentalkonzerte und die Übertragung der Oper "Madame Butterfly" am 8. Juni 1921.

Die Organisation des deutschen Rundfunks war anfangs ein administrativer Prozess. Bereits vor 1923 existierten Funkvereine und Radioclubs, die empfahlen, dem Beispiel Englands zu folgen und den Ausbau des Rundfunks privaten Gesellschaften zu übertragen. Im Jahr 1922 wurden die "Deutsche Stunde, Gesellschaft für Drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH" und die "Rundfunkgesellschaft mbH" gegründet. In der "Rundfunkgesellschaft" hatten sich drei Unternehmen unter der Führung von Telefunken zusammengeschlossen, die den Bau der Sendeanlagen und den Vertrieb von Empfangsgeräten selbst übernehmen wollten. Diese Monopolstellung stieß jedoch auf den Widerstand der Deutschen Reichspost. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden, bei dem die Deutsche Reichspost für den Bau und Betrieb der Sendeanlagen zuständig sein sollte, während die privaten Gesellschaften für die Programmgestaltung verantwortlich waren. Am 29. Oktober 1923 eröffnete Hans Bredow, damals Staatssekretär im Reichspostministerium, offiziell den regulären deutschen Rundfunkbetrieb. Die erste Sendung fand im Gebäude der Schallplattenfirma Vox in Berlin statt. Hans Bredow ging später als "Vater des deutschen Rundfunks" in die Geschichte ein.

 

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Nach der offiziellen Eröffnung des Rundfunks in Deutschland 1923 wurden umgehend weitere Ortssender installiert. Das Bild zeigt den ersten Stuttgarter Rundfunksender 1924.

 

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Die rasante Entwicklung in der Funktechnik sowohl in Europa als auch in Amerika führte zu einer Vielzahl von Patentanmeldungen, da das wirtschaftliche Potenzial dieser neuen Technologie offensichtlich war. Marconi hatte bereits mit seinen Patenten und der erfolgreichen Vermarktung seiner Erfindungen gezeigt, welchen Wert die Funktechnik besaß. Zunächst gab es Patentstreitigkeiten zwischen Telefunken und vergleichbaren Konkurrenten in England, Frankreich und den USA, die später jedoch durch Lizenzverträge geregelt wurden.

Im Laufe der Entwicklung des Rundfunks wurden Frequenzbereiche festgelegt, die bis heute Gültigkeit haben. Die Langwelle (LW), Mittelwelle (MW) und Kurzwelle (KW) sind die klassischen Frequenzbänder im Bereich von 150 kHz bis 30 MHz. Später kam der Ultrakurzwellen-Rundfunk (UKW) hinzu, der heute im Bereich von 87,5 bis 108 MHz betrieben wird. Das Fernsehen arbeitet in verschiedenen Frequenzbändern zwischen 48 und 960 MHz. Diese Frequenzbänder sind ausschließlich für den terrestrischen Rundfunk vorgesehen, d.h., die Programme werden von erdgebundenen Sendestationen ausgestrahlt. Ein großer Vorteil der terrestrischen Übertragung ist die Möglichkeit des mobilen Empfangs mit tragbaren Radios und Autoradios. Diese Möglichkeit besteht bei Satellitentechnik nicht, da eine direkte Sichtverbindung zwischen Satellit und Empfänger erforderlich ist. Die Satellitentechnik wurde zunächst für Nachrichtendienste wie Telefon, Telex und Telefax entwickelt, später jedoch auch für Fernsehen, Radio und Navigationssysteme wie GPS und GLONASS genutzt.

Ein weiterer Vorteil des terrestrischen Rundfunks ist die Möglichkeit, Programme über die Landesgrenzen hinaus auszustrahlen. Dies hat nach wie vor große politische Bedeutung in einer Zeit, in der Konflikte weltweit auftreten. Darüber hinaus erreicht die Kurzwelle praktisch jeden Punkt der Welt, unabhängig von geografischen Koordinaten. Ein Kurzwellenprogramm kann im tiefsten Dschungel genauso empfangen werden wie in einer Wüste.

Heutzutage wird der klassische Rundfunk im Langwellen-, Mittelwellen- und Kurzwellenbereich oft belächelt und als "Dampfradio" bezeichnet, hauptsächlich aufgrund der begrenzten Tonqualität und der atmosphärischen Störungen auf dem Übertragungsweg. Tatsächlich hat sich in diesem Bereich seit Beginn des Rundfunkzeitalters kaum etwas verbessert. Die analoge Signalverarbeitung wird nach wie vor angewendet und die international vereinbarten Frequenzraster, die nur eine sehr schmale Audiobandbreite von 9 oder 10 kHz für die Übertragung ermöglichen, wurden in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Daher ist das Stichwort für die letzten Jahre und die Zukunft auch hier: Digitaltechnik.

 

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DAB (Digital Audio Broadcasting) und UKW-Rundfunk [7]

Das EUREKA-Projekt DAB-EU 147 wurde 1986 auf Initiative der Bundesrepublik Deutschland gestartet und leitete eine neue Ära in der Rundfunktechnik ein. Es war ein europäisches Forschungsvorhaben, an dem mehrere Länder beteiligt waren. Rundfunkanstalten, Forschungsinstitute, die Deutsche Telekom und namhafte Industrieunternehmen waren als Gründungsmitglieder dieses Konsortiums vertreten. TELEFUNKEN Sendertechnik gehörte als Gründungsmitglied zu den führenden Partnern und war maßgeblich an der Festlegung der technischen Standards für das DAB-System beteiligt. DAB wurde als der bedeutendste Fortschritt in der Radiotechnologie seit der Einführung des UKW-Rundfunks propagiert, mit dem Ziel, den UKW-Rundfunk innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre abzulösen. Die offizielle Einführung von DAB in Deutschland war für die Internationale Funkausstellung 1995 in Berlin geplant.

Dieses ehrgeizige Ziel wurde jedoch weder 1995 noch bei den darauffolgenden Funkausstellungen 1997 und 1999 in der beabsichtigten Form erreicht. Obwohl ab 1995 in Deutschland und anderen europäischen Ländern, insbesondere in England und Schweden, Sendernetze aufgebaut wurden, um eine flächendeckende Versorgung mit DAB-Programmen zu gewährleisten, verzögerte sich die Produktion kostengünstiger Empfänger von Jahr zu Jahr. Erst auf der Internationalen Funkausstellung 2001 konnten die Hersteller die ersten DAB-Empfänger zu akzeptablen Preisen vorstellen. Die Einführung neuer Systeme, Verfahren und Produkte geht oft mit der Frage einher, wer sie nutzt und wem sie nützt. Bei der Einführung von DAB kam es zwangsläufig zu Konflikten zwischen den beteiligten Parteien wie den Geräteherstellern (Sender- und Empfängerindustrie), den Betreibern (Rundfunkanstalten und Telekom), den Service-Providern (Programmproduzenten und Diensteanbieter) und den Konsumenten (Hörer und Käufer von Empfangsgeräten). Die Aussage, dass DAB das Nachfolgesystem des UKW-Rundfunks sei und diesen innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums ablösen werde, war aus Sicht von 1995 kontraproduktiv, da die Hörer bei weitem noch nicht überzeugt waren, dass ihnen ein deutlich verbessertes Rundfunksystem angeboten wurde. Eine breit angelegte Werbekampagne durch die Medien und Rundfunkanstalten, um den Konsumenten das neue DAB-System zu erklären und Interesse zu wecken, blieb aus, obwohl den Rundfunkanstalten zusätzliche Gebühreneinnahmen zur Verfügung standen, die auch für diesen Zweck genutzt werden konnten. Es wurden sogar politische Beschlüsse zur Förderung der Einführung von DAB gefasst. In Deutschland hatten die Deutsche Telekom und einige ARD-Anstalten, insbesondere der Bayerische Rundfunk, bereits mit dem Ausbau von DAB-Sendernetzen begonnen.

In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob das technisch brillante DAB-System entweder zu früh oder am Markt vorbei entwickelt wurde. Angesichts der bereits getätigten Investitionen, des fachlichen Engagements und politischer Zusagen ist dies jedoch kaum anzunehmen. In technischer Hinsicht hat das DAB-System nur noch wenig mit den bisherigen Übertragungstechniken des Tonrundfunks gemein, abgesehen von der Aussendung eines hochfrequenten Signals. Das DAB-Studio und der DAB-Sender ähneln eher einem Rechnernetzwerk und einer intelligenten Anordnung von Prozessoren mit nachgeschalteter Hochfrequenz-Verstärkerstufe. Das System ist nicht kompatibel mit dem UKW-Rundfunk und erfordert, wie bereits erwähnt, neue Sendernetze und Empfänger. Für die europaweite Einführung von DAB wurden bereits 1995 auf der Europäischen Konferenz für Post und Telekommunikation (CEPT) 73 Frequenzblöcke für zukünftige DAB-Dienste im UKW-Band, im Fernseh-Band III und im L-Band festgelegt, um ab dem Jahr 2008 eine einheitliche Frequenznutzung auf dem Kontinent zu ermöglichen. Jeder Frequenzblock hat eine Bandbreite von 1,536 MHz und kann im Multiplexbetrieb eine Nutzbitrate von 1,5 MBit/s für in der Regel sechs Stereo-Hörfunkprogramme in CD-Qualität sowie zusätzliche Daten wie Verkehrsinformationen, Reiseinformationen, Grafiken und Bilder über einen einzigen Sender übertragen.

 

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25/50 W-DAB-Sender,Typ S 5375 (L-Band, 1452-1492 MHz), im Tischgehäuse. Mit DAB-Sendern können bis zu sechs Rundfunkprogramme gleichzeitig ausgestrahlt werden.

 

Zur Datenreduktion wird beim DAB-Verfahren das vom Institut für Rundfunktechnik (IRT) entwickelte Quellkodierverfahren MUSICAM benutzt. Im Vergleich zu einer CD mit 1411 KBit/s kann die Datenrate auf ca. ein Siebtel der ursprünglichen Datenmenge reduziert werden, ohne dass ein hörbarer Qualitätsunterschied wahrgenommen wird. Die Audiosignale, die als komprimierte Datenströme vorliegen, werden mit Datenströmen anderer Informationsquellen in einem Multiplexer zum so genannten »Ensemble« vereinigt. Das so gewonnene Multiplexsignal wird dann einem COFDM-Modulator zugeführt, in dem das komplette »Ensemble« zerlegt und auf mehr als 1.500 einzelne Trägerfrequenzen verteilt wird. Jeder einzelne Träger wird nach dem DOPSK-Verfahren moduliert und zeit- und frequenzmäßig mit den anderen verschachtelt. Alle Träger gemeinsam werden als digitales Signal in einem maximal 1,536 MHz breiten Frequenzblock zusammengefasst und vom Sender über die Antenne abgestrahlt. Das von dem französischen Forschungsinstitut CCETT federführend entwickelte COFDM-Verfahren eignet sich besonders zur Vermeidung von Störungen bei Mehrwegeempfang und gestattet eine großflächige Versorgung im Gleichwellenbetrieb (SFN). Ein DAB-Programmpaket mit bis zu sechs Programmen kann somit von mehreren in einem großen Gebiet verteilten Sendern auf der gleichen Frequenz ausgestrahlt werden.

 

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Autofahrer-Rundfunk-Informationen [10]

 

Von allen terrestrischen Rundfunksystemen hat bisher der Stereo-UKW-Rundfunk die beste Tonqualität geboten. Komfortable Zusatzdienste, wie das 1974 eingeführte »Autofahrer Rundfunk lnformations«-Verkehrsfunksystem (ARI) und das 1988 von der ARD eingeführte »Radio Data System« (RDS) kamen hinzu. Diese Dienste bietet auch das DAB-System einschließlich zusätzlicher Datenübertragungen. Es sollte nicht vergessen werden, dass UKW eigentlich nicht für den mobilen, sondern nur für den stationären Empfang entwickelt wurde. Die Einführung von UKW in Deutschland geschah eher aus einer Notsituation heraus mit gewissermaßen politischem Hintergrund - doch dazu später. Erstaunlich war dann doch für alle Beteiligten, wie relativ gut UKW auch mobil, also im Autoradio oder mit dem Taschenempfänger, funktioniert. Empfangsunterbrechungen, Zischen und Rauschen, bedingt durch Signalauslöschungen bei Mehrwegeempfang oder Abschattungen durch hohe Gebäude oder bei Fahrten durch bergige Landschaften, waren zwar störend, wurden aber in Kauf genommen. Bei DAB tritt dies nicht mehr auf. 

So wie Telefunken das moderne DAB-System in der Entwicklung begleitet und mitgestaltet hat, war das Unternehmen auch bei der Entwicklung des UKW-Rundfunks über mehr als sieben Jahrzehnte maßgeblich beteiligt. Blicken wir zurück in die Entstehungsgeschichte des UKW-Tonrundfunks, der uns seit 50 Jahren als das fortschrittlichste und qualitativ beste terrestrische Rundfunksystem begleitet. Schon 1925 dachte man daran, höhere Frequenzen für den Rundfunk zu nutzen. Man erkannte, dass zur Übertragung von Bildsignalen beim Fernsehen zu jener Zeit bereits auch im Stadium der Grundlagenentwicklung - die Modulationsbandbreite bei Mittel- und Kurzwelle nicht ausreicht.

Fritz Schröter schlug bereits 1926 in einem Telefunken-Patent vor, gebündelte Wellen zwischen 10 m und 1 m, Ultrakurzwellen also, zur Ausstrahlung von Fernsehprogrammen in Großstädten zu nutzen. In einem Bericht für die Weltingenieurkonferenz 1929 in Tokio empfahl Schröter die Nutzung der Frequenzen des UKW-Bandes für den lokalen Tonrundfunk und das Fernsehen. Auf der anderen Seite des Atlantiks war es der Rundfunkpionier E. H. Armstrong, der 1927 in einem US-Patent vorschlug, statt der Amplitudenmodulation (AM) die Frequenzmodulation (FM) zu nutzen, um atmosphärische Störungen zu vermeiden. Erst 1933 erkannte er, dass die UKW-Frequenzen für die Frequenzmodulation und damit für Rundfunkdienste sehr geeignet sind.

In der spannenden Entstehungsgeschichte des Rundfunks zeigt sich hier ein weiteres Mal die Parallelität der vielfältigen Aktivitäten in Forschung und Entwicklung, die an verschiedenen Orten von verschiedenen Personen zu gleicher Zeit entfaltet wurden. So wie Schröter die Eignung der UKW-Frequenzen für einen späteren Tonrundfunk erkannte, war es Armstrong, der die Frequenzmodulation (FM) erfand. Beides zusammen, Frequenz (UKW) und Modulation (FM), sind die technischen Merkmale des später entstandenen und bis heute weltweit präsenten UKW-Rundfunks.

 

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Bild von Abraham Esau [11]

 

Das Frequenzband der Ultrakurzwellen umfasst das Spektrum von 30 bis 300 MHz. Wenn heute von UKW-Rundfunk die Rede ist, dann betrifft dies lediglich den Bereich von 87,5 bis 108 MFIz. Doch geeignete Sende- und Empfangseinrichtungen für diesen Frequenzbereich mussten erst entwickelt werden. Abraham Esau, der bei Telefunken bis 1923 u.a. für Weitempfangsanlagen zuständig war, gelang es Ende 1925, einen 100 W-Sender für die Betriebsfrequenz 100 MHz zu entwickeln, was bei dem damaligen Stand der Röhrentechnik noch schwierig war. 1928 führte die Firma C. Lorenz AG zusammen mit Esau Reichweitenversuche mit Ultrakurzwellen-Sendern durch, und  im Jahr darauf nahm Telefunken Ausbreitungsmessungen von Ultrakurzwellen im Stadtgebiet von Berlin vor. Versuche mit amplitudenmodulierten UKW-Sendern folgten, wobei man erkannte, dass die Störanfälligkeit beim Empfang, verursacht durch elektrische Geräte und Kraftfahrzeuge, geringer war als bei der Mittelwelle. Die Senderöhren wurden weiter verbessert und ermöglichten die Fierstellung leistungsstärkerer UKW-Sender. Telefunken stellte im Jahr 1932 einen Ultrakurzwellen-Sender für das Fernsehen mit einer Leistung von 16 kW vor, der seinerzeit als der in seiner Klasse leistungsstärkste Sender der Welt galt. An seiner Entwicklung war Werner Buschbeck maßgeblich beteiligt, der später, von 1941 bis 1945, Leiter der Senderentwicklung bei Telefunken war. Die für das Fernsehen in den Jahren 1929-1943 genutzten UKW-Frequenzen lagen zunächst noch zwischen 40 und 55 MHz.

Im Deutschland der Nachkriegsjahre musste die Rundfunkinfrastruktur erst neu aufgebaut werden. Der Wellenplan von Kopenhagen 1948, der im März 1950 in Kraft trat, sah für Deutschland nur einige Mittelwellen-Frequenzen vor. Werner Nestel, in seiner von 1947 bis 1956 ausgeübten Funktion als Technischer Direktor des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), schlug vor, in Deutschland den UKW-Rundfunk mit Frequenzmodulation einzuführen. Der UKW-Rundfunk wurde am 1. März 1949 offiziell in Betrieb genommen und erfuhr später, 1963, eine seiner bedeutendsten Innovationen mit der Einführung des StereoTon-Verfahrens. Mit der Entscheidung für den UKW-Rundfunk begann der zügige Ausbau der Sendernetze. Für Telefunken, als Hersteller von Sendern und zugehöriger Antennen, folgte eine Periode von 50 Jahren intensiver Entwicklungsarbeit, geprägt durch sich ständig ergänzende und auch neue Senderkonzepte sowie die schnell fortschreitende Entwicklung im Bereich der Bauelemente.

Gefragt waren Systemlösungen für komplette Sendestationen mit einfachen Betriebs- und Wartungsabläufen. Die erheblich bessere Tonqualität beim UKW-Rundfunk - der deshalb auch etwas euphorisch »Welle der Freude« genannt wurde - gegenüber der Lang-, Mittel- und Kurzwelle löste bei den Hörern Begeisterung aus. Die Emp­fängerindustrie und damit auch der entsprechende Geschäftszweig von Telefunken erlebten einen rasanten Nachfrageschub. Während dieser Zeitspanne von 50 Jahren entstanden bei Telefunken mehrere Generationen von UKW-Sendern, die den jeweils neuesten Stand der Technik repräsentierten und der Firma hohes Ansehen auf dem nationalen und internationalen Markt sicherten. Im deutschen UKW-Sendernetz stammt annähernd jeder zweite Sender aus dem Hause Telefunken.

Zwei Namen verdienen in diesem Zusammenhang besondere Erwähnung: Wolfgang Burkhardtsmaier, der Chef der Entwicklung im Fachgebiet Sender von 1961 bis 1974, und Wilhelm Kleische, der die UKW-Entwicklungabteilung leitete. Unter der Federführung von Burkhardtsmaier, der 1939 im Senderlaboratorium von Telefunken begann, wurde 1950 ein 10 kW-UKW-Röhrensender entwickelt, der zur ersten Generation von UKW-Sendern gehörte. Später entstand eine Senderfamilie mit den Leistungsklassen 250 W, 1 kW, 3 kW und 10 kW. Eine hohe Betriebszuverlässigkeit und geringe Betriebskosten waren für die Stationsbetreiber von besonderem Interesse.

Die zügig fortschreitende Entwicklung in der Halbleitertechnik führte zu einer völlig neuen UKW-Senderfamilie. Leistungstransistoren, die Anfang der siebziger Jahre auf den Markt kamen, waren geeignet, an volltransistorisierte Sender bis zunächst 1 kW zu denken. Es entstand eine Senderfamilie nach dem Baukastensystem, einschließlich aller notwendigen Zusatzeinrichtungen wie Stereokoder und Ballempfänger. Grundbausteine waren ein 50 W-Transistorsender, der auch als Steuerstufe eingesetzt wurde, und ein 350 W-Transistor-Leistungsmodul. Diese waren konstruktiv so ausgelegt, dass keine Lüfter zur Kühlung benötigt wurden, die freie Konvektionskühlung reichte aus, selbst bei hohen Umgebungstemperaturen, z. B. beim Betrieb in tropischen Ländern. Durch Parallelschaltung von 350 W-Modulen konnten so Ausgangsleistungen bis 3 kW erreicht werden. Da die Transistorsender mit ihrer hohen Zuverlässigkeit - wie sich im praktischen Betrieb erwies - phantastische MTBF - 

Werte (Mean Time Between Failure/mittlere Zeit zwischen Fehlern) von über 40.000 Stunden erreichten, lag es nahe, für mehrere Programmsender auf einer Station nur noch einen Reservesender vorzusehen. Dies führte zur Entwicklung der »n+1-Automatik«, wobei »n« für die Anzahl der Programmsender steht und »i« für den Reservesender. Anfang der siebziger Jahre gingen die ersten UKW-Transistorsender in Betrieb. Die Fachwelt war von dem technischen Konzept überzeugt. Telefunken begann mit der weltweiten Vermarktung dieser Senderfamilie. Noch waren - im Vergleich zu den Röhrensendern - die Transistorsender mit Leistungen über 3 kW zu teuer. Mit den Fortschritten in der Halbleitertechnik kamen schon bald stärkere Leistungstransistoren zu günstigeren Preisen auf den Markt, was erneut eine Anpassungsentwicklung im Bereich der Sender auslöste. Der 50 W-Transistorsender wurde in seiner Leistung auf 100 W und das 350 W-Leistungsmodul auf 500 W erhöht (Bild 5).

 

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500 W-UKW-Rundfunksender, volltransistorisiert, im Tischgehäuse. In der Mitte der 500 W-Verstärker-Einschub, mit dem durch mehrfache Parallelschaltung Sender mit Ausgangsleistungen bis 3 kW hergestellt wurden.

 

In weiteren Innovationsschritten wurde die Ausgangsleistung der Transistorsender abermals gesteigert, bis letztlich auch die io kW-Leistungsklasse in voller Transistorausführung zu vertretbaren Verkaufspreisen zur Verfügung stand..

 

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10 kW-UKW-RundfunkSendeanlage auf dem Fernsehturm Berlin-Alexanderplatz in 4 + i-Konfiguration, d. h.vier Programmsender und ein Reservesender.

 

Dieses sehr erfolgreiche Konzept modularer Bauweise ermöglicht es heute, durch Parallelschaltung von Verstärkerstufen praktisch jede gewünschte Senderleistung zwischen 20 W und 10 kW zusammenzustellen. Die Ausgangsleistung der Verstärkermodule wird durch interne, parallel geschaltete Leistungsbaugruppen erreicht. Fällt eine dieser Baugruppen aus, führt dies nicht zum Ausfall des gesamten Senders, sondern lediglich zu einer Reduzierung der Ausgangsleistung. Die betroffene Station läuft also bis zum Eintreffen des Reparaturteams ohne Programmunterbrechung weiter. Dieses Konzept führte dazu, dass heute fast alle in Betrieb befindlichen UKW-Sendestationen vollautomatisch, d. h. ohne technisches Personal vor Ort laufen. Die Betriebskosten konnten hierdurch erheblich gesenkt werden. Dieses modulare Senderkonzept mit seinen Bausteinen hat sich mit mehreren tausend verkaufter Einheiten am Markt überaus erfolgreich behauptet. Es erreichte einen technischen Reifegrad, der kaum noch verbessert werden kann.

Erwähnenswert ist auch dies: Die Betriebszuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit der Sender war so überzeugend, dass eine »Schwesterfamilie« für den Flugfunk entwickelt wurde. Die Bundesanstalt für Flugsicherung erteilte Telefunken einen Auftrag über 50 W-VHF- und 30 W-UHF-Sender für den »ground-to-air«- Sprechfunkverkehr. Von 1979 bis 1983 wurden alle deutschen Verkehrsflughäfen mit diesen Sendern neu ausgerüstet.

 

DVB (Digital Video Broadcasting) und das terrestrische Fernsehen

Zum weltweit beliebtesten Massenmedium ist fraglos das Fernsehen geworden. Wie beim Hörfunk hat auch beim Fernsehen die Digitaltechnik in den letzten zehn Jahren einen entscheidenden Wandel in der Übertragungstechnik bewirkt. Neben dem DAB-System wurde fast zeitgleich in Europa das DVB-Verfahren entwickelt, wobei es zwischen den Experten zeitweise zu heftigen Kontroversen um Vorzüge und Nachteile der beiden Verfahren kam. Die DVB-Fraktion vertrat die Ansicht, dass ihr Verfahren in der Lage sei, die digitale Ausstrahlung von Hörfunkprogrammen mit übernehmen zu können und somit das DAB-Verfahren eigentlich überflüssig sei. Die Auseinandersetzung wurde letztlich durch die Ergebnisse von Feldversuchen und Pilotprojekten beendet, die zeigten, dass beide Verfahren ihrer ursprünglichen Aufgabenstellung entsprechend richtig positioniert sind, d. h. DAB ist vorrangig für den mobilen und DVB vorrangig für den stationären Empfang konzipiert.

Die Vorteile von DVB sind eine bessere Nutzung der zur Verfügung stehenden Frequenzen sowie die gleichzeitig mögliche Ausstrahlung von Radioprogrammen und multimedialen Diensten. In einem bisherigen Fernsehkanal lassen sich beispielsweise, abhängig von der benutzten Datenrate, bis zu vier Fernsehprogramme gleichzeitig übertragen. Benutzt wird das MPEG-2-Verfahren, bei dem die Datenrate für ein Fernsehprogramm zwischen 2 und 15 Mbit/s gewählt werden kann. Bilder mit hohem Bewegungsanteil, z. B. bei Sportsendungen, benötigen eine größere, Bilder mit geringen inhaltlichen Veränderungen eine kleinere Bitrate. Als Modulationsverfahren für DVB-T wurden OPSK, 16-OAM und 64-OAM festgelegt. Neben dem terrestrischen Übertragungsweg, auf den aus historischer Sicht noch eingegangen wird, gibt es die neu hinzugekommenen Übertragungstechniken durch Kabel und über Satelliten. Das jeweils angewendete DVB-Verfahren wird deshalb durch eine entsprechende Buchstabenkennung verdeutlicht: DVB-T für Terrestrisch, -C für Kabel und -S für Satellit.

Dem terrestrischen Fernsehempfang kommt beispielsweise in Europa eine regional sehr unterschiedliche Bedeutung zu. Von den rund 43 Millionen Fernsehhaushalten im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich) empfangen nur noch ca. 9 % das Fernsehen terrestrisch, aber ca. 35 % über Satellit und ca. 56 % über Kabel. Ein anderes Bild ergibt sich für die rund 206 Millionen Fernsehhaushalte in ganz Europa, von denen immerhin noch ca. 50 % das Fernsehen terrestrisch empfangen. Diese Verteilung zeigt, welche Bedeutung die terrestrische Übertragung nach wie vor hat. TELEFUNKEN Sendertechnik hat sich bei der Erarbeitung des DVB-T-Standards aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht in gleicher Weise engagiert wie bei DAB und DRM. Das Schwergewicht wurde stattdessen auf die Entwicklung einer neuen Sendergeneration für das künftig digitale terrestrische Fernsehen gelegt, unter Berücksichtigung aller bisher gewonnenen Erkenntnisse und unter Nutzung modernster Bauelemente.

An der Entwicklung des Fernsehens haben mehrere spezielle Bereiche Anteil. Neben der »Zerlegung des Bildes« mussten Techniken für die Aufnahme, die Aussendung und die Wiedergabe entwickelt werden. In diesem Kapitel sollen nur jene historischen »Meilensteine« der Fernseh-Sendertechnik aufgezeigt werden, an denen Telefunken entscheidenden Anteil hatte. Die anderen Entwicklungsgebiete sind im nachfolgenden Kapitel beschrieben. Bredow beschäftigte schon 1924 der Gedanke, neben demTon auch das Bild im Rundfunk - als Fernsehrundfunk - zu übertragen. Bei Telefunken begann die Fernsehentwicklung in enger Zusammenarbeit mit dem Physiker August Karolus. Der später von Fritz Schröter gemachte Vorschlag - aufbauend auf einem seiner Telefunken-Patente von 1926 -, künftig die Ultrakurzwellen für den FHörfunk und das Fernsehen zu nutzen, gewann dabei wegweisende Bedeutung.

Die Deutsche Reichspost führte bereits 1927 gemeinsam mit Telefunken Fernseh-Versuchssendungen auf Kurzwelle zwischen Amerika und der Empfangsstation Beelitz bei Berlin durch. Der durch Reflektionen des Signals auf dem Übertragungsweg verursachte Mehrfachempfang zeigte, dass eine Übertragung auf Kurzwelle unbrauchbar ist. Zwischen 1929 und 1930 unternahm die Deutsche Reichspost weitere Versuchssendungen,diesmal auf Lang- und Mittelwelle. Hierfür wurde der 1,5 kW-MW-Sender Berlin-Witzleben auf der Frequenz 641 kHz und ab Mai 1930 der Deutschlandsender II in Zeesen auf der Langwellenfrequenz 183,5 kHz mit einer Leistung von 35 kW genutzt. Als historisch bedeutsamer Tag ging der 9. März 1929 in die Fernsehgeschichte ein: Die Berliner Presse berichtete in einem Extrablatt unter der Überschrift »Fernsehen in Berlin geglückt« über die erste erfolgreiche Fernsehausstrahlung in der vorangegangenen Nacht zwischen 23.10 Uhr und 0.30 Uhr. Die Sendung lief über den 1,5 kWSender Berlin-Witzleben.

Ab 1930 erfolgten ständig Verbesserungen der Fernsehnorm, zunächst von 30 auf 48 Zeilen bei einer Bildfrequenz von bislang 12,5 auf 25 Bilder/Sekunde. Die hierfür benötigte größere Bandbreite der Sender war nur durch die Nutzung höherer Übertragungsfrequenzen - nämlich Ultrakurzwellen - möglich. Regelmäßige Versuchssendungen auf UKW begannen 1932 von der Station Witzleben mit einem 16 kW starken Sender von Telefunken, der im Frequenzbereich von 35 bis 50 MHz arbeitete und eine Bandbreite von 125 kHz hatte. Damit konnte die Zeilenzahl auf 90 erhöht werden - ein weiterer Schritt hin zu einer besseren Bildqualität. Die Sendeantenne war auf dem 138 m hohen Funkturm angebracht, der damit zum Fernseh-Funkturm wurde. 1934 nahm ein weiterer Telefunken-Sender mit einer Leistung von 20 kW den Betrieb auf, der zur Aussendung des Bildsignals genutzt wurde, während der bisherige 16 kWSender das Tonsignal ausstrahlte. Ein Jahr zuvor hatte man die Zeilenzahl erneut erhöhen können - auf 180 Zeilen die übertragene Bildqualität verbesserte sich damit entscheidend

 

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Nach ihrer Machtergreifung 1933 erkannten die Nationalsozialisten sehr schnell den propagandistischen Stellenwert des Fernsehens und forcierten umgehend dessen Weiterentwicklung bis zur offiziellen Einführung. Die bevorstehende Olympiade 1936 in Berlin war fraglos einer der Gründe für die Eile. Der Welt sollte die technische Führungsposition Deutschlands auch in diesem Bereich demonstriert werden. Hans Bredow hatte wohl bereits vorher erkannt, dass der Rundfunk in die Maschinerie einer Reichspropaganda eingebunden werden würde - er trat am 30. Januar 1933 als Rundfunk-Kommissar zurück. Am 22. März 1935 wurde der Deutsche Fernsehrundfunk als erster »regelmäßiger Fernseh-Programmbetrieb der Welt« eröffnet. Die Sender, über die das Programm ausgestrahlt wurde, waren die bereits beschriebenen Telefunken-Sender der Station Berlin Witzleben. Als zweites Land der Welt folgte Großbritannien, dort konnte ab November 1936 »ferngesehen« werden. In den USA wurde das Fernsehen am 10. April 1939 anlässlich der New Yorker Weltausstellung offiziell eröffnet. [12] [13]

Das von der Deutschen Reichspost 1935 konzipierte Fernsehsendernetz mit insgesamt 20 Standorten zur flächendeckenden Versorgung für ganz Deutschland konnte nur noch teilweise realisiert werden. Mit Kriegsbeginn wurden bereits gelieferte oder in Auftrag gegebene Sender anderweitig - nämlich für militärische Zwecke - verwendet. Die schweren Luftangriffe im November 1943 zerstörten die bestehenden Sendeeinrichtungen in Berlin. Der Deutsche Fernsehrundfunk hatte damit seine Existenz verloren. Erhalten geblieben waren die Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung sowie der technische Erfahrungsschatz derjenigen Mitarbeiter, die nach dem Krieg noch zur Verfügung standen. Dieses Wissen war die Basis für eine nun fortzusetzende Entwicklung der Technik in Vorbereitung der offiziellen Wiedereinführung des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland. Dies geschah am 25. Dezember 1952 durch den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). Wenige Tage zuvor hatte man auch in der DDR die ersten Versuchssendungen aufgenommen. Der offizielle Sendebeginn des DDR-Fernsehens war der 21. Dezember 1955.

Der Sendebetrieb in der Bundesrepublik begann mit den Stationen Flamburg, Hannover, Köln, Langenberg und Berlin. Für das 1. Programm wurden Frequenzen in den VHF-Bereichen I (41-68 MHz) und III (174-216 MHz) genutzt. Als die Planung für das 2. Programm und die 3. Programme begann und diese Frequenzspektren nicht mehr ausreichten, kamen die auf der Zweiten Europäischen Rundfunk-Konferenz in Stockholm 1961 beschlossenen und zugeteilten Frequenzen im UHF-Bereich IV/V (470-790 MHz) hinzu. Das zweite Programm (ZDF) nahm am 1. April 1963 seinen Betrieb auf.

Die Technik der Fernsehsender wurde nach 1960 wesentlich durch zwei prinzipielle Komponenten bestimmt: durch die Anwendung von Röhren (Leistungstetroden) einerseits und die von Klystrons andererseits.Obwohl Klystrons einen geringeren Wirkungsgrad hatten und deutlich teurer als Röhren waren, lag ihr Vorteil doch in einem höheren Verstärkungsfaktor und einer erheblich längeren Lebensdauer. Telefunken entschied sich bei UHF-Sendern in den Leistungsklassen 10 und 20 kW für die Verwendung von Klystrons. Mit dem ersten 20 kW-Sender dieser Generation wurde 1960 die Station Bremen ausgestattet. Doch die Röhrenentwicklung machte in den folgenden 30 Jahren erhebliche Fortschritte, und so setzte sich die Röhre letztlich gegen das Klystron durch. Ab 1990 führte Telefunken eine weitere UHF-Sendergeneration am Markt ein. Sender mit Leistungen bis 20 kW waren nun ausschließlich mit Tetroden (Röhren) bestückt (Bild 7).

 

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10 kW-UHF-Fernsehsender (Doppelsender),Typ S 5352, auf der Station Berlin-Schäferberg, Betriebsübergabe Februar 1993. Zur Vermeidung von längeren Programmunterbrechungen besteht eine Sendereinheit aus einem »aktiven« und einem »passiven« Sender (Reservesender).

 

Ab 1952 begann der Ausbau und die Erweiterung der Fernsehsendernetze in Deutschland, was zu einem planbaren Marktsegment für die Hersteller von Sendern wurde. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundespost und den ARD-Anstalten wurden technische Lösungen für Senderkonzepte entwickelt, die höchsten qualitativen Anforderungen in Bezug auf Leistung und Zuverlässigkeit gerecht wurden. Diese Lösungen hatten jedoch auch ihren Preis und beschränkten die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt.

Die verkürzten Innovationszyklen, die in allen Bereichen der Technik zu beobachten sind, machten auch vor der Sendertechnik nicht halt. Seit Mitte der 1990er Jahre sind neuartige Halbleiterbauelemente auf dem Markt erhältlich und führten zu einer neuen Generation von volltransistorisierten DVB-Sendern mit Leistungen von 2 bis 10 kW. Damit hat die Transistortechnik auch in diesem Bereich die Röhrentechnik verdrängt. Mit dieser neuen Senderfamilie konnte der Zeitabschnitt des digitalen terrestrischen Fernsehens beginnen.

 

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20 kW-UHF-Fernsehsender, Typ S 5381, mit passiver Vorstufenreserve, volltransistorisiert, für die Station Stuttgart-Frauen köpf, Inbetriebnahme 1996. Dieser Sendertyp wurde bereits für den späteren DVB-T-Betrieb konzipiert.

 

DRM (Digital Radio Mondiale) und der Langwellen-, Mittelwellen- und Kurzwellen Rundfunk [14]

Das DRM-System (Digital Radio Mondiale) hat eine Renaissance des AM-Rundfunks (Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle) in der Ära der Digitaltechnik eingeleitet. Seit der Entwicklung digitaler Rundfunk- und Fernsehverfahren wie DAB und DVB ab 1986 stellt sich die Frage, was mit dem klassischen AM-Rundfunk geschehen soll. Diese Frage beschäftigte die Rundfunkanstalten, Organisationen und insbesondere die Industrie zunehmend.

Im Jahr 1996 wurde das von der Europäischen Kommission genehmigte Projekt EU 1559 NADIB gestartet, das die Realisierung eines schmalbandigen digitalen Übertragungsverfahrens für Hörfunkprogramme des AM-Rundfunks zum Ziel hatte. Die Deutsche Telekom und TELEFUNKEN Sendertechnik arbeiteten gemeinsam mit dem Daimler-Benz-Forschungsinstitut in Ulm an einem Einträgerverfahren mit APSK-Modulation unter Verwendung eines von der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelten Quellkodierverfahrens. Praktische Erprobungen fanden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom ab 1994 mit einem von TELEFUNKEN Sendertechnik gelieferten 1 kW-MW-Sender in der Station Berlin-Köpenick auf der Frequenz 810 kHz statt. Daraus entstand das T2M-Verfahren (Telekom-Telefunken Multicast System), das erstmals am 25. April 1997 bei der Einweihung neuer Sendeanlagen in der Station Nauen vorgestellt wurde. Mit einem 500 kW-KW-Telefunken-Sender wurde dabei eine Live-Sendung über Kurzwelle durchgeführt, um das neue Verfahren zu demonstrieren. Bemerkenswert am T2M-Verfahren war die Möglichkeit der gleichzeitigen Aussendung des Programms in analoger und digitaler Form.

 

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Die Zusammenarbeit der europäischen Forschungsarbeiten in diesem Projekt führte schnell zur Erkenntnis, dass es sinnvoll wäre, von Anfang an eine breite internationale Basis für die Entwicklung eines innovativen, digitalen Übertragungsverfahrens für den AM-Rundfunk zu schaffen. Aus diesem Grund wurde eine formale Organisation namens "Digital Radio Mondiale" (DRM) gegründet. Ihr Ziel war es, ein weltoffenes, uneigennütziges System für den digitalen AM-Rundfunk zu entwickeln und einen einzigen Weltstandard einzuführen.

Am 5. März 1998 unterzeichneten 20 Vertreter weltbekannter Rundfunkorganisationen, Forschungsinstitute und der Industrie, darunter auch TELEFUNKEN Sendertechnik, in Guangzhou, China, ein Memorandum of Understanding, das im September 1998 durch einen Konsortiumsvertrag ersetzt wurde. Damit wurde DRM als internationales Konsortium gegründet, dem mittlerweile über 70 Mitglieder angehören, darunter auch das Institut für Rundfunktechnik (IRT), die Universität Ulm, die Universität Hannover und die FH Merseburg als assoziierte Mitglieder. DRM trat somit 100 Jahre nach den ersten Funkversuchen von Marconi, Slaby und von Arco in das digitale Zeitalter des AM-Rundfunks

 

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Zeichnung der Station Nauen mit Darstellung der Funkreichweiten von 1906 bis 1918. Das Stationsgebäude trägt noch den Schriftzug »Drahtloser Überseeverkehr«, 1918 geändert in »TRANSRADIO«.

 

Die Entwicklung der Rundfunksender begann mit den Funkensendern, auch als "Knallfunkensender" bezeichnet, die auf dem Braun'schen Kopplungsprinzip basierten und von Telefunken bis etwa 1909 gebaut wurden. Als nächste Generation kamen die Löschfunkensender hinzu. Im Jahr 1906 stellte Max Wien eine Löschfunkenstrecke vor, die störende Kopplungsschwingungen, wie sie bei den Knallfunkensendern auftraten, vermied. Arco erkannte den Vorteil dieser Erfindung und verwendete eine von Telefunken weiterentwickelte Serienlöschfunkenstrecke für die nachfolgenden "Tönenden Löschfunkensender". Mit diesen Sendern konnte die Antennenleistung von anfänglich ca. 35 kW auf bis zu 80 kW gesteigert werden, und Entfernungen von mehr als 5.000 km konnten überbrückt werden. Parallel dazu wurden Lichtbogensender nach dem Prinzip von Valdemar Poulsen entwickelt. Die Firma C. Lorenz stellte solche Sender her, während bei Telefunken von Carl Schapira ein eigener Lichtbogensender entwickelt wurde, der jedoch keine große wirtschaftliche Bedeutung erlangte, hauptsächlich aufgrund von Patentrechtsstreitigkeiten.

In den Jahren 1911/1912 erfolgte der Übergang von den Löschfunkensendern, die letztendlich Leistungen von bis zu 100 kW erreichten, zur Generation der Maschinensender. Pioniere wie Nikola Tesla, Reginald Fessenden, Ernst F. W. Alexanderson, Maurice Latour und Rudolf Goldschmidt waren an der Entwicklung von Maschinensendern beteiligt, die Leistungen von einigen hundert Kilowatt erreichten. Arco gelang es bis 1912, den Reifegrad dieses Sendertyps durch die Verbindung der Hochfrequenzmaschine mit ruhenden Frequenzwandlern (System Epstein-Graf Arco) entscheidend zu verbessern. Mit diesen Sendern konnten Frequenzen von 15 bis 150 kHz erzeugt werden. Der erste Maschinensender mit einer Leistung von bis zu 100 kW wurde 1912 in Nauen in Betrieb genommen. Mit später erreichten Leistungen von 400 kW konnten Entfernungen von mehreren tausend Kilometern überbrückt werden, und somit war ein weltumspannender Funkverkehr möglich.

 

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Blick in den Sendersaal der Station Nauen um 1922. Das Bild zeigt links und rechts die 400 kW-Maschinensender, in der Mitte den Sender mit 100 kW. [15]

 

Im Jahr 1911 wurde Nauen erweitert und 1918 in die Tochtergesellschaft "Transradio" eingegliedert, die von Telefunken gegründet wurde. 1920 wurde das beeindruckende Sendergebäude eingeweiht, das vom Architekten Hermann Muthesius entworfen wurde. Vor 1914 entstand ein weltweites Funknetzwerk zu den Telefunken-eigenen Stationen Sayville/USA, Montevideo/Uruguay und Cartagena/Kolumbien sowie zu den Cegenstationen Kamina/Togo, Windhuk/Deutsch-Südwestafrika und von Yap/Westkarolinen zu den anderen damaligen deutschen Besitzungen in der Südsee. Ab 1921 stattete Telefunken unter anderem die Stationen Malabar/Java-Indonesien, Kootwijk/Holland, Torre Nuova/Italien, Prado del Rey/Spanien, Nagoya/Japan und Monte Grande/Argentinien mit Maschinensendern aus. Es wurden feste Funklinien zwischen Nauen und diesen Stationen eingerichtet.

Die von Telefunken von 1911 bis 1913 errichtete Station Sayville auf Long Island bei New York wurde als direkte Schwesterstation von Nauen angesehen. Heutzutage beschäftigt sich ein Radioclub namens FLIWH (Friends of Long Island Wireless History) mit der Geschichte dieser Station und sammelt Spuren von Telefunken in den Vereinigten Staaten aus jenen Jahren. Einige Teile des ehemals in Sayville betriebenen 100 kW-Telefunken-Maschinensenders sind heute im Ford Museum in Dearborn, Michigan, ausgestellt.

Die Verwendung von Kurzwelle und Röhrentechnik war für die zukünftige Entwicklung der Funktechnik von großer Bedeutung. In den frühen 1920er Jahren machten amerikanische Funkamateure die Entdeckung, dass große Entfernungen mit geringer Sendeleistung über Kurzwellen überbrückt werden können. Diese Erkenntnis wurde auch von Telefunken sofort aufgegriffen und intensiv untersucht, da man schnell erkannte, welche neuen Möglichkeiten sich daraus ergeben könnten. Die Generation der Maschinensender erreichte in den mittleren 1920er Jahren unter der maßgeblichen Leitung von Otto Böhm den Höhepunkt ihrer technischen Reife. Doch mit dem raschen Fortschritt der Technologie endete diese Ära mit dem Aufkommen der Röhrensender. Die Ingenieure der Maschinensender-Generation mussten mit Wehmut zur Kenntnis nehmen, dass ihre Technik für die neuen Röhrensender kaum noch verwendbar war.

Basierend auf der von Robert von Lieben erfundenen gesteuerten Glühkathodenverstärkerröhre (1906/1912) und dem 1911 an Otto von Bronk vergebenen Patent für einen Hochfrequenzverstärker entwickelte sich ab 1913/1914 mit der Hochvakuumröhre ein Produktzweig, der für viele Bereiche von Telefunken wegweisend werden sollte, einschließlich der Sendertechnik. Ab 1924 begann Telefunken mit Röhrensendern den ersten kommerziellen Kurzwellenverkehr von Nauen über den Atlantik nach Buenos Aires auf der Frequenz 4 MHz. Die Station Königs Wusterhausen, neben Nauen die zweitwichtigste Station von Telefunken zu dieser Zeit, rüstete ab 1926 ihre vorhandenen Sender auf Röhrensender um.

 

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Kollegen Wilhelm T. Runge

 

Eine herausragende Persönlichkeit in der Röhrenentwicklung bei Telefunken war Hans Rukop, der zusammen mit seinen Kollegen Wilhelm T. Runge, Wilhelm Kümmerer und Werner Buschbeck an der Weiterentwicklung der Röhre als Bauelement für Sender maßgeblich beteiligt war. Ab 1926 bestimmten die Röhrensender über einen Zeitraum von siebzig Jahren die Nachrichten- und Rundfunk-Sendetechnik, bis die Verwendung von Halbleitern aufkam, die es heute ermöglichen, Leistungen von mehreren hundert Kilowatt bei Lang- und Mittelwellensendern zu erzeugen, dank intelligenter Schaltungsanordnungen. Lediglich für Hochleistungs-Kurzwellensender sind entsprechende Halbleiterbauelemente noch nicht verfügbar.

Der Bedarf an Röhrensendern und -anlagen wurde ab 1925 hauptsächlich durch die Fortschritte im Rundfunkbereich ausgelöst. Schnell entstanden Rundfunksender im Lang- und Mittelwellenbereich, wie zum Beispiel der im Jahr 1925 fertiggestellte 5 kW-Langwellensender namens "Deutschlandsender", der im folgenden Jahr von Königs Wusterhausen das "Deutsche Welle Hochschulprogramm" ausstrahlte. Bereits 1927 folgte der "Deutschlandsender II" mit einer Leistung von 24 kW, die durch den Einsatz neuer, wassergekühlter Leistungsröhren im Jahr 1931 auf 60 kW erhöht werden konnte. Der "Rheinlandsender" auf der Station Langenberg, der mit 15 kW arbeitete, war 1927 der stärkste Mittelwellensender Europas. Die Ära der "Großsender" kündigte sich an. Zwischen 1930 und 1934 stattete Telefunken die Stationen Mühlacker, Langenberg, Breslau, Berlin (Tegel) und Hamburg (Billwerder/Moorfleet) mit Mittelwellensendern aus, die anfangs eine Leistung von 60 kW hatten, später aber auf 100 kW aufgerüstet wurden. Dabei kam auch die legendäre Senderöhre RS 300 zum Einsatz, die von Siemens & Halske und Telefunken gemeinsam entwickelt wurde.

Die gute Empfangbarkeit von Kurzwelle über große Entfernungen führte dazu, dass die Deutsche Reichspost die Ausstrahlung eines Kurzwellenprogramms für im Ausland lebende Deutsche in Erwägung zog. Versuchssendungen mit einem 5 kW-Sender und musikalischen Darbietungen stießen auf begeisterte Resonanz. Am 26. August 1929 begannen die ersten Kurzwellen-Rundfunksendungen von der Station Zeesen bei Königs Wusterhausen mit einem 8 kW-"Weltrundfunksender" von Telefunken auf der Frequenz 9.560 kHz.

 

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Der erste deutsche, von Telefunken gelieferte Kurzwellen-Rundfunksender (Weltrundfunksender), mit einer Leistung von 8 kW, nahm seinen Betrieb am 26. August 1929 von der Station Zeesen/Königs Wusterhausen auf. [16]

 

Für die Olympischen Spiele 1936 wurden der Station acht Sender mit jeweils 50 kW Leistung zur Verfügung gestellt, um weltweit jederzeit Reportagesendungen empfangen zu können. Diese Sender erhielten passend zum Anlass den Namen "Olympia Sender". Telefunken lieferte vier dieser Sender, die durch fortschrittliche Entwicklungsmerkmale gekennzeichnet waren. Hauptmerkmale waren die 1934 eingeführte Anoden-B-Modulation, die einen verbesserten Wirkungsgrad ermöglichte, sowie eine schnelle Umstimmbarkeit bei Frequenzwechsel. In nur etwa 30 Jahren hatte sich seit den Anfängen der drahtlosen Übertragungstechnik durch ständig neue und erfindungsreiche Ingenieurleistungen ausgereifte Sender- und Funksysteme entwickelt, die sich je nach Anwendungsbereich zu eigenständigen Produktlinien entwickelten. Es gab einerseits Rundfunksender für den Langwellen-, Mittelwellen- und Kurzwellenbereich und andererseits Nachrichten- oder Telekommunikationssender, die aus der drahtlosen Telegraphie und Telephonie hervorgingen und durch die Erfindung der Einseitenbandtechnik 1936 eine besondere technische Perfektionierung erfuhren. Die Produktlinie der Nachrichtensender war wiederum in zivil-kommerzielle Anwendungen und militärische Anwendungen unterteilt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Rundfunknetz in Deutschland und den besetzten Gebieten weiter ausgebaut, um für Propagandazwecke genutzt zu werden. Im Jahr 1943 umfasste das Netz 107 Lang- und Mittelwellensender sowie 23 Kurzwellensender, die größtenteils von Telefunken hergestellt wurden. Doch die Anforderungen stiegen weiter an, da die Versorgung in den Empfangsgebieten verbessert werden sollte und Sender mit höherer Leistung benötigt wurden.

Ein erwähnenswerter Sender ist der LW-Sender in Herzberg/Elster, der im Jahr 1939 in Betrieb genommen wurde und dessen anfängliche Leistung von 150 kW auf 500 kW erhöht wurde. Die Wehrmacht erhielt mehrere mobile 20 kW-MW-Sendeanlagen. Ab Mitte 1940 verfügte das Reichspropagandaministerium nur noch die Ausstrahlung eines Einheitsprogramms. Sendungen für lokal begrenzte Gebiete bedurften einer Sondergenehmigung, und der Empfang ausländischer Sendungen war bereits seit langem verboten. Der Rundfunk in Deutschland wurde zu einem Instrument der Propaganda. Die Zerstörungen des Krieges führten zur Stilllegung von Produktion und Forschung. Doch bereits im Jahr 1946 konnte unter der Leitung von W. T. Runge trotz immenser technischer und organisatorischer Schwierigkeiten, teilweise bedingt durch die schrittweise gelockerten Beschränkungen seitens der Alliierten für den Bau von funktechnischen Geräten, die Produktion von Sendern wieder aufgenommen werden.

 

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100 kW-LW-Rundfunksender, Station Königs Wusterhausen. Der Sender wurde 1946 als erster Nachkriegssender in sieben Monaten von Telefunken errichtet und diente bis 1990 als Reservesender der Deutschen Post (DDR). [17]

 

Zum Kundenkreis von Telefunken gehörten die neu gegründeten Rundfunkgesellschaften und die Deutsche Post. 1955 übernahm Runge die Leitung des Telefunken-Forschungsinstituts in Ulm, die in Berlin beheimatete Senderentwicklung leiteten bis 1961 W. Buschbeck und A. Ruhrmann. Das Grundkonzept einer nächsten Sendergeneration wurde ausgearbeitet. Die Entwicklungsaufgaben für die amplitudenmodulierten Sender der Nachkriegszeit waren gekennzeichnet durch die Verbesserung der technischen Daten und der Oualitätswerte, vorrangig der Erreichung eines höheren Wirkungsgrads, verbesserter Klirrfaktor- und Nebenwellenwerte, eine stärkere Senderleistung unter Anwendung siedegekühlter Röhren und eine konstruktive Umgestaltung der Sender von der offenen Anordnung der Bauelemente hin zur Schrankbauweise. Der 1949 in Betrieb genommene 100 kW-MW-Sender für RIAS Berlin war einer der letzten, der in offener Bauweise geliefert wurde.

 

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100 kW-MW-Rundfunksender, RIAS Berlin, Baujahr 1949. Einer der letzten von Telefunken gelieferten Sender in offener Bauweise - später ging man auf die platzsparende Schrankbauweise über.

 

Es entstanden neu entwickelte 20 kW- und loo kW-KW-Nachrichten- und Rundfunksender sowie LW- und MW-Rundfunksender mit Leistungen bis 600 kW für den in- und ausländischen Markt.

 

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50 kW-MW-Rundfunksender, Station Bogota, Radio Nacional de Columbia, Betriebsaufnahme 1957. Das Bild zeigt den Sender in Schrankbauweise geöffnet. In den Schränken von links nach rechts: 1. Modulator, 2. HF-Steuer- und Verstärkerstufen, 3. HF-Treiberstufe, 4. HF-Endstufenröhre und Schwingkreiskondensatoren, 5. Schwingkreisspule der HF-Endstufe und Koppelkreis, 6. Schaltfeld.

 

Von 1961 bis 1974 leitete W. Burkhardtsmaier die Senderentwicklung in Berlin und führte eine Reihe weiterer bedeutender Verbesserungen in den Senderstufen durch. Auf seine Anregung hin begann 1973 die Entwicklung eines neuen Modulationsverstärkers, basierend auf einem Patent von A. Leiter, das bereits 1963 an Telefunken erteilt worden war.

Auf Kundenseite stieg die Nachfrage nach Angeboten, die neben Sendern und Antennen auch alle anderen Einrichtungen einer Station einschließlich der Infrastruktur umfassten. Der Begriff "turn-key project" (schlüsselfertiges Projekt) wurde zu einem Wettbewerbsfaktor und führte zur Schaffung entsprechender Spezialabteilungen innerhalb des Unternehmens. Telefunken entwickelte sich zu einem "Systemanbieter". Um die Kosten für das Betriebspersonal zu senken, entstand die Generation der Automatiksender, hauptsächlich für Kurzwellenstationen. Diese Sender waren in der Lage, innerhalb eines 24-stündigen Turnus ohne technische Unterstützung häufige Abstimmvorgänge aufgrund mehrerer Frequenzwechsel durchzuführen. Alle Steuerungs- und Überwachungsvorgänge einer Station wurden automatisiert und fernüberwacht.

Die ersten 20 kW-Kurzwellensender mit automatischer Abstimmung wurden als Nachrichtensender für die Bundespost-Stationen Elmshorn bei Hamburg und Usingen/Bonames bei Frankfurt/Main zwischen 1960 und 1965 in Betrieb genommen. Es folgten 100 kW-Kurzwellen-Rundfunksender für die Station Jülich, und schließlich von 1970 bis 1974 500 kW-Kurzwellen-Rundfunksender für die neue Station Wertachtal der Deutschen Bundespost bei Augsburg. Wie die Olympischen Spiele 1936 in Berlin einen Meilenstein für die Sendertechnik setzten, tat dies auch die Olympiade 1972 in München. Telefunken rüstete die Station Wertachtal mit neun 500 kW-Sendern (später erweitert auf 15 Sender) für die Übertragung der Spiele durch die Programme der Deutschen Welle aus. Zusätzlich wurde ein Antennenwahlschalter installiert, der es ermöglichte, jeden Sender mit einer der 74 installierten Antennen zu verbinden. Die Station wurde für den vollautomatischen Betrieb konzipiert und erreichte eine Betriebszuverlässigkeit von weit über 99%. Bis heute gilt sie als eine der modernsten Kurzwellen-Rundfunkstationen der Welt.

 

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Antennenwahlschalter (AWS) auf der KW-Rundfunksendestelle Wertachtal bei Augsburg der Deutschen Telekom. Der AWS ist über zwei Stockwerke aufgebaut und ermöglicht, jeden der 15 Sender mit je 500 kW auf jede der 74 Antennen zu schalten. Inbetriebnahme 1972/1973.

 

Im Jahr 1974 begann Telefunken darüber nachzudenken, wie die verschiedenen Arten von Sendern und Leistungsklassen rationalisiert und vereinheitlicht werden könnten. Das interne Projekt mit dem Arbeitstitel "RUSEP" (Rundfunksender-Einheitsprogramm) führte zur Entwicklung eines modularen Systems für Lang-, Mittel- und Kurzwellensender. Es wurden Basisbausteine entwickelt, die für Sender mit Leistungen von 100 kW, 300 kW und 600 kW (500 kW für KW) verwendet werden konnten. Unabhängig davon, ob es sich um einen Langwellen-, Mittelwellen- oder Kurzwellensender handelte, konnten nun einheitliche Vorstufen, Hochspannungsgleichrichter und Modulationsverstärker eingesetzt werden. Jeder Sender wurde nur noch mit zwei Hochleistungsröhren gleichen Typs bestückt, jeweils eine im Modulationsverstärker und eine im Hochfrequenz-Leistungsverstärker, mit Ausnahme einer Treiberröhre.

Für die Anwendung wurde das neu entwickelte PANTEL-Verfahren verwendet, das auf der PDM-Technik (Puls-Dichtemodulation) basiert. Dadurch wurde ein sehr hoher Wirkungsgrad der Sender erreicht, was zu erheblichen Energieeinsparungen führte. Zusätzlich wurde das DAM-Verfahren (Dynamic Amplitude Modulation) entwickelt, das die Trägerleistung des Senders in Abhängigkeit vom Modulationsgrad steuerte und dadurch die Energiekosten weiter senkte. Um die Bedeutung dieser Kosten zu verdeutlichen, seien folgende Daten genannt: Ein älterer Mittelwellensender mit 600 kW Leistung verursachte bei 7.000 Betriebsstunden im Jahr etwa 380.000 Euro Stromkosten. Ein PANTEL-Sender mit derselben Leistung konnte aufgrund seines besseren Wirkungsgrads und der Anwendung des DAM-Verfahrens Einsparungen von bis zu 200.000 Euro erzielen, was einer Halbierung der jährlichen Stromkosten entsprach. Der erste MW-Sender dieser neuen PANTEL-Generation mit 300 kW Leistung wurde 1978 im RIAS-Berlin in Betrieb genommen. Die bekanntesten nationalen und internationalen Rundfunkorganisationen waren Kunden dieser neuen Sender.

 

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Die von Telefunken errichtete Kurzwellen-Rundfunkstation Flevoland/Niederlande wurde in Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit Prinz Claus der Niederlande am 19. Mai 1987 offiziell dem Betrieb übergeben. Neben Prinz Claus links im Bild Drs. A.W.W. von der Bos, Vorsitzender des Verwaltungsrats NOZEMA, und H.A.M. Hoefnagels, Vorsitzender des Vorstands Wereldemroep.

 

Mit über 125 weltweit verkauften Sendern bis zum Jahr 1992 und einer installierten Senderleistung von insgesamt mehr als 43.000 kW wurde die PANTEL-Senderfamilie fürTelefunken zur erfolgreichsten Sendergeneration aller Zeiten. In der Zwischenzeit waren neue, leistungsstärkere und für den Einsatz in einem Sender geeignete Halbleiterbauelemente entwickelt worden und am Markt erhältlich. Die bei der Senderentwicklung zyklisch wiederkehrende Frage, ob eine Neuentwicklung unter Verwendung neuartiger Bauelemente gestartet werden solle oder nicht, löste Anfang der neunziger Jahre erneut eingehende Konzeptstudien und Wirtschaftlichkeitsberechnungen aus. Ein neuer 500 kW-Kurzwellensender,Typ S 4105, mit Halbleiter-Modulationsverstärker wurde entwickelt.

 

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500 kW-Kurzwellensender, Typ S 4105, mit Halbleitermodulator. Vier dieser Sender wurden auf der modernisierten Station Nauen der Deutschen Telekom am 25. April 1997 dem Betrieb übergeben.

 

Parallel dazu entstanden Ideen zu einer neuen Sendergeneration für den Lang- und Mittelwellenbereich in volltransistorisierter Ausführung, die unter der Typenbezeichnung »TRAM« vorgestellt wurde. Dieses Konzept war durchgängig von dem Prinzip der modularen Bauweise bestimmt. Basisbaustein ist ein 1 kW-Leistungsmodul, mit dem durch Parallelschaltung alle Leistungsklassen realisiert werden können. Jedes Modul enthält einen PDM-Modulator und eine eigene Funktionsüberwachung. Durch Zusammenschaltung von 50 kW-Verstärkerblöcken über eine neuartige Parallelschalteinrichtung können Senderleistungen bis 1.000 kW erreicht werden.

 

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500 kW-LW-Rundfunksender in Halbleiterausführung,Typ TRAM/P 500 L, auf der Station Zehlendorf bei Berlin für das Programm von Deutschland Radio Berlin auf der Frequenz 177 kHz. Betriebsübergabe 30. März 1999

 

Wenn gleich in diesem Kapitel der Schwerpunkt auf Rundfunksender gelegt wurde, so soll doch nicht vergessen werden, dass über alle Jahrzehnte hinweg bis heute kommerzielle Nachrichtensender zum Produktprogramm von Telefunken gehörten. Auch zu der eben skizzierten TRAM-Produktlinie gehören Sender für spezielle Anwendungsfälle. Ein Beispiel hierfür ist der 1997 für die Station Mainflingen gelieferte Langwellensender des Typs TRAM 50 LC, zur Aussendung des Zeitsignals DCF 77, das u. a. unsere Funkuhren im Haushalt und am Armgelenk steuert. Die Vermarktung der TRAM-Senderfamilie begann 1994, sie wurde im Jahr 2000 von TELEFUNKEN Sendertechnik auf die nachfolgende TELEFUNKEN Sender-Systeme Berlin übertragen und wird dort weitergeführt.  

 

Sendeantennen 

In der Entwicklung der Funktechnik spielte die Antennentechnologie eine ebenso wichtige Rolle wie die Senderentwicklung. Von Anfang an war es die Aufgabe der Ingenieure, Lösungen für die erforderlichen Antennensysteme zu finden, da Sender und Antenne gemeinsam ein umfassendes Sendesystem bildeten. Ursprünglich bestand eine Antenne lediglich aus Drähten, die entweder an einem Turm befestigt oder senkrecht zwischen zwei Masten gespannt waren. Bei den ersten Funkversuchen von Slaby und Arco an der Sacrower Heilandskirche bei Berlin wurde die Antenne am Glockenturm angebracht, der somit als Tragwerk für die Antenne diente. An diese historische Ereignis erinnert eine Tafel, die 1993 im Auftrag von Telefunken als Replik angefertigt und angebracht wurde. Das stark verwitterte Original von 1928 ist heute im Deutschen Technikmuseum Berlin ausgestellt.

Zu Beginn der drahtlosen Übertragungstechnik wurden nur sehr niedrige Frequenzen im Langwellen- und Langwellenbereich verwendet. Entsprechend gigantisch waren die Antennenanlagen. Die erste Antenne, die 1906 auf der Station Nauen errichtet wurde, bestand aus einem 100 Meter hohen, dreiseitig abgespannten Mast mit einer schirmförmigen Dachkapazität. Für die Erweiterung von Nauen zur Großsendestation mit leistungsstarken Maschinensendern wurden neue Antennen benötigt. Es entstand eine Antennenanlage, die fast 2,5 Kilometer lang war und aus zwei 260 Meter hohen Masten sowie sechs weiteren Masten mit einer Höhe von über 100 Metern bestand.

Mit dem Beginn des Rundfunks im Mittelwellenbereich im Jahr 1923 wurde die sogenannte T-Antenne, die zwischen zwei Masten gespannt war, zur typischen Ausführungsform. Man erkannte jedoch bald die negativen Auswirkungen, die sich durch die Stahlmasse der Antennenmasten und -türme auf das Abstrahlungsmuster ergaben. Um diese Probleme zu verringern, wurden die Masten und Türme auf Porzellanisolatoren montiert. Dies führte jedoch zu kaum einer Verbesserung, wie am Beispiel des 1926 eingeweihten 138 Meter hohen Berliner Funkturms deutlich wurde. Von der Spitze des Turms wurde eine Antenne zu einem 70 Meter entfernten Mast mit einer Höhe von 80 Metern gespannt. Die tatsächlich abgestrahlte Sendeleistung von etwa 1,5 Kilowatt wurde größtenteils vom Turm selbst "verschluckt", was zu katastrophal schlechten Empfangsergebnissen führte. Dieser ingenieurtechnische Fehlschlag zeigt, wie sehr man damals von den Ergebnissen empirischer Versuche abhängig war. Glücklicherweise wurde der Funkturm auch als Ausstellungsstück für die 3. Große Deutsche Funkausstellung im Jahr 1926 genutzt. Mit einem Restaurant in 55 Metern Höhe und einer Aussichtsplattform in 125 Metern Höhe wurde er bald zu einer touristischen Attraktion und zum Wahrzeichen von Berlin.

Um ähnliche Probleme zu vermeiden, begann man Holzmasten und -türme als Tragwerke zu verwenden. Alle metallischen Teile der Konstruktion, die nicht zum "strahlenden" Teil der Antenne gehörten, wurden durch andere Materialien ersetzt, soweit möglich. Hanfseile wurden für Halte- und Tragseile eingesetzt. Ein weiteres Problem ergab sich mit der zunehmenden Sendeleistung und den Ausbreitungswegen des hochfrequenten Signals über Boden- und Raumwelle. Wo sich beide Wellen mit geringer zeitlicher Verzögerung trafen, kam es zu Interferenzen und Auslöschungen, die als "Schwund" oder "Fading" beim Empfang bekannt sind. Untersuchungen ergaben, dass die Zone dieses störenden Effekts durch Verringerung der steil nach oben abgestrahlten Leistung einer Antenne weiter von der Sendestation entfernt werden konnte. Patente für diese Entdeckung wurden O. Böhm 1929 und 1930 erteilt. Das grundlegende Berechnungs- und Konstruktionsprinzip dieser "schwundmindernden" oder "antifading" Antenne wurde erstmals 1933 auf der Station Breslau umgesetzt und gilt bis heute.

 

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Schwundmindernde MW-Antenne im 140 m hohen Holzturm des früheren Rundfunksenders Breslau, 1933 [18] 

 

In der Nähe von Stuttgart, auf der Station Mühlacker, errichtete Telefunken einen 190 Meter hohen Turm, der der höchste jemals in Europa gebaute Holz-Antennenturm war. Im Inneren dieses Turms befand sich die eigentliche Eindraht-Antenne, eine sogenannte schwundmindernde Halbwellenantenne mit einem hochgesetzten Stromknoten. Diese Antennenbauart erfüllte zwar die erwarteten Verbesserungen der Strahlungseigenschaften, jedoch erwiesen sich die Holzkonstruktionen als zu anfällig für Witterungseinflüsse. Als im Jahr 1935 der 160 Meter hohe Holzturm der Station Langenberg bei einem heftigen Sturm einstürzte, war dies auch das Ende dieser Bauweise.

Eine neue Lösung für Lang- und Mittelwellenfrequenzen war die Verwendung von fußpunktisolierten Stahlmasten oder -türmen, die elektrisch "selbstschwingend" waren und somit nicht mehr als Tragkonstruktionen fungierten, sondern selbst als Antennen agierten. Später führten weitere Erkenntnisse zur Verwendung geerdeter Stahlgittertürme, die von Drahtreusen umgeben waren und in der Mitte eingespeist wurden. Dadurch konnte auf die Isolierung an den Fußpunkten der Türme verzichtet werden.

Bereits im Jahr 1902 wiesen Oliver Heaviside und E. A. Kennelly auf die Existenz einer reflektierenden, ionisierten Schicht in der Erdatmosphäre hin, die heute als Ionosphäre bekannt ist. Diese Schicht ermöglichte es, in den 1920er Jahren eine neue Ära der drahtlosen Übertragungstechnik einzuläuten, indem Kurzwellenausbreitung über große Entfernungen durch Reflektion an dieser Schicht ermöglicht wurde. Das Zeitalter der Kurzwelle begann in Deutschland praktisch im Jahr 1924 mit dem kommerziellen Funkverkehr zwischen Nauen und Buenos Aires. Neben der Entwicklung neuer Sender begannen auch intensive Forschungsarbeiten an Kurzwellenantennen. Anfangs waren es einfache vertikal und horizontal strahlende Antennen, bis schließlich die konzentrierte Ausstrahlung der Sendeenergie in eine bestimmte Richtung untersucht wurde.

Im Jahr 1925 führte die Station Nauen Untersuchungen für den optimalen Abstrahlwinkel einer Kurzwellenverbindung nach Amerika mit einer Antenne mit schwenkbarem Parabolreflektor durch. 1927 folgten Richtantennen für Vertikalpolarisation, die als "Strahlwerfer" bekannt wurden. Bereits 1928 entwickelte Telefunken den grundlegenden Typ der Kurzwellen-Richtantenne, der von O. Böhm und W. Moser erfunden und patentiert wurde. Dieser Antennentyp, der heute weltweit als "Vorhangantenne" bezeichnet wird, besteht aus über- und nebeneinander angeordneten Dipolen in Zeilen und Spalten und wurde seitdem mit Anpassungen und Verbesserungen verwendet.

 

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Kurzwellen-Vorhangantennen. Teilansicht der Antennenanlage der KW-Sendestation Flevoland/Niederlande. Inbetriebnahme Mai 1987 [19]

 

Ab etwa 1926 spaltete sich die Antennenforschung und -entwicklung in zwei Aktivitätszweige auf: einen praktischen und einen theoretischen. Der praktische Zweig befasste sich mit der Konstruktion und Vermarktung von Antennenanlagen für weltweite Stationen, während der theoretische Zweig systematische Untersuchungen der Ausbreitungseigenschaften von Funkwellen durchführte. Diese Arbeiten waren von wachsender Bedeutung für die optimale Dimensionierung und Auslegung von Antennenanlagen sowie für die Vorhersage der Übertragungsqualität einer Funkstrecke. Untersucht wurden Empfangsfeldstärken über große Entfernungen bei Verwendung horizontal und vertikal polarisierter Antennen, günstige Abstrahlwinkel, Bündelung der Sendeenergie für eine optimale Richtwirkung, Boden- und Raumwellenausbreitung sowie die Auswirkungen ionosphärischer Veränderungen und Schwankungen im Tag/Nacht-Zyklus, im Wechsel der Jahreszeiten und in Abhängigkeit von der Sonnenfleckentätigkeit. Diese wissenschaftlichen Arbeiten reichten nicht nur in den hochfrequenztechnischen Bereich der Antennen, sondern auch in die Ionosphärenforschung und wurden zu einem dauerhaften Aktivitätsfeld in der Antennenentwicklung bei Telefunken. Die Forschungsergebnisse prägten nicht nur die Weiterentwicklung von Sendeantennen, sondern galten gleichermaßen für Empfangsantennen.

Zwischen 1925 und 1929 widmeten sich bei Telefunken O. Böhm, A. Esau, A. Cothe, W. Moser und A. Meißner diesem wissenschaftlichen Gebiet. Ab den 1930er Jahren leisteten W. Berndt, R. Bechmann und E. H. Mögel wegweisende Forschungs- und Entwicklungsbeiträge speziell in der Antennentheorie. Mögel untersuchte beispielsweise den Funkempfang auf Kurzwelle und dessen Beeinflussung durch ionosphärische Veränderungen. Der nach ihm und seinem amerikanischen Kollegen J. H. Dellinger benannte "Mögel-Dellinger-Effekt" beschreibt den zeitweisen totalen Zusammenbruch von Kurzwellenübertragungsstrecken, der für einige Minuten bis zu mehreren Stunden auftreten kann.

Ab 1950 setzten W. Berndt und R. Becker ihre Entwicklungsarbeiten an Halb- und Ganzwellendipolantennen sowie an UKW- und Fernsehantennen fort und brachten entscheidende Ideen für die Kommerzialisierung von Antennen als eigenständiges Produktsegment ein. Langwellen-, Mittelwellen- und Kurzwellenantennen sind in gewisser Weise Unikate. Jede Antenne oder Anlage wird individuell geplant und hinsichtlich der Versorgungsaufgabe berechnet. Faktoren wie die geographischen Koordinaten des Aufstellungsortes, das zu versorgende Gebiet, zugewiesene Frequenzen, gewünschte Sendezeiten und das Antennendiagramm (rundstrahlend oder richtstrahlend) sind grundlegende Planungsparameter. In den 1980er Jahren entwickelte Telefunken neue theoret

 

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Typische Anordnung einer KW-Antennenanlage mit drei Antennenarmen im ca. 120° Winkel zueinander. Hier der Antennenlageplan der Station Radio Vaticana (1957), für die von Telefunken gelieferte Antennenanlage, mit der die Programme in jede Richtung der Welt abgestrahlt werden können.

 

Um die Vielzahl der Antennen und den erforderlichen Geländebedarf zu verringern, wurden drehbare Vorhangantennen-Systeme, so genannte Drehstandantennen, entwickelt. Auf einem Schienenring ist eine drehbare Brücke mit zwei Türmen installiert, zwischen denen eine Reflektorwand mit jeweils einer Vorhangantenne zu beiden Seiten gespannt ist. Dieses Antennensystem kann in jede gewünschte Strahlrichtung gedreht werden.

 

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Die ersten Antennen dieses Typs wurden von Telefunken auf der Station Kamal Abad im Iran errichtet und 1963 in Betrieb genommen. Die größte Antennenanlage, die nach diesem System gebaut wurde, wurde 1987 für Radio Vatikan auf der Station Santa Maria di Galeria in Betrieb genommen. Diese Anlage verfügt über einen Schienenring mit einem Durchmesser von etwa 90 Metern, Türme mit einer Höhe von 106 Metern und ein Gesamtgewicht von über 500 Tonnen. Mit dieser Antenne ist es möglich, das weltweite Kurzwellenprogramm von Radio Vatikan in jedem gewünschten Rundfunkband zwischen 6 und 21 MHz auszustrahlen. In den letzten 20 Jahren hat Telefunken auch große und bedeutende Antennenanlagen in Flevoland (Niederlande), Kvitsoy (Norwegen) und Sirjan (Iran) errichtet.

Neben Kurzwellenantennen sind auch UKW- und Fernsehsendeantennen von großer Bedeutung. Seit der Einführung des UKW-Rundfunks und des Fernsehens in Deutschland ab den 1950er Jahren haben diese Antennen eine eigenständige Rolle als Produkte eingenommen. Es wurden Dipolfelder entwickelt, die in Mehrfachanordnung zu Antennensystemen zusammengestellt werden können, um jedes gewünschte horizontale und vertikale Abstrahlungsmuster zu erzielen. Speziell für das Fernsehen im UHF-Bereich wurden Drehkreuzstrahler entwickelt, bei denen in mehrfach übereinander angeordneten Gruppen ein möglichst rundes horizontales Abstrahlungsmuster erreicht wird. Die erste Fernsehantenne mit solchen Drehkreuz-Vierergruppen wurde 1971 auf dem Fernmeldeturm Stuttgart-Frauenkopf installiert. Etwa ein Drittel aller in Deutschland installierten UKW- und Fernsehsendeantennen stammen von Telefunken.

 

Vom Sender über die Antenne in den Äther

Blicken wir zum Abschluss dieses Kapitels noch einmal nach Nauen. Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 ging die Station, die auf dem ehemaligen Gebiet der DDR gelegen und in der Zeit des geteilten Deutschlands praktisch unerreichbar war, in das Eigentum der Deutschen Telekom über. Es begann ein umfangreiches Rekonstruktionsprogramm, zu dem vier neue 500 kW-Kurzwellensender gehörten, die bei Telefunken in Auftrag gegeben wurden. Die Station wurde mit dem neuesten und modernsten Sendertyp S 4105 ausgerüstet - für Telefunken eine Rückkehr zu den Anfängen seiner Geschichte, zu der Station, auf der alles begann. Am 25. April 1997 wurde die neue Kurzwellenstation Nauen feierlich eingeweiht.

Der Anblick des über den Krieg erhalten gebliebenen ehrwürdigen Sendergebäudes von Muthesius, das als steinerner Zeitzeuge in stummer Erhabenheit die Weite der Landschaft beherrscht, vermittelt in tiefgreifender Weise die Erinnerungan diejenigen Menschen,die hier gearbeitet, geforscht und erprobt haben. Der Blick über das einstige Antennenfeld, von dem in der Vergangenheit die ersten Nachrichten zu den fernen Empfangsstationen in der Welt ausgesandt wurden, lässt gegenwärtig werden, welche prägende und weitreichende Bedeutung die Erfindung der drahtlosen Übertragungstechnik für die Weltgesellschaft bekam. Es ist ein Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde: die Geschichte der Funktechnik - Telefunken-Geschichte.

 

6. Empfangen 

In den letzten Jahren hat sich der PC mit Monitor sowohl in Büros als auch in privaten Räumen etabliert. Nun sind die schimmelgrauen, unförmigen Kästen auf dem Rückzug und werden von Notebooks und Handhelds mit Displays abgelöst, die in der ersten Reihe stehen.

Mobiltelefone haben sich zu kleinen, leistungsstarken Sende- und Empfangsstationen entwickelt, die Ton und Bild übertragen können. Durch den Multimedia Messaging Service (MMS) können unbegrenzte Mengen an Zeichen, farbigen Bildern und Musik übertragen werden. Eingebaute Kameras ermöglichen eine direkte Übertragung ins Internet. Die Speicherkapazität der verwendeten Chips wird ständig erweitert, und es ist problemlos möglich, sie auf die Kapazität gängiger Festplatten zu erhöhen.

Die Digitalisierung hat beim "klassischen" Fernsehen und Radio zu bisher kaum für möglich gehaltenen Qualitätsverbesserungen bei der Übertragung und hinsichtlich der Störanfälligkeit geführt. Im Jahr 2002 wurde durch Verträge zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern mit den Medienanstalten der Abschied vom analogen Betrieb besiegelt. Es wurde beschlossen, das digitale terrestrische Fernsehen bis 2010 im Regelbetrieb einzuführen. Neben den bisher möglichen digitalen Übertragungen über Kabel oder Satellit steht nun auch das terrestrische digitale Senden und Empfangen zur Verfügung: DVB-T (Digital Video Broadcasting - Terrestrial). Die Umstellung bringt weitere Vorteile wie eine erhebliche Erhöhung der Anzahl empfangbarer Programme und die Unabhängigkeit von Drittdienstleistern. Die erforderlichen Antennen der Empfangsgeräte haben nur noch eine geringe Größe. Nach DAB (Digital Audio Broadcasting), dem Nachfolger des analogen UKW, ist mit DVB-T und dem noch folgenden DRM (Digital Radio Mondiale) unsere digitale Welt vollständig.

Zur Freude der Verbraucher wird diese Welt auch immer mobiler und ermöglicht eine einfache Vernetzung der Geräte einer Anlage ohne den gefürchteten "Kabelsalat" unter dem Schreibtisch. Von der störanfälligen Infrarotverbindung zwischen Gerät und Fernbedienung sind wir nun bei drahtlosem W-LAN (Wireless Local Area Network), Bluetooth und UMTS (Universal Mobile Telecommunication System) angekommen. Der Unterschied zwischen einem interaktiv nutzbaren Fernseher und einem Mobiltelefon der heutigen Ausbaustufen ist nur noch gering. Mit beiden Geräten ist ein mobiler Internetzugang für eine weltumspannende Kommunikation jederzeit möglich.

Aber warum zwei Geräte nutzen? Die Erben der Funkenthusiasten von vor hundert Jahren, die damals mit unerschöpflichem Ideenreichtum und großer Hartnäckigkeit immer neue und bessere Lösungen suchten und erfanden, werden auch in der Zukunft nicht ruhen. Sie werden feststellen, dass die Empfangstechnik des Fernsehers und die Kommunikationstechnik des Mobilfunks in ein gemeinsames, handliches Gerät passen. Bei Bedarf kann die jeweils gewünschte Funktion sprachgesteuert aktiviert werden. Die drahtlose Anschlussmöglichkeit der Wiedergabemedien, von der Elektronenröhre zum Flachbildschirm mit Verwandtschaft zum Display, ist gegeben. Ein an der Wand aufgehängter Metallschirm würde es auch tun. Wetten, dass das "Global Communication Unit" (GCU) irgendwann auf den Markt kommen wird? Forscher am Institut für Festkörperphysik an der TU Berlin beschäftigen sich bereits seit einiger Zeit mit Nanotechnologien und erforschen die Realisierung von Halbleiterlaserdioden in den Farben Rot, Grün und Blau für höchst brillante Bilder, die eines Tages von winzigen Laserprojektoren auf Wiedergabemedien gesendet werden.

Wir sollten uns jedoch nicht vom Blick auf das Vorhandene und das zu Erwartende in unserer elektronischen Welt ablenken lassen und die gar nicht so ferne Vergangenheit vergessen. Forscher in vielen Ländern entdeckten vor langer Zeit den elektrischen Funken als Transportmittel vom "Absender" zum "Empfänger". In Deutschland schufen kluge, vorausschauende Entwickler und Unternehmer mit der Marke "Telefunken" eine der ersten starken Marken, die bis heute mit einer Fülle von Patenten, Erfindungen und Innovationen verbunden ist. Das Warenzeichen "Telefunken" wurde bereits am 15. Juli 1903 angemeldet und am 11. November 1903 vom Kaiserlichen Patentamt bestätigt.

 

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Bestätigung des Kaiserlichen Patentamts vom 11. November 1903 über die Anmeldung des Schriftzuges »Telefunken« [20]

 

Auch wenn es bereits Fernsehgeräte gibt, die statt mit einer konventionellen Glas-Bildröhre z. B. mit Plasma- oder LCD-Technik ausgestattet sind, um die üblichen durch die Bildröhre bedingten Gerätetiefen bis zum »Flachbildschirm« zu reduzieren, ist die Bildröhre bisher das entscheidende Medium für die Bildwiedergabe geblieben. Das gilt auch für Rückprojektionsgeräte für Formate ab 118 cm Bildschirmdiagonale. Diese besitzen zwar keine Bildröhre, da das Bild von je einer kleinen lichtstarken Kathodenstrahlröhre (»Farbkanone«) für die Farben Rot-Grün-Blau über Spiegel auf die Rückseite des Bildschirms projiziert wird. Aber die Größe der Geräte und der vergleichsweise hohe Preis haben trotz der eindrucksvollen Bildgröße die herkömmliche Bildröhre mit im Vakuum angeordnetem Leuchtschirm nicht ernsthaft bedrängt.

Unser Rückblick führt uns in die Zeit vor der vorigen Jahrhundertwende. Denn mit der von Paul Nipkow 1883 erfundenen und 1885 patentierten zeilenförmigen Abtastung und Zusammensetzung eines Bildes sowie mit der 1897 von Ferdinand Braun erfundenen Kathodenstrahlröhre (Braunsche Röhre) waren zwei wesentliche, auch heute noch benutzte Basistechniken für das Fernsehen erfunden worden.

 

Mit dem Hören fing alles an

Zu dieser Zeit gab es noch keine eigentlichen Rundfunkempfänger, sondern die Menschen bauten ihre eigenen Empfangsgeräte aus verfügbaren Komponenten. Diese Selbstbaugeräte ermöglichten den privaten Empfang von Musiksendungen und trugen zur Popularisierung des Radios bei. Es war auch die Zeit, in der die Deutsche Reichspost mit täglichen Sprach- und Musiksendungen begann und somit den Siegeszug des Radios einleitete.

Hans Bredow, oft als "Vater des deutschen Rundfunks" bezeichnet, spielte eine entscheidende Rolle bei der Aufhebung des Empfangsverbots. Als Staatssekretär für das Telegraphen-, Fernsprech- und Funkwesen setzte er sich dafür ein, dass 1922 das Empfangsverbot aufgehoben wurde. Bredow war auch maßgeblich an der Gründung der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) beteiligt und übernahm 1926 den Vorsitz des Verwaltungsrats.

Ab 1923 war es möglich, nach Erhalt einer Genehmigung, eine Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch zu errichten und Radio zu hören. Die Menschen waren begeistert von dieser neuen Form der Unterhaltung und begannen, immer mehr Empfangsgeräte in ihren Häusern zu installieren. Der Rundfunk entwickelte sich schnell zu einem Massenmedium und veränderte die Art und Weise, wie Menschen Informationen und Unterhaltung konsumierten.

 

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Empfangsgenehmigung »Audion-Versuchserlaubnis - Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch«, 1924

 

Eine industrielle Herstellung von Funkempfangsanlagen hätte Telefunken mit seiner Vielzahl die Konkurrenz blockierender Patente für sich reservieren können. Telefunken entschied sich zu einer weitsichtigen - auch später praktizierten - Patentpolitik, die industrielle Fertigung zu erlauben. In den folgenden Jahrzehnten waren die »Telefunken-Bauerlaubnis-Verträge« Grundlage für den Bestand einer ganzen Reihe von Firmen. Telefunken betrieb in erster Linie die Weiterentwicklung der neuen Technik, unabhängig davon, von wem die ursprüngliche Pionier-Erfindung oder die anschließenden Weiterentwicklungen stammten. Die Frage nach dem »Urheber« hatte insofern eine untergeordnete Bedeutung, als dieser entweder Telefunken selbst, eine der beiden Muttergesellschaften - AEG und Siemens oder auch einer der zahlreichen Vertragspartner im In- und Ausland war.

War das erste Radio von Telefunken noch ein durch Batterien versorgter Detektor-Empfänger oder ein Gerät für Kopfhörer- oder Lautsprecherwiedergabe, das aus ein bzw. zwei Teilen bestand, so war das Gerät »Telefunkon 3« im Jahre 1924 schon eine geschlossene Einheit in einem pultförmigen Holzgehäuse. Unter anderem konnte man auch neben weiteren vielfältigen Varianten eine Schrankausführung mit eingebautem Lautsprecher erhalten.

 

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»Telefunken 3« als Standgerät, 1924 [21]

 

Zur Funkausstellung 1925 wurde dieses Gerät, immer noch mit Batterien betrieben, schon mit drei Wellenbereichen vorgestellt. Das neue Medium erzeugte große Begeisterung, die sich in der rasanten Zunahme der Hörerzahlen ausdrückte: 1924 = 250.000 Hörer, 1925 = 850.000 Hörer, 1926 = 1.250.000 Hörer. Der überaus großen Nachfrage trug Telefunken unter anderem auch dadurch Rechnung, dass schon 1924 bei der Tochtergesellschaft Debeg in deren Niederlassungen in Hamburg, Bremen und Bremerhaven Rundfunkabteilungen für den Vertrieb und Service derTelefunken-Geräte eingerichtet wurden. Für die Kundenkontakte gab es entsprechende Fahrzeuge.

 

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Verkaufs- und Service-Wagen für Telefunken-Geräte der bei der Debeg angesiedelten Rundfunk-Abteilung, 1924

 

1928 gelang mit dem Gerät »Arcolette 3 W« der Schritt von der teuren Batterieversorgung zum Wechselstrom-Netzanschluss, und ein Jahr später konnten die Geräte mit dynamischen Lautsprechern für eine wesentliche Verbesserung der Musikqualität ausgestattet werden, z.B. Gerät 40 W (Bild 5).

 

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»Europa-Empfänger mit Stationswähler -Telefunken 40 W« mit Lautsprecher »Arcophon«, 1929 [22]

 

Die Entwicklung des Rundfunks in den Nachkriegsjahren und die Einführung des UKW-Rundfunks brachten neue Herausforderungen und Fortschritte in der Funktechnik mit sich. Der "Geradeaus-Empfänger" wurde durch den leistungsfähigeren "Überlagerungsempfänger" oder "Superheterodyn-Empfänger" (auch "Superhet" genannt) abgelöst. Der Superhet bot eine bessere Trennschärfe und eine konstante Empfangslautstärke dank der Schwundregelung. Dies führte dazu, dass der Superhet ab 1937 den Geradeaus-Empfänger als beliebtestes Empfangsgerät ablöste.

Die herausragende Empfangsleistung des Superhets wurde 1937 auf der Pariser Weltausstellung mit Höchstauszeichnungen gewürdigt. Der Superhet ermöglichte eine hochwertige Wiedergabe von Musik und Sprache und hätte bereits damals Hi-Fi-Qualität bieten können, wenn nicht die Modulations-Bandbreite der Senderseite beschränkt gewesen wäre.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es eine Hauptaufgabe, die Rundfunkinfrastruktur in Deutschland wieder aufzubauen. Der Wellenplan von Kopenhagen von 1948 sah jedoch nur begrenzte Mittelwellen-Frequenzen für Deutschland vor, die nicht ausreichten, um die gesamte Bevölkerung zu versorgen. Eine alternative Lösung musste gefunden werden. Werner Nestel, Technischer Direktor des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines neuen Rundfunksystems. Aufgrund seiner Erfahrungen in der Senderentwicklung bei Telefunken schlug er vor, den UKW-Rundfunk mit Frequenzmodulation in Deutschland einzuführen, noch vor Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans. Diese Entscheidung legte den Grundstein für das qualitativ hochwertigste Hörrundfunksystem in Deutschland, das auch wegweisend für andere europäische Länder wurde.

Durch die Frequenzmodulation wurden atmosphärische Störungen vermieden, und Störungen von Nachbarsendern waren aufgrund der geringen Reichweite der UKW-Sender nicht spürbar. Die größere Bandbreite ermöglichte eine exzellente Tonqualität. Der NWDR war der Vorreiter bei der Einführung von UKW und löste mit der "Welle der Freude" große Begeisterung bei den Hörern aus. Telefunken hatte eine Vielzahl von Patenten im Bereich UKW, darunter das Patent von Armstrong aus den USA über Breitband-Frequenzmodulation, das zwischen Telefunken und Armstrong lizenziert wurde.

Die Entscheidung für den UKW-Rundfunk führte zu einer intensiven Entwicklung von Sendern und Rundfunkempfangsgeräten. Die deutlich bessere Tonqualität im Vergleich zu Lang-, Mittel- und Kurzwelle löste bei den Hörern Begeisterung aus und führte zu einer starken Nachfrage nach UKW-Empfangsgeräten. Mit jeder neuen Senderinstallation wuchs die Zahl der UKW-Empfangsgeräte um Hunderttausende. Telefunken hatte erneut einen maßgeblichen Beitrag vom Sender zum Empfänger geleistet und setzte seine Tradition des Erfindens und Fortschritts fort. Die Branche war stets bestrebt, Innovationen voranzutreiben und den Fortschritt zu fördern.

 

Wie kommt das Bild zum Radio? 

Die Entwicklung des Fernsehens reicht bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück und ist eng mit namhaften Persönlichkeiten wie Paul Nipkow, Denes von Mihaly, August Karolus und Manfred von Ardenne verbunden. Im Jahr 1930 demonstrierte Manfred von Ardenne erstmals das vollelektronische Fernsehen. Telefunken spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Fernsehens durch wegweisende Beiträge von Otto von Bronk und Fritz Schröter, die bedeutende Wissenschaftler bei Telefunken waren.

Obwohl die grundlegenden Erfindungen des Fernsehens, wie Paul Nipkows "elektrisches Teleskop" und die Kathodenstrahlröhre von Karl Ferdinand Braun, bereits 1903 bei der Gründung von Telefunken zur Verfügung standen, war es Hans Bredow, der 1924 auf einer Tagung den Gedanken vermittelte, neben Ton auch Bilder im Fernsehrundfunk zu übertragen. Im selben Jahr begann Telefunken in Zusammenarbeit mit dem Physiker A. Karolus mit der Entwicklung des Fernsehens. Schließlich konnte Telefunken 1928 auf der 5. Großen Deutschen Funkausstellung, die von Einstein eröffnet wurde, erstmals Fernsehen der Öffentlichkeit präsentieren.

 

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Telefunken auf der 5. Großen Deutschen Funkausstellung 1928

 

Diese Demonstration war natürlich noch schwarz-weiß und drahtgebunden; Bildschirmgröße 75 x 75 cm, Projektionsverfahren, 96 Zeilen. Ohne die herausragenden Entwicklungen, die Telefunken-Ingenieure schon nach der Jahrhundertwende auf dem Sende- und Empfangsgebiet geleistet haben, wären gewisse, heute noch-auch im Fernsehen genutzte Techniken nicht denkbar. Sie sind gewissermaßen Standards geworden.

Das von Fritz Schröter erfundene Zeilensprungverfahren bei Verwendung einer Kathodenstrahlröhre mit dosiertem Nachleuchten des Schirmes für den flimmerfreien und lichtstarken Empfang wurde 1930 für Telefunken patentiert und wird auch heute noch angewendet. Bei dieser Technik erfolgt die Abtastung des Bildes in der Weise, dass die Hälfte der Zeilen 1,3,5, 7 ... in einem ersten Halbbild und die andere Hälfte 2, 4, 6, 8 ... in einem Folgehalbbild übertragen und in der Kathodenstrahlröhre wieder zusammengesetzt werden, wodurch die Zeilen kammartig ineinander greifen. Das war ein bedeutungsvoller Schritt zum elektronischen Hochzeilenfernsehen, der die Bandbreitenerfordernisse und das Flimmern verringerte.

Ein Jahr später - 1931 - stellte Manfred von Ardenne auf der 8. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin seinen »Leuchtfleck-Abtaster« vor. Es war die erste öffentliche Filmübertragung unter Nutzung der Braunschen Röhre sowohl für die Aufnahme als auch für die Wiedergabe. Jetzt - nach dem Schritt vom mechanischen Bildaufbau zum elektronischen Bildaufbau - gingen die Hersteller den Weg von den Versuchsanlagen zu den ersten serienreifen Geräten. Das Gerät FE 1 von Telefunken (1932) war mit einem Bildschirm im Fotoformat 9 x 12 cm - 90 Zeilen bei 25 Bildwechseln pro Sekunde - ausgestattet (Bild 7).

 

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FE 1, das erste Fernsehgerät von Telefunken, 1932

  

Die Entwicklung des Fernsehens schritt voran, und es wurden Fortschritte bei der Wiedergabequalität und der Standardisierung erzielt. Die eingebauten Lautsprecher wurden verbessert, um eine naturgetreue Wiedergabe der gesamten Halbtonskala zu ermöglichen. Die Einführung der 180-Zeilen-Technik im FE 2 (1933) und der Übergang auf die Braunsche Hochvakuum-Röhre waren ebenfalls bedeutende Schritte. Obwohl sich die Fernsehnormen und die Technologie im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben, werden viele grundlegende Erfindungen noch immer in den heute verkauften Geräten genutzt.

Neben den Funkausstellungen waren es auch große Sportereignisse, die das Interesse des Publikums weckten und dem Medium Fernsehen Auftrieb gaben. 1936 fand die erste Live-Übertragung bei den Olympischen Spielen statt, die durch den Fernsehsender "Paul Nipkow" in Berlin übertragen wurde. Die Kamera war mit einer weiterentwickelten Braunschen Röhre (Ikonoskop) ausgestattet. Walter Bruch, der als Mitarbeiter von Telefunken an der Entwicklung des Fernsehens beteiligt war, konstruierte diese erste elektronische Kamera und spielte eine bedeutende Rolle in der weiteren Entwicklung des Fernsehens.

Telefunken verfolgte eine offene Patentpolitik und pflegte einen Informationsaustausch mit anderen internationalen Unternehmen. Dadurch konnten neue Erfindungen schnell genutzt und optimiert werden, um ein standardisiertes Fernsehsystem zu entwickeln. Die Olympischen Spiele 1936 brachten dem aufstrebenden Medium einen großen Schub, und 1938 bündelte der Staat die Fähigkeiten deutscher Firmen zur Entwicklung eines deutschen Einheitsempfängers. Der erste Einheitsempfänger "Ei" wurde 1939 gebaut, war rechteckig geformt und verfügte über einen Implosionsschutz. Aufgrund der Befürchtungen des nahenden Krieges wurden jedoch nur wenige Exemplare verkauft. Während des Zweiten Weltkriegs waren Deutschland und andere kriegführende Staaten aufgrund der Rüstungsproduktion auf Produktions- und Entwicklungsarbeiten beschränkt.

 

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Telefunken stellt den zusammen mit anderen Unternehmen entwickelten »Einheitsfernseh-Empfänger E1« vor, 1939.

 

Mein Heim-Radio-Empfänger, und was ich mit ihm höre ...

Stark gekürzter Artikel von A. Leib aus der Telefunken-Zeitung vom 30. April 1923

Der Text beschreibt den Aufbau einer Radioempfangsanlage in der Vergangenheit. Der Audion-Empfänger ermöglicht ein bequemes Aufsuchen verschiedener Radiosender und das Ausschalten von Störungen durch spezielle Spulen und Kondensatoren. Um die Lautstärke bei entfernten Stationen zu erhöhen, wird ein Zweirohr-Niederfrequenzverstärker verwendet. Bei schwachem Empfang kann der Audion-Empfänger durch einen Hochfrequenzverstärker ersetzt werden. Es wird auch erwähnt, dass anstelle des Kopfhörers ein Lautsprecher verwendet werden kann, um den Klang im gesamten Raum hörbar zu machen. Batterien werden verwendet, um die Stromversorgung für etwa 50 Stunden Betrieb zu gewährleisten.

 

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Für den Empfang entfernter Sender wird eine Hochantenne verwendet, die über dem Hof und zwischen den Schornsteinen benachbarter Häuser aufgespannt ist. Die Verbindung zum Empfänger erfolgt über eine Zuleitung, die in der Küche und dem Korridor verlegt ist. Es wird auch erwähnt, dass die Verwendung der Küche als Empfangsstation auf Schwierigkeiten stößt. Der Text gibt auch alternative Möglichkeiten zum Anschluss des Radiosenders an, wie die Verwendung der Telefonleitung oder eines Regenrohrs als Ersatzantennen. Selbst eine eiserne Treppe im Hinterhaus kann für den Radioempfang genutzt werden, wenn auch mit geringerer Empfangsstärke.

Für die Erdung wird entweder die Gas- oder Wasserleitung verwendet, da beide praktisch gleichwertig sind. Es wird darauf hingewiesen, dass Telefunken nicht immer kostenlose Hochantennen zur Verfügung stellt und dass es interessant ist, alternative Möglichkeiten zum Anschluss des Radioempfängers zu kennen.

 

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Kopfhörerverpackung 1925

 

Nachdem der Heim-Radio-Empfänger vorgestellt wurde, wird der Leser zu einer Radioreise durch Europa eingeladen. Der Fokus liegt dabei auf den Genüssen des Radios, während die telegraphierenden Stationen und ihre chiffrierten oder schnellbetriebenen Signale außer Acht gelassen werden, um das Vertrauen der Post nicht zu enttäuschen.

Um 20:30 Uhr beginnt die Reise mit dem Telefon als Empfangsgerät. Auf der Frequenz von 369 m empfängt man Radiosendungen aus London. Zuerst hört man eine Sängerin mit klarem Gesang und Klavierbegleitung, dann folgen Männerchöre eines Gesangsvereins. Die Lautstärke variiert, manchmal ist der Empfang leise aufgrund von meteorologischen Einflüssen oder Störungen durch Morsesignale von Schiffsendern. Dennoch kann man durch geschicktes Einstellen des Radios die Störungen minimieren. Wenn der Störsender jedoch zu stark ist, muss man entweder abwarten oder auf eine andere Frequenz ausweichen. Man bemerkt auch atmosphärische Störungen, die besonders an klaren Abenden auftreten.

Auf der Frequenz von 385 m kann man Sendungen aus Manchester hören, der Ansager ist jedoch leiser als in London. Die Musik ist trotzdem gut hörbar. Weiter geht es auf 400 m mit Sendungen aus Newcastle und auf 420 m mit Sendungen aus Birmingham. Die Lautstärke variiert, aber manchmal kann man die Programme deutlich vernehmen. Zu Testzwecken oder während Vorträgen kann man auch eine Berliner Station auf 369 m empfangen, bei der die Lautstärke aufgrund der geringen Entfernung hoch ist und man sie gut ohne Verstärkung hören kann. Die Sprache und die Musik sind von hoher Qualität.

Auf der Frequenz von 1000 m kann man eine holländische Station aus Den Haag empfangen. Die Sprache ist nicht immer klar, aber die Musik ist meistens laut genug, um sie mit Kopfhörern zu hören. Auf 1550 m kann man gelegentlich Radiomusik aus Paris hören, obwohl diese Frequenz von vielen störenden Signalen umgeben ist. Mit der Frequenz von 2550 m, manchmal auch 2700 m, kann man täglich ein lautes und gutes Konzert der Versuchsstation Eberswalde der C. Lorenz AG empfangen. Die Station hat ein abwechslungsreiches Programm, aber zu wenig Originalmusik. Auf 3000 m empfängt man Radiosendungen von der dänischen Station Lingby bei Kopenhagen. Mit einem speziellen Empfänger und Verstärker kann man den Empfang hörbar machen.

Wenn man weiter auf der Wellenskala nach oben geht, hört man bei 4000 m ein lautes Brummen. Selbst wenn man alle Verstärkerröhren ausschaltet und eine einfache Antenne verwendet, kann man immer noch die monotonen Wirtschaftsnachrichten des Rundspruchdienstes Königswusterhausen laut hören. Die Worte und Zahlen sind jedoch unverständlich, da sie verschlüsselt gesprochen werden. Dieser Empfang hat für Radio-Amateure keinen Reiz, da er das Telegraphengeheimnis nicht gefährdet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Frage der Zeilen-Norm bei der Fernsehentwicklung in verschiedenen Ländern unabhängig voneinander gelöst. In Deutschland wurde ab dem 12. Juli 1950 mit ersten Versuchssendungen begonnen, und am 25. Dezember 1952 startete der NWDR das tägliche Schwarz-Weiß-Programm mit einer Zeilen-Norm von 625 Zeilen bei 25 Bildwechseln pro Sekunde. Neun europäische Staaten schlossen sich dieser Norm an.

Die Technologie der Schwarz-Weiß-Fernsehempfänger wurde stetig verbessert, wobei sowohl Erfindungen aus der Vorkriegszeit als auch neue Lösungen für auftretende Probleme genutzt wurden. Die Frage des Ablenkwinkels, ob 90° oder 110°, beeinflusste die Länge des Bildrohrhalses und somit die Gehäusetiefe der Geräte. Technische Kompromisse waren erforderlich, um Farbübertragung mit Schwarz-Weiß-Geräten zu ermöglichen. Die USA entwickelten das NTSC-System, das Luminanz- und Chrominanzsignale zur Farbübertragung nutzte. Es wurden einheitliche Normen angestrebt, aber NTSC hatte Probleme mit Farbverfälschungen unter schwierigen Übertragungsbedingungen.

 

Das älteste Fernsehen der Welt 

Die Guckkastenmänner waren wahre Meister der Unterhaltung. Sie erzählten Geschichten, sangen Lieder und ließen die Figuren in ihren Guckkästen zum Leben erwachen. Die Zuschauer wurden in eine andere Welt entführt, in der sie historische Ereignisse oder Szenen aus dem täglichen Leben betrachten konnten. Es war eine Form der visuellen Nachrichtenübermittlung, ähnlich wie die heutige Tagesschau.

Das Gemälde "Der Guckkastenmann" von Nicolas Lancret, das im Schloss Charlottenburg ausgestellt ist, erinnert an diese vergangene Zeit. Obwohl die Szene auf dem Gemälde ein französisches Dorf zeigt, waren die Guckkastenmänner auch im 19. Jahrhundert in Berlin eine bekannte Erscheinung. Sie standen auf Jahrmärkten und lockten mit lauten Rufen die neugierigen Zuschauer an, die bereit waren, ein paar Pfennige für das Vergnügen zu bezahlen. In gewisser Weise war das Erlebnis sogar noch faszinierender als das heutige Fernsehen: Durch optische Linsen, Spiegel und die perspektivische Verzerrung der gemalten Bilder entstand ein räumliches Gefühl. Die Zuschauer konnten sich ein Bild machen von historischen Ereignissen wie der Schlacht bei Jena und Auerstedt oder sogar fast "live" bei der Boston Tea Party dabei sein.

Der Guckkastenmann war also ein Vorläufer des heutigen Fernsehens, der den Menschen damals eine faszinierende Möglichkeit bot, die Welt um sich herum auf unterhaltsame Weise zu erfahren. Das Gemälde im Schloss Charlottenburg erinnert uns daran, wie weit die Geschichte der visuellen Medien zurückreicht und wie sehr sich die Art und Weise, wie wir Informationen und Unterhaltung konsumieren, im Laufe der Jahrhunderte verändert hat.

 

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Nicolas Lancret, (1690-1745), Gemälde »Der Guckkastenmann«, Schloss Charlottenburg, Berlin [23] 

 

Inzwischen hatte Frankreich ein modifiziertes NTSC-Farbfernsehsystem - Secam (Sequentiel couleur ä memoire) - vorgestellt, das gegenüber dem NTSC-System der USA eine bessere Farbstabilität aufwies und nun zu diesem in den Wettbewerb eintrat.

Walter Bruch und sein Telefunken-Team hatten die Aufgabe, beide Systeme auf ihre Qualität hin zu vergleichen, und wurden beauftragt, das ErgebnisdenTeilnehmern der Ad-hoc-Gruppe Fernsehen in der E.B.U. (European Broadcasting Union) (Bild 9) während einer internationalen Konferenz vom 3. bis 5. Januar 1963 in Hannover vorzustellen, um ein einheitliches europäisches Fernsehsystem zu ermöglichen. Das Team fand heraus, dass die anscheinend unvermeidlichen Farbverfälschungen des NTSC-Systems durch einen simplen Trick ver mieden werden können: Farbverfälschungen, die in einer zeitlichen Periode erst in der einen Richtung und kurz danach in der entgegengesetzten Richtung entstehen, werden vereinigt und damit eliminiert. PAL - Phase Alternating Line - war erfunden und nach Überzeugung Bruchs und seines Teams NTSC und Secam überlegen.

Bruch optimierte diese später »SimpelPAL« genannte Lösung, indem er eine von Fritz Kruse bei Telefunken schon im Krieg 1942 für Radarzwecke gemachte Erfindung aufgriff: den Einsatz einer Glasverzögerungsleitung, deren definierbares Mischungsverhältnis der Glasbestandteile eine trotz Temperaturschwankungen stabile Laufzeit bot. Die Farbverfälschungen ließen sich damit auf einfache Weise elektronisch eliminieren. Bei Corning Glass wurde 1962 eine Glasverzögerungsleitung nach Kruse für 64 microsec. Laufzeit geordert, die in Verbindung mit einem speziell entwickelten Laufzeitdecoder und einem neuen Farbträger-Offset dem PALSystem die gewünschte hohe Präzision und Stabilität bei der Wiedergabe garantierte. Das Patent wurde noch im Dezember 1962 angemeldet.

 

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Teilnehmerliste der Sitzung der E.B.U. in Hannover vom 3. bis 5. Januar 1963.

 

Im Rahmen der erwähnten Konferenz in Hannover, die der Vorführung der Systeme NTSC und Secam dienen sollte, nutzte Bruch die Chance, PAL »außer Konkurrenz« in seinem Labor bei der Telefunken GmbH/Geschäftsbereich für Unterhaltungselektronik vorzustellen. Der Erfolg dieses nur wenige Tage alten Systems war überwältigend, und es wurde beschlossen, eine solche Vergleichsvorführung auch in Rom - ebenfalls noch 1963 - durchzuführen und auf der folgenden Fernsehtagung der Studiengruppe XI des CCIR im März/April 1965 in Wien für das PAL-System zu votieren. Ein Riesenerfolg.

 

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Luftbild Telefunken Hannover, Göttinger Chaussee

 

In Wien sollte eine gemeinsame Empfehlung für ein einheitliches Fernsehsystem formuliert werden, die auf der Vollversammlung der CCIR in Oslo im Juli 1966 zur Entscheidung vorgelegt werden sollte. Es war jedoch wichtig zu beachten, dass die CCIR nur Empfehlungen aussprechen konnte, die nicht verbindlich waren. Dennoch folgten alle Beteiligten in der Regel den empfohlenen Standards. Plötzlich wurde das Thema eines einheitlichen Fernsehsystems in Europa zu einem Spielball internationaler Politik, wobei Prestige und wirtschaftliche Interessen die Diskussionen stark beeinflussten.

Kurz vor Beginn der Konferenz in Wien hatten Frankreich und die UdSSR einen Staatsvertrag geschlossen, in dem die Sowjetunion das französische Secam-Verfahren unterstützte. Ihr Ziel war es, ein gemeinsames Farbfernsehsystem auf Basis von Secam zu etablieren. In dieser Situation stießen verschiedene Interessen von Unternehmen und Verbänden aufeinander, oft auch unter politischen Gesichtspunkten. Es erforderte den Pioniergeist von Managern und Mitarbeitern, gepaart mit persönlichem Engagement, um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.

Der damalige Bundeskanzler Adenauer hatte dem französischen Staatspräsidenten de Gaulle versprochen, dass Deutschland das Secam-System übernehmen würde. Die Franzosen übten starken Druck auf Telefunken aus, um ihre Absicht durchzusetzen. Es galt, die politische Situation zugunsten von Telefunken zu beeinflussen. Es schien vielen aussichtslos, PAL gegenüber NTSC und Secam zu positionieren. Dennoch blieb Telefunken bei seiner Absicht, PAL trotz politischer Widerstände durchzusetzen.

Inzwischen wurde das PAL-System weiter verbessert, unter anderem durch die Einführung eines Farbsynchronsignals mit alternierenden Komponenten (PAL-Burst) und eine spezielle Austastlücke. Felix Herriger, Vorstandsvorsitzender der Telefunken AG, übernahm die schwierige politische Überzeugungsarbeit, um den Franzosen die deutsche Position im CCIR deutlich zu machen. Es gab Gespräche mit dem Sonderbeauftragten Frankreichs, Maurice Ponte. In einem Treffen in Berlin entschied Telefunken, bei PAL zu bleiben, anstatt auf das Secam-System umzusteigen.

In der Wiener Konferenz sprachen sich schließlich zehn Länder, darunter Deutschland, für PAL aus, während Großbritannien und die Niederlande NTSC unterstützten. Die Ostblockstaaten schlossen sich der UdSSR und Secam an. Dies war ein entscheidender Schritt für die Durchsetzung von PAL. Es gab jedoch noch weitere Hürden zu überwinden. Telefunken plante den Bau einer Farbbildröhren-Fabrik unter Nutzung von Philips-Technologie, was die Akzeptanz von PAL in Großbritannien und den Niederlanden förderte. Bei der XL Plenarsitzung des CCIR in Oslo im Juni und Juli 1966 hatten PAL und Secam sehr gute Chancen auf eine Mehrheitsentscheidung. Kurz vor der Konferenz erreichte Telefunken jedoch die Nachricht, dass die Vertreter

Deutschlands den Auftrag hatten, für Secam zu stimmen. Herriger intervenierte und überzeugte die Bundesregierung, die Weisung zu korrigieren, sodass die deutschen Vertreter letztendlich für PAL stimmten. Bis auf Frankreich, Luxemburg, Griechenland und die Ostblockstaaten unterstützten alle europäischen Länder die Einführung von PAL. Technisch gesehen erfolgte die Normung mit der Einführung des Farbfernsehens in Europa, indem die bestehende CCIR-Norm mit 625 Zeilen bei einer Halbbildfrequenz von 50 Hz um PAL und Secam erweitert wurde. Als Vizekanzler Willy Brandt am 25. August 1967 die 25. Internationale Funkausstellung in Berlin eröffnete und das Zeitalter des Farbfernsehens in Deutschland einläutete, war Telefunken nicht nur technisch erfolgreich, sondern hatte auch die Interessen der gesamten Branche in Deutschland vertreten.

Telefunken setzte sich anschließend das Ziel, PAL kurzfristig in über 70 Ländern einzuführen und eine größere Verbreitung als NTSC und Secam zu erreichen.

 

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Vizekanzler Willy Brandt startet das Farbfernsehen in Deutschland am 25. August 1967 [24]

 

Heute ist das Fernsehen zu einem weltumspannenden Medium geworden. Unabhängig von nationalen Kulturen, politischen Ausrichtungen und sozialen Verhältnissen ist es ein Informations- und Kommunikationsmedium, ein Unterhaltungsmedium und ein Hilfsmittel am Arbeitsplatz, oft in Verbindung mit dem PC. Der Wunsch der Verbraucher nach größeren Bildschirmen, besserer Klangqualität, flacheren Displays, interaktiver Nutzung und höherem Bedienungskomfort treibt Entwickler und Ingenieure dazu an, ständig Verbesserungen voranzutreiben. Der Weg, den das Fernsehen in den letzten hundert Jahren zurückgelegt hat, setzt sich in die Zukunft fort. In der Elektronik gibt es keinen Weg zurück.

Egal ob es um das Hören oder das Sehen geht, um Audio oder Video: Als AEG-TELEFUNKEN 1983 die TELEFUNKEN Fernseh und Rundfunk GmbH an den französischen Konzern THOMSON SA (damals Thomson-Brandt) verkaufte, waren bereits Grundlagen für digitale Satellitensysteme entwickelt worden. Es gab ein Team kompetenter Entwickler, die bereits Erfahrungen in der Digitaltechnik hatten und international an der Schaffung von digitalen Standards für Audio und Video mitwirken konnten. Diese Kompetenz war entscheidend für die Zukunft des Fernsehens.

Unabhängig davon, wie das Fernsehen in der Zukunft gesendet oder empfangen wird und welche Wiedergabetechniken sich im Flachbildformat als Massenprodukte durchsetzen werden, wäre der Fortschritt nicht möglich gewesen ohne das Enthusiasmus und das persönliche Engagement erfolgreicher Manager, Entwickler, Kaufleute und Mitarbeiter bei Telefunken. Auch die internationale und nationale Zusammenarbeit mit Universitäten, Instituten und Fachleuten, einschließlich der Konkurrenten, spielte eine wichtige Rolle. Ohne diese Zusammenarbeit würden wir technisch möglicherweise immer noch auf dem Stand des deutschen Reichspatents Nr. 155.528 von Otto von Bronk aus dem Jahr 1902 stehen, in dem er sein Verfahren zur fernsichtbaren Darstellung von Bildern oder Objekten durch vorübergehende Auflösung in parallele Punktreihen beschrieb.

 

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Farbfernseh-Patent Nr. 155528 vom 12. Juni 1902 für Otto von Bronk.

 

7. Zeitgeist 

Das Phänomen der elektromagnetischen Wellen hat Pioniergeist und Kreativität geweckt. Die Firma Telefunken, die vor hundert Jahren unter kaiserlichem Patronat gegründet wurde, wurde in den folgenden Jahrzehnten stark von den politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts beeinflusst. Der Blick zurück auf die Anfänge von Telefunken sucht nach Orientierungspunkten und findet sie an den Wirkungsstätten der Forscher, Ingenieure und Mitarbeiter. Diese Wirkungsstätten liegen oft entlang der Wasserstraßen Berlins, wie der Spree, der Havel und dem Landwehrkanal.

Eine imaginäre Zeitreise zu diesen Orten ermöglicht es, die Technikgeschichte und die Geschichte von Telefunken zu erkunden. In Oberschöneweide, im Bezirk Köpenick, fließt die Spree direkt am KWO-Fabrikkomplex des früheren Kabelwerks Oberspree der AEG vorbei. Hier wurden viele Pionierleistungen erbracht, unter anderem von Adolf Slaby und Georg Graf von Arco, die hier ihre drahtlosen Versuche durchführten. Wilhelm Schloemilch erfand hier den elektrolytischen Detektor für den Hörempfang. Im KWO wurde auch die Lieben-Röhre weiterentwickelt, aus der später die Vakuumröhre entstand. Hier wurden die ersten Röhrenverstärker für die Reichspost gebaut. Das KWO entwickelte sich zu einer bedeutenden Stätte der Hochfrequenztechnik und wurde später zur Heimstätte der Weitverkehrstechnik von AEG und Telefunken. Auf der Spreeinsel in Berlins Mitte, wo einst das Stadtschloss der Hohenzollern stand, trafen sich Kaiser Wilhelm II., Wilhelm von Siemens, Emil Rathenau und Adolf Slaby, um über die drahtlose Nachrichtenübermittlung zu sprechen. In Moabit, in der Nähe einer Spreewindung, befanden sich die früheren Röhren- und Anlagenwerke von Telefunken. In Charlottenburg erreicht die Spree die Siemensstadt, einen wichtigen Fabrikationsstandort von Telefunken.

An der Zitadelle von Spandau mündet die Spree in die Flavel. In der Nähe der Flavel findet man die Sacrower Heilandskirche und die Pfaueninsel, wo die erfolgreichen Funkversuche von Slaby und Arco im Jahr 1897 stattfanden. An der Kirche befindet sich eine Gedenktafel, die an diese Versuche erinnert. Diese Orte entlang der Wasserwege Berlins repräsentieren sowohl die Stadt- und Kulturgeschichte als auch die Technikgeschichte von Telefunken und geben einen Einblick in die Entwicklung des Unternehmens im Laufe der Jahre.

 

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Eine Tafel am Kirchturm erinnert an die Funkversuche von Slaby und von Arco im Juli 1897. [25]

 

Auf der Rückfahrt, diesmal über den Landwehrkanal, verbinden sich in der Betrachtung Vergangenheit und Gegenwart: Am Salzufer benutzte Slaby den Wasserturm einer Fabrik als Antennenträger. Am gegenüberliegenden Einsteinufer haben heute zwei renommierte Technologiezentren ihren Sitz: das »Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik« und das »Ferdinand-Braun-lnstitut für Höchstfrequenztechnik«,die-aufbauend auf den Erkenntnissen ihrer verpflichtenden Namensgeber - angewandte Forschung auf den Gebieten der Mikrowellentechnik, Optoelektronik und Sensorik betreiben. Unweit hiervon befinden sich die Gebäude der heutigen Technischen Universität (TU), in deren Räumen Slaby Ende des 19. Jahrhunderts seine Empfangsapparate aufstellte (Bild 3).

 

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Adolf Slaby wurde 1882 als Professor auf den ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik der TH Charlottenburg berufen.

 

Das Reichsmarineamt, ein wichtiger Auftraggeber von Telefunken zu Beginn des 20. Jahrhunderts, befindet sich am Reichpietschufer (ehemals Tirpitzufer) in einem historisierenden Gebäude. Das benachbarte Shell-Haus, das während der NS-Zeit vom Oberkommando der Kriegsmarine genutzt wurde, steht an der Ecke zur Stauffenbergstraße. Die Bendlerbrücke, die sich dort befindet, markiert den Ort, an dem der verheerende Endkampf von 1945 sein Ende fand.

Weiter entlang des Halleschen Ufers und des Tempelhofer Ufers steht das Deutsche Technikmuseum, dessen Dach von einem Flugzeug der "Luftbrücke" gekrönt wird. In diesem Museum befindet sich auch das historische Firmenarchiv von AEG-TELEFUNKEN sowie Exponate aus der deutschen Industriegeschichte. In der Nähe standen einst die beiden Gebäude der früheren Firmensitze von Telefunken, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Eine Portalfigur namens "Industrie und Handel" des ehemaligen Telefunkenhauses am Halleschen Ufer 30 wurde aus den Ruinen geborgen und kann heute noch als historisches Relikt bei der "TELEFUNKEN SenderSysteme Berlin AG" in Berlin-Spandau betrachtet werden.

 

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Das TELEFUNKEN-HAUS am Halleschen Ufer 30 in Berlin-Kreuzberg war 1918-37 Firmensitz, 1932-37 befand sich hier zugleich die TELEFUNKENPLATTE. [26]

 

Die »Fahrt der Erinnerung« endet am Ufer der Gitschiner Straße in Kreuzberg: vor der Berliner Dienststelle des Europäischen Patentamtes, dem ehemaligen Kaiserlichen Patentamt. Hier hat Telefunken in den ersten 25 Jahren seines Bestehens insgesamt 1.776 Erfindungen angemeldet. Fast 60% davon wurden als neu und schutzwürdig anerkannt und führten zu 1.004 deutschen Reichspatenten, zu denen noch 908 Auslandspatente kamen.

Unter diesen Pionier-Patenten der Anfangsjahre befinden sich einige noch heute angewandte Technologien, wie z. B. die Hochfrequenzverstärkung (1911; Otto von Bronk) und die Schwingungserzeugung durch Rückkopplung (1913; Alexander Meißner). Diesen patentierten Erfindungen gingen die grundlegenden Arbeiten anderer Physiker voraus, die damit zu den Vordenkern und - aus heutigem Abstand - Vorvätern der drahtlosen Funktechnik gehören.

 

Die Faszination der drahtlosen Funkversuche am Ende des 19. Jahrhunderts

Die Forschungsergebnisse von Michael Faraday, James Clerk Maxwell, Heinrich Hertz, Edouard Branly, Oliver Lodge, Alexander Stepanowitsch Popow und vor allem Nikola Tesla bildeten die Grundlage für das damalige Wissen über elektromagnetische Induktion, Kapazität, elektrische und magnetische Felder, Resonanz von Schwingkreisen, hochfrequente Wechselströme, Antennen, Ausbreitung und viele andere Aspekte der Hochfrequenztechnik. Diese Forscher arbeiteten unabhängig voneinander an dem Ziel, die drahtgebundene Telegrafie und Telefonie durch drahtlose Kommunikation zu ersetzen.

Guglielmo Marconi gelang es schließlich im Jahr 1896, drahtlos Morsezeichen über eine Strecke von etwa 2 km zu übertragen. Da in Italien jedoch wenig Interesse an seiner Erfindung bestand, wanderte er nach Großbritannien aus. Dort erhielt er Unterstützung von Sir William Preece, dem Leiter der britischen Telegraphenbehörde, der die Bedeutung der drahtlosen Kommunikation erkannte. Marconi führte erfolgreich weitere Experimente am Bristol-Kanal durch.

Zur gleichen Zeit experimentierten auch zwei deutsche Hochschulprofessoren, Adolf Slaby und Ferdinand Braun, auf dem Gebiet der drahtlosen Kommunikation. Slaby und sein Assistent Georg Graf von Arco arbeiteten an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, während Braun mit seinem Mitarbeiter Jonathan Zenneck an der Universität Straßburg tätig war. Die beiden deutschen Forscher hatten weniger Erfolg als Marconi und waren bereits frustriert. Doch im Mai 1897 hatten sie die Gelegenheit, an einer Versuchsreihe von Marconi an der britischen Westküste teilzunehmen. Dabei hörten sie das drahtlos übertragene Morsezeichen "V" aus einer Entfernung von 4,5 Meilen.

Die Erfolge von Marconi motivierten Slaby und Arco, seine Versuchsanordnung nachzubauen. Sie experimentierten mit Phantasie und Improvisation, ohne genaue physikalische Kenntnisse und Messgeräte. Sie führten ihre Experimente vom Kabelwerk Oberspree und vom Salzufer zur Technischen Hochschule durch, was jedoch zu Störungen in den Fernsprechleitungen der Stadt führte. Mit Unterstützung des Kaisers setzten sie ihre Versuche in den königlichen Gärten an der Havel fort. Sie überbrückten Entfernungen von 60 km, indem sie Antennendrähte an Türmen und mit Hilfe von Fesselballonen aufhängten.

Im Jahr 1897 gründete Marconi die "Marconi Wireless Telegraph and Signal Company", die in den nächsten zwölf Jahren eine marktbeherrschende Stellung erlangte. In Deutschland unterstützte die Firma Siemens & Halske AG (S & H) Ferdinand Braun in Straßburg, während die AEG Slaby und Arco im Kabelwerk Oberspree unterstützte. Es entbrannte ein Wettlauf um die günstigste Lösung, wobei beide Laborgruppen zahlreiche Erfindungen patentierten und um die Priorität stritten.

Wilhelm von Siemens und Emil Rathenau erkannten die industriellen Möglichkeiten der drahtlosen Kommunikation und empfahlen, die Patentstreitigkeiten zu beenden. Unter dem Druck des Kaisers vereinigten sich die "Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System Prof. Braun und Siemens & Halske G.m.b.H." sowie die "AEG/Slaby/Arco-Gruppe" im Jahr 1903. Die neue Firma wurde unter dem Namen "Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H." gegründet, wobei S & H und AEG jeweils einen Anteil von 50% hielten. Die Synergieeffekte beider Unternehmen ermöglichten den Einsatz drahtloser Kommunikation in der zivilen Schifffahrt, im Militär und für interkontinentale Übertragungen. Das Warenzeichen "Telefunken" wurde 1903 eingetragen.

Marconi und Braun erhielten 1909 den Nobelpreis für Physik für ihre grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiet der drahtlosen Kommunikation. Diese industriepolitische Weichenstellung hatte eine enorme Bedeutung.

 

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Georg Graf von Arco 1929 mit dem erfolgreichen, in der AEG-Fabrik Berlin-Treptow produzierten, 40 WRundfunkgerät »Telefunken 40«. Arco übernahm 1899 die »Funkentelegraphische Abteilung« der AEG, 1903-31 war er Vorsitzender der Geschäftsführung von Telefunken. [27]

 

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Guglielmo Marchese Marconi gelang die erste erfolgreiche drahtlose Telegraphie-Verbindung. Marconi erhielt 1909 gemeinsam mit Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik. [28]

 

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Karl Ferdinand Braun lehrte an der Universität Straßburg. Braun erfand die nach ihm benannte Fernseh-Bildröhre. Schon 1901 wurde die »Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System Prof. Braun und Siemens & Halske GmbH« gegründet, mit der Telegramm-Adresse: »Telefunken«. [28]

 

Telefunken im Kaiserreich und im Ersten Weltkrieg 1903-1918

In den ersten Jahren war Telefunken eng mit den politischen Entwicklungen seiner Zeit verbunden. Das Deutsche Reich strebte nach einer stärkeren globalen Präsenz und versuchte, sich einen Platz in der Welt zu sichern. Daher waren Heer und Marine 1904 die ersten Interessenten an Telefunken-Stationen. Telefunken stellte transportable Funkstationen kostenlos den deutschen Kolonialtruppen in Deutsch-Südwestafrika zur Verfügung, um die technische Weiterentwicklung voranzutreiben. Im russisch-japanischen Krieg wurden auch die Flotte des Zaren mit Kriegsschiff-Stationen von Telefunken ausgestattet.

Die Technologie entwickelte sich in diesen Jahren rasch, und es wurden mehrere Systeme eingeführt. Die Sender arbeiteten zunächst mit "Knallfunken" (1906-1908), dann mit "Löschfunken" (1908-1916), anschließend zeitweise sowohl mit "Lichtbogen" (1903-1920) als auch mit Hochfrequenzmaschinen (1916-1929) und schließlich ab 1926 als Röhrensender. Im Jahr 1907 wurde die Küstenfunkstelle "Norddeich-Radio" in Betrieb genommen, die für die bereits betriebenen 1.550 Schiffsstationen in der Nordsee und im Nordatlantik sowohl für den Telegrammverkehr als auch für die Seenotrettung von großer Bedeutung war. 1911 gründeten Telefunken, Siemens und die AEG zusammen mit dem belgischen Lizenznehmer der Marconi-Gesellschaft die "Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H." (Debeg). Marconi und Telefunken brachten in die Debeg 38 bzw. 41 Bordfunkstationen mit Löschfunkensendern ein, wodurch eine Gleichberechtigung beider Systeme am Markt erreicht wurde. Aus dem Funkmonopol von Marconi wurde ein Funk-Oligopol von Marconi und Telefunken.

 

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Die Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie (Debeg) übernahm den Vertrieb, die Installation und die Wartung der Telefunken-Anlagen sowie die Ausbildung des Funkpersonals. Sie war auch für die Bedienung und Gebührenabrechnung der Funkanlagen zuständig und beschäftigte eigene "Funkbeamte". Die Debeg konnte dabei auf die weltweiten Stützpunkte von Marconi, Telefunken, AEG und Siemens zugreifen. Der neu entwickelte Löschfunkensender mit seiner größeren Reichweite trug dazu bei, dass Telefunken bald eine führende Position im Seefunkmarkt einnahm. Nach Verlustjahren von 1906 bis 1910 erzielte Telefunken im Jahr 1911 erstmals wieder einen Gewinn.

Nach dem Untergang der Titanic im Jahr 1912 wurde auf der Schiffssicherheitskonferenz in London beschlossen, dass alle Schiffe mit mehr als 50 Personen an Bord mit einsatzbereiten Funktelegraphiestationen ausgerüstet werden müssen. Die unschätzbare Bedeutung der drahtlosen Telegraphie als Rettungsmittel führte zu einer erhöhten Nachfrage nach Telefunken-Anlagen. Telefunken-Anlagen wurden weltweit auf allen Kontinenten installiert. Zum Beispiel wurde 1912 eine direkte Verbindung über 4.000 km quer durch Australien hergestellt und Russland wurde 1913 von der Ostsee bis zum Pazifik nachrichtentechnisch vernetzt. In Zentral- und Südamerika entstanden bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 120 Land- und Küstenstationen, während es nur 27 Marconi-Stationen gab. Telefunken hatte erfolgreich aufgeholt.

Hans Bredow trat als Nachfolger von Wilhelm Bargmann an die Seite von Georg Graf von Arco. Bredow war von 1908 bis 1919 kaufmännischer Geschäftsführer und ein geschickter "Wirtschaftsingenieur". Unter seiner Leitung konnten 1913 internationale Patentabkommen geschlossen werden, die zu einer Aufteilung der Interessensphären mit Marconi führten und einen respektvollen Wettbewerb ermöglichten. Diese Patentregelung beendete den "Kampf der Systeme" und leitete eine Phase des "Weltfunkfriedens" ein. Wilhelm II., der König von Preußen und deutsche Kaiser, verlieh Arco und Bredow hohe preußische Orden. Im Jahr 1913 fand Alexander Meißner eine Lösung zur Hochfrequenzerzeugung durch Rückkopplung. Mit dieser Schaltung konnte die Lieben-Röhre nicht nur hochfrequente Schwingungen im Sender erzeugen, sondern auch im Überlagerungsempfang eingesetzt werden.

 

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Hans Bredow, 1904 Leiter der Telefunken-Projektabteilung, 1908-17 kaufmännischer Geschäftsführer, 1918 Vorsitzender, 1919 Ministerialdirektor, 1921 Staatssekretär, 1926 RundfunkKommissar. Am 30. Januar 1933 Rücktritt. Nach seiner Verhaftung durch die Nationalsozialisten saß er anderthalb Jahre in Untersuchungshaft.

 

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Alexander Meißner, 1907-30 bei Telefunken als Leiter des Physikalischen Forschungslaboratoriums.

 

Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte Telefunken bereits Betriebsführungsgesellschaften mit eigenen Funknetzen in verschiedenen Teilen der Welt aufgebaut. Diese Netzwerke waren umfangreicher als das Kolonialfunknetz Großbritanniens. Durch die übertragenen Betriebskonzessionen hatte Telefunken die Legitimation, staatliche Hoheitsrechte und Reichsinteressen zu vertreten. Die entstehenden Zweiggesellschaften und Vertretungen trugen zur weltweiten Anerkennung und Bedeutung von Telefunken bei. Das Unternehmen hatte sich zu einem globalen Akteur entwickelt.

Um 1913/1914 errichtete Telefunken mit finanzieller Unterstützung der Stammfirmen Großstationen mit Hochfrequenzmaschinen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten. Dazu gehörten unter anderem die Stationen "Kamina" in Togo, "Windhuk" in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), "Yap" auf den Westkarolinen, "Nauru" auf den Marshallinseln, "Apia" in Westsamoa und "Rabaul" in Papua-Neuguinea. Mit diesen Stationen wurde ein Streckennetz von insgesamt 50.400 km errichtet. Darüber hinaus gab es über 200 Auslandsstationen mit einer Gesamtlänge von 110.000 km. Telefunken hatte somit Verbindungen über eine Gesamtlänge von 160.000 km geschaffen, was dem vierfachen Erdumfang entspricht. Die Telefunken-Technologie hatte einen Weltruf erlangt.

Die Leistungsfähigkeit, Betriebssicherheit, Klangqualität, Übertragungsgeschwindigkeit und Sendegeschwindigkeit der drahtlosen Nachrichtenübertragung wurden ständig verbessert. Die Längstwellen des Nauener Maschinensenders konnten sogar von deutschen U-Booten über große Entfernungen empfangen werden. Die Positionierung und Navigation von Schiffen wurde durch den Nauener Zeitsignaldienst erheblich verbessert.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 führte zu einem abrupten Zusammenbruch. Das deutsche Kaiserreich stand in Treue zu Österreich-Ungarn, das sich durch die Ermordung des Thronfolgers in Sarajevo gedemütigt fühlte und sich durch die russische Mobilisierung bedroht sah. Europa taumelte in den Krieg, der zum Untergang der drei europäischen Kaiserreiche führen sollte. Telefunken stellte sofort seine Produktion um und nutzte die drahtlose Telegraphie für kriegsrelevante Zwecke. Aufgrund der begrenzten Vorarbeiten und der knappen Mittel für Heer und Marine vor dem Krieg, standen nur wenige Muster- und Bereitschaftsstationen zur Verfügung. Nun wurden die notwendigen Ressourcen bereitgestellt.

Telefunken musste auch seine Anlagen an die deutschen Verbündeten Österreich, Bulgarien und die Türkei liefern. Selbst neutralen Staaten durften die Lieferungen nicht verweigert werden, um einerseits dem Reich notwendige Kompensationen zu sichern und andererseits die langjährigen Geschäftsbeziehungen mit dem Rest der Welt auch für die Nachkriegszeit aufrechtzuerhalten.

Die deutschen Handelsschiffe, die zu Kriegsbeginn auf den Weltmeeren unterwegs waren, konnten noch über die Station Nauen angewiesen werden, neutrale Häfen anzulaufen. 1917 jedoch beschlagnahmten die Alliierten die Schiffe mit ihren Telefunken-Stationen als Reaktion auf den deutschen U-Boot-Krieg. Die von Telefunken kurz vor Kriegsbeginn in Afrika und der Südsee errichteten Auslandsstationen wurden zerstört oder unbenutzbar gemacht, und die Telefunken-Mitarbeiter wurden bis Kriegsende interniert. Die Station "Windhuk" in Deutsch-Südwestafrika konnte von den Kolonialtruppen unter General Paul von Lettow-Vorbeck bis 1915 gehalten werden, bevor das Land in britische Hand fiel und zum Völkerbundsmandat wurde. Am Tag des Kriegsausbruchs im Jahr 1914 wurde die von Hans Rukop weiterentwickelte Glühkathodenröhre im Telefunken-Röhrenlabor betriebsbereit. Diese erste Hochvakuumröhre wurde sofort in die fahrbare Sendestation der kaiserlichen Obersten Heeresleitung eingebaut.

 

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Hans Rukop, 1914-27 und 1933-55 bei Telefunken. Leitung des Schwachstromlabors, 1914 erfand er die Elektronenröhre RS 15 mit Glühkathode (auf dem Bild zu sehen), 1917 Aufbau der Röhrenfabrik in Berlin-Mitte, 1927-33 Professur in Köln, 1933~1935 Mitglied der Geschäftsführung. Nach 1945 Aufbau des Röhrenwerks in Ulm. [30]

 

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg hatte Telefunken zusammen mit der C. Lorenz AG die Heeres-Großstation in Königs Wusterhausen errichtet. Ähnliche Stationen wurden auch für die verbündeten Mächte wie die türkische Heeresverwaltung in Osmaniye, Damaskus und Bagdad sowie für die österreichische Heeresverwaltung in Deutsch-Altenburg und Pula (Istrien) errichtet. Im Jahr 1917 wurde die Großfunkstelle Kreuznach für die Oberste Heeresleitung gebaut, von der aus Funksprüche des Heereskommandos an die Front gesendet wurden.

Um den Bedarf an Empfängerröhren für das Heer, die Marine und die neu entstehende Luftwaffe zu decken, wurde im Jahr 1917 die erste Telefunken-Röhrenfabrik in der Friedrichstraße 235 in Berlin-Mitte eingerichtet. Diese Fabrik verfügte über hochqualifizierte Glasbläsermeister, und die Röhrenfabrikation wurde 1920 von Osram übernommen. Hunderttausende von Sende- und Verstärkerröhren verließen bis 1918 die Fabrik und wurden in den Fertigungsstätten der Mutterfirmen eingebaut, insbesondere in die von Telefunken entwickelten Packsattel- und Schützengraben-Stationen, U-Boot- und Flieger-Gefechtsstationen sowie Störsender. Mithilfe solcher Löschfunkensender von Telefunken konnten deutsche Flieger beispielsweise den Funkverkehr beim Einschießen der gegnerischen Artillerie empfindlich stören. Die Bedeutung der drahtlosen Verbindungen zu nicht-feindlichen Ländern zeigte sich während der britischen Seeblockade im Ersten Weltkrieg, nachdem die Seekabel durchtrennt worden waren. Die von Telefunken aus eigenen Mitteln errichteten und eigenständig betriebenen Stationen in Nauen bei Berlin (ab 1906), Sayville bei New York und Cartagena in Kolumbien (1912) sicherten zusammen mit der von der Hochfrequenzmaschinen-AG (HOMAG), einer Gründung der Lorenz AG, errichteten Überseestation in Eilvese bei Hannover die interkontinentalen Nachrichtenverbindungen Deutschlands.

Im Jahr 1917, dem Jahr des Kriegseintritts der USA, erstarrten die Materialschlachten an der Westfront im Stellungskrieg. Die britische Seeblockade konnte trotz des uneingeschränkten deutschen U-Boot-Krieges nicht durchbrochen werden, was in Deutschland zu schwerwiegenden Produktions- und Versorgungsschwierigkeiten führte, einschließlich Hungersnöten. Im Oktober 1917 gab eine Salve des Kreuzers "Aurora", der im Jahr 1904 mit einer Telefunken-Station ausgerüstet worden war, das Signal zum Ausbruch der russischen Oktoberrevolution in Petrograd. Trotz der Entlastung an der Ostfront führten Erschöpfung und Zermürbung sowohl bei den deutschen Truppen und der Marine als auch in den Fabriken der Mutterfirmen zu Auflösungserscheinungen und entsprechenden Betriebsstörungen. Am 9. November 1918 endete nach 47 Jahren das Deutsche Kaiserreich. Telefunken sollte jedoch auch in den folgenden sieben Jahrzehnten, bis zum 9. November 1989, dem Tag der Öffnung der Berliner Mauer, eng in die dramatischen Entwicklungen der deutschen Geschichte eingebunden bleiben. Die Ereignisse des 9. November 1923, dem Tag des Putschversuchs von Adolf Hitler in München, sowie des 9. November 1938, der antijüdischen Pogromnacht in ganz Deutschland, warfen ihre Schatten voraus und waren Vorboten des Kommenden - eine düstere Zeit brach an.

 

Telefunken in der Weimarer Republik 1919 - 1932

Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags von 1919 erlitt Telefunken außergewöhnliche Verluste. Alle Auslandsgesellschaften, -stationen und -vertretungen wurden entschädigungslos enteignet. Lediglich für die in den USA genutzten Pionierpatente von Alexander Meißner und Otto von Bronk wurden Entschädigungen gezahlt. Diese wurden zur Hälfte den beiden Erfindern und zur anderen Hälfte Telefunken als Grundlage für die Ruhegeldeinrichtung zugutekommen.

Die Station Sayville bei New York, die als Gegenstation von Nauen diente, wurde als Reparationsleistung an die US-Marine übergeben. Durch die Auslieferung der verbliebenen Handelsflotte an die Siegermächte gingen auch fast alle Schiffsstationen verloren. Erst der Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte zwischen 1920 und 1924 bot der Debeg, Telefunken und den produzierenden Stammfirmen die Grundlage für eine neue Geschäftstätigkeit. In den ersten Jahren der Weimarer Republik gelang allmählich die Wiederbelebung der internationalen Geschäftsbeziehungen und der Wiederaufbau des Auslandsvertriebs.

Im Jahr 1918 wurde die Station Nauen in die neu gegründete Tochtergesellschaft "Transradio-Aktiengesellschaft für drahtlosen Übersee-Verkehr" von Telefunken, AEG und Siemens eingebracht. Im Juli 1919, acht Monate nach Kriegsende, erhielt Nauen ein bemerkenswertes Telegramm von der "Radio Corporation of America" (RCA) vom Broadway in New York: "Will you accept commercial business messages from USA?" Dies war die Aufforderung zur Wiederaufnahme der kommerziellen transatlantischen Kommunikation mit Morsezeichen. Die bereits 1913 geschaffene Funkverbindung in die USA wurde sofort wiederhergestellt, insbesondere da die gekappten Seekabel nach Nordamerika noch nicht wieder in Betrieb waren.

 

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Um die von den Sendern auf der Station Nauen verursachten Störungen beim Empfang einer Funkverbindung zu beseitigen und die nur wechselweise mögliche Funkübertragung des so genannten »Simplex-Verkehrs« in einer Richtung zu beenden, richtete Telefunken 1919 in Geltow bei Potsdam eine separate Übersee Funkempfangsstelle mit Rahmenantenne ein. Die Einführung dieses »Duplex-Verkehrs« ermöglichte gleichzeitiges Senden und Empfangen, wodurch sich der Umfang der ausgetauschten Telegrammtexte verzehnfachte. Die RCA - mit einer schon 1922 (!) verwendeten »WWW«-Abkürzung im Briefkopf (für »WorldWide-Wireless«) - bestätigte der deutschen Gegenstation von »Transradio«, dass automatisierte Morsezeichengeber und verbesserte Empfangs-Aufzeichnungstechniken die Übertragungsgeschwindigkeit auf 130 Wörter pro Minute »most excellent« gesteigert hatten. Die Amerikaner honorierten die verbesserten empfangstechnischen Leistungen mit den Worten »many danke sehr«. Wilhelm Tolme Runge (Bild 11) erinnerte sich: »Das war bei dem damals niedrigen internationalen Ansehen Deutschlands eine großartige Kundgebung, der die europäische Konkurrrenz staunend zuhörte.«

 

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Wilhelm Tolme Runge, 1923-63 bei Telefunken. 1924 Leiter der Empfängerentwicklung, 1933 Entwicklungsbeginn von Dezimeterwellen-, Richtfunkund Rückstrahltechnik, 1935-42 Leitung des Gesamtlaboratoriums. Nach 1945 Leiter der Hochfrequenz-Entwicklung, 1955 Aufbau und Leitung des Forschungsinstituts in Ulm. Besitzer von mehr als 100 Patenten.

 

Die an ihre Leistungsgrenze geratene Station in Geltow wurde 1931 durch eine von Telefunken errichtete Kurzwellen-Empfangsstation in Beelitz - anfangs mit »Tannenbaumantennen«, später mit Rhombusantennen - abgelöst. Runge hatte die für Beelitz benötigten Hochleistungs-Kurzwellenempfänger in Schrankform in seinem Empfängerlabor in der Maxstraße 8 (heute die Kärntener Straße) in Berlin-Schöneberg entwickelt. Diese Neuentwicklung war der Auftakt einer jahrzehntelangen erfolgreichen Vermarktung von Kurzwellenempfängern für zivile und militärische Anwendungszwecke.

1920 konnte der vom Werkbund-Architekten Hermann Muthesius geschaffene Neubau des Stationsgebäudes in Nauen (Bild 12) durch den Reichspräsidenten Friedrich Ebert feierlich eingeweiht werden. Nauen avancierte zur größten Nachrichten-Sendestation des europäischen Kontinents und blieb bis 1932, dem Jahr des Übergangs in das Eigentum der Deutschen Reichspost, ein Zentrum für den zivilen Überseedienst zu den Auslandsgesellschaften und für den Nachrichtenverkehr mit Telegraphie-Großmaschinensendern in Europa, Südamerika und Asien. Die Technik erwies sich erneut als eine Brücke zwischen den Völkern. Die Führungskräfte von Telefunken trafen sich im Jahre 1922 auf dem begrünten Dach des Telefunkenhauses und blickten wieder mit Zuversicht auf die Entwicklung ihres Unternehmens.

 

 Datei:Hauptgebäude Funkbetriebsstelle Nauen P1070814.jpg

Stationsgebäude Nauen bei Berlin, 1920 vom Werkbund-Architekten Hermann Muthesius errichtet. Nauen war seit 1906 Versuchs- und Nachrichten-Sendestation für Telefunken, 1918-31 für die Tochtergesellschaft »Transradio« Großfunkstelle für den Überseeverkehr. Ab 1932 Übernahme durch die Deutsche Reichspost. In beiden Weltkriegen wurde die Station Nauen für das militärische Führungsfunknetz genutzt. [31]

 

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Treffen der Führungskräfte 1922, fotografiert im Dachgarten auf dem TELEFUNKEN-HAUS in Berlin-Kreuzberg;
v.I.n.r.: 1. Reihe; Fritz Ulfers, Karl Schapira, Otto von Bronk, Karl Solff, Georg Graf von Arco,
2. Reihe: Abraham Esau, Alexander Meißner, Elans Bielschowsky, Hans Rukop [32]

 

Ende Oktober 1923 begann die "Deutsche Stunde für drahtlose Belehrung und Unterhaltung" im Vox-Haus in der Nähe des Potsdamer Platzes mit einem provisorisch auf einem Tisch aufgebauten 250-Watt-Laborsender des Telegraphentechnischen Reichsamtes (TRA) mit dem Rundfunkprogramm. Die Übertragung wurde nur von wenigen "Ohrenzeugen" mit Detektoren und einfachen Röhrenempfängern über Kopfhörer empfangen. Zudem betrug die Gebühr für die Rundfunk-Empfangsgenehmigung zu dieser Zeit aufgrund der starken Inflation 350 Millionen Mark.

Nach dem Wegfall militärischer Lieferungen und den Einschränkungen im internationalen Geschäft in der unmittelbaren Nachkriegszeit stellte der Aufbau des Rundfunksendernetzes nach dem Konzept von Hans Bredow für Telefunken eine willkommene neue technische und geschäftspolitische Herausforderung dar. Die neun regionalen Sendegesellschaften, die im Jahr 1924 gegründet wurden, betrieben 10 Haupt- und 17 Nebensender, die Programme von Aachen über Breslau bis Königsberg ausstrahlten. Die Senderentwicklung in dieser Zeit stand unter der Leitung von Walter Schäffer, einem Bauingenieur, der von 1916 bis 1925 bei Telefunken tätig war und die von Heer und Marine übernommenen Funker mit großer Ingeniosität führte.

 

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Im Jahr 1926 wurden die Reichs-Rundfunk Gesellschaft (RRG) für das Inland und die Deutsche Welle für den Auslandsrundfunk gegründet. Telefunken lieferte für diese Sendegesellschaften 22 Mittelwellensender, die C. Lorenz AG sieben und die Dr. Erich F. Huth AG weitere drei Sender. Die Jahre zwischen 1924 und 1929, zwischen Währungsstabilisierung und Weltwirtschaftskrise, erwiesen sich als die besten, die "goldenen" Jahre der Weimarer Republik. Auch für Telefunken waren dies Jahre des friedlichen Wohlstands zwischen den beiden Weltkriegen. Telefunken erreichte durch seine Patentabkommen mit der RCA (1921) und Philips (1925), die Vereinheitlichung der Typenstandards (1931) sowie durch seinen umfangreichen Patentbesitz eine führende Position in der deutschen Funkindustrie. Unter der Führung von Telefunken kam es zu Vereinbarungen über Lizenzaustausch mit den Konkurrenten Lorenz und Huth, und anschließend, auf Druck der Reichspost und des Verbands der Deutschen Funkindustrie (VDFI), zur Erteilung von Bauerlaubnisverträgen für die anderen im VDFI zusammengeschlossenen Spezialfirmen. Trotz der steigenden Zahl von Rundfunkhörern und des damit verbundenen Absatzes verursachte das Geschäft mit Rundfunkempfängern weiterhin Verluste für Telefunken. Diese wurden jedoch durch Lizenzeinnahmen und Gewinne aus dem Verkauf von Röhren mehr als ausgeglichen.

Bei der Feier zum 25-jährigen Firmenjubiläum von Telefunken im Jahr 1928, die im Postmuseum und anschließend in der Kroll-Oper stattfand, waren Vertreter der Reichsregierung, der preußischen Regierung, der Reichswehr, der Stadt Berlin, der Rundfunkanstalten sowie alle ausländischen Botschafter anwesend. Diese Feier war Ausdruck der wiedererlangten internationalen Anerkennung und Bedeutung des Unternehmens nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs.

Im Jahr 1930 erfand Fritz Schröter, Leiter der Forschungsabteilungen von Telefunken, das Zeilensprungverfahren für ein flimmerarmes Fernsehbild, das bis heute Verwendung findet. 1932 wurde die TELEFUNKEN-PLATTE GmbH gegründet, die sich mit ihrem anspruchsvollen Repertoire internationaler Künstler zu einer der umsatzstärksten internationalen Markenfirmen entwickelte.

 

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Fritz Schröter, 1920-73 mit Unterbrechungen bei Telefunken. 1923 Forschungsleiter, 1925 Direktor der Technischen Abteilungen. 1930 Anwendung des Zeilensprungverfahrens.

 

Nur wenige Monate später endeten die 13 Jahre Demokratie der Weimarer Republik, die nationalsozialistische Diktatur, das so genannte Dritte Reich, brach über Deutschland herein. Nachfolger von Graf Arco in der Position des Geschäftsführers wurde Emil Mayer. 

Mayer hatte vor dem Ersten Weltkrieg in Tuckerton (New Jersey/USA) einen Goldschmidt-Maschinensender für die HOMAG als Gegenfunkstelle von Eilvese aufgebaut; bei Kriegseintritt der USA im Jahr 1917 wurde er interniert. 1919 trat er bei Telefunken ein und war dort bis 1923 mit technischen Entwicklungen betraut. Von 1924 bis 1928 agierte Mayer als AEG-Verbindungsmann zur General Electric Company (GE) in Schenectady, die mit 27,5 % an der AEG beteiligt war.1931 übernahm Mayer den Vorsitz in der Geschäftsführung von Telefunken.

Unter Emil Mayer wurden die bei den Mutterfirmen bestehenden Abteilungen für die Entwicklung von Rundfunkempfängern mit denen von Telefunken zusammengefasst und der Bereich Elektroakustische Anlagen (ELA) sowie die technische und kaufmännische Leitung der Klangfilm GmbH auf Telefunken übertragen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 emigrierte Mayer nach nur eineinhalbjähriger Firmenleitung in die USA,weil erden neuen Machthabern nicht genehm war. Nachfolger von Mayer - und nunmehr »Führer des Betriebes« - wurde Martin Schwab (Bild 16), ein ehemaliger U-Boot-Kapitän, der ein Jahr zuvor von S & H zu Telefunken delegiert worden war. Schwab verfügte über den in jener Zeit für Führungspositionen erforderlichen Nachweis der so genannten arischen Abstammung, trat jedoch nicht in die NSDAP ein. Ihm zur Seite standen der Physiker Karl Rottgardt (Bild 16),der für das Behörden- und Wehrmachtsgeschäft zuständig war, der Physiker Hans Rukop - Leiter aller Labors und der Röhrenentwicklung - sowie, ab 1939, Hubert Engels für das Rundfunkgeräte-, Ela- und Röhren-Geschäft.

 

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Bei der Grundsteinlegung für das Werk in Berlin-Zehlendorf, 1937;
v.I.n.r.: Hermann Bücher 1928-46 AEG-Vorstandsvorsitzender,
Martin Schwab 1933-51 Vorsitzender der Geschäftsführung von Telefunken und
Karl Rottgardt 1933-45 Mitglied der Geschäftsführung, zuständig für das Behörden- und Wehrmachtsgeschäft von Telefunken.

 

Fritz Ulfers, Carl Schapira und Hans Bielschowsky verließen die Geschäftsführung. Sie hatten in den vorangegangenen Jahren zum Wiederaufstieg der Firma entscheidend beigetragen. Schapira (Bild 17) emigrierte unter dem Tarnnamen »Soria« nach Spanien und arbeitete später bei der RCA in den USA. Die Führungsstellen wurden von »nichtarischen« Einflüssen »gesäubert und gleichgeschaltet« - wie es damals in der Sprache des Regimes hieß. Nach  Inkrafttreten der jüdische Bürger diskriminierenden »Nürnberger Rasse-Gesetze« ging auch Otto Böhm, der Antennen- und Maschinensender-Spezialist,1935 in die Emigration. Im Auftrag der britischen Admiralität entwickelte er während des Zweiten Weltkrieges Radarantennen. Die Nachfolge Böhms in der Leitung des Gesamtlaboratoriums trat Wilhelm T. Runge an.

 

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Carl Schapira, 1906-33 bei Telefunken. Als Leiter der Vertriebs- und Vertragsabteilungen zuständig für die internationalen Vertriebs- und Patentabkommen und Auslandsgesellschaften, 1919 Mitglied der Geschäftsführung von Telefunken und Aufsichtsratsmitglied von Transradio und Debeg. 1933 emigrierte er über Spanien in die USA.

 

Sofort nach der Machtübernahme begann Joseph Goebbels als Minister für Volksaufklärung und Propaganda den Rundfunk als Propaganda-Waffe des totalitären Staates im »Ätherkrieg« einzusetzen. Frühzeitig erkannte er auch die Bedeutung des Fernsehens als neuem Massenmedium. Daher sollte, nach mehrfacher Verschiebung, am 1. September 1939 die offizielle Freigabe des Fernsehempfanges für die Öffentlichkeit mit dem inzwischen unter Leitung der Deutschen Reichspost von Telefunken entwickelten Fernseh-Einheitsempfänger »E1« erfolgen. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges am selben Tage machte jedoch diesen Plan zunichte. Lediglich ein Fernsehstudio im Deutschlandhaus am heutigen Theodor-Heuss-Platz (dem früheren Reichskanzlerplatz und zwischenzeitlichen Adolf-Hitler-Platz) strahlte bis zu seiner Zerstörung durch Brandbomben die Live-Sendungen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft für Kriegsverletzte und rund tausend privilegierte NS-Parteigenossen aus. Auch Hitler persönlich wollte seine Gäste mit dem Fernsehempfang beeindrucken.

1932/33 führte Runge erste Rückstrahlversuche im Zusammenhang mit Richtfunk- und Navigationsexperimenten durch. In einem leeren Zimmer am Tempelhofer Ufer richtete er sein Ein-Mann-Labor ein und begann mit bescheidenen Reichweitenversuchen über den Landwehrkanal hinweg zwischen den Telefunken-Häusern am Tempelhofer Ufer 9 und am Halleschen Ufer 30. General Erich Fellgiebel, der Generalbevollmächtigte für Nachrichtentechnik im Oberkommando der Wehrmacht (OKW), schätzte diese neue Technik hoch ein und forderte Telefunken zur Weiterentwicklung auf. 1935 ließ Runge eines der firmeneigenen Ju-52- Flugzeuge in 5.000 m Höhe die Sende- und Richtantennen der Versuchsstation Großziethen überfliegen. Mit der Annäherung des Flugzeuges an den Richtstrahl begannen die Messinstrumente auszuschlagen. Dieser Versuchserfolg gab neue Entwicklungsanstöße.

 

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Im Jahr 1938 präsentierte Runge dem Generalluftzeugmeister Ernst Udet die Versuchsanlage "Darmstadt", die für die Ortung von Flugzeugen vorgesehen war und über einen Parabolspiegel verfügte. Udet reagierte darauf mit den Worten: "Wissen Sie, wenn Sie so etwas einführen, dann macht ja die ganze Fliegerei keinen Spaß mehr!" Die Aufrüstung wurde durch entsprechende Entwicklungsaufträge der drei Waffengattungen verstärkt. Zwischen 1934 und 1940 vervielfachten sich die Lieferungen für staatliche und militärische Auftraggeber wertmäßig um das Zehnfache. Das Entwicklung- und Lieferprogramm erstreckte sich von Ela-Lieferungen für Stadien, Versammlungsorte und Aufmarschgelände bis hin zu nachrichtentechnischen Schiffsausrüstungen.

1936 lieferte Telefunken beispielsweise die Funkausrüstung für das Panzerschiff "Admiral Graf Spee", eines von drei "Westentaschenkreuzern", die Deutschland gemäß dem Versailler Friedensvertrag zugestanden wurden. Das Schiff wurde 1939 vor Montevideo in Uruguay von britischen Kriegsschiffen umzingelt und durch Selbstversenkung versenkt. Im Rahmen des Flottenbauprogramms folgten die Installation von Großfunkanlagen auf den Schlachtschiffen "Gneisenau", "Scharnhorst", "Bismarck" und "Tirpitz", die jedoch letztendlich der Vernichtung nicht entgehen konnten. Es wurden feste Service-Stützpunkte in den Werften an der Nord- und Ostseeküste eingerichtet, später auch am Atlantik, um U-Boote mit Funk-, Ortungs- und Peilanlagen auszustatten. Von dort aus wurden Messfahrten zusammen mit den Schiffserprobungskommandos auf hoher See durchgeführt.

Telefunken war 35 Jahre lang eine Forschungs-, Entwicklungs- und Vertriebsfirma, die ausschließlich in Berlin ansässig war. Kundenaufträge wurden nach einem festgelegten Verteilungsschlüssel in den Fabriken der beiden Muttergesellschaften ausgeführt, wobei Einzelanfertigungen und Kleinstserien in den Versuchswerkstätten angefertigt wurden. Die Werkstattrevision und Prüffelder in den Fabriken der Stammfirmen wurden jedoch von Telefunken-Mitarbeitern betreut, um die "Telefunken-Qualität" sicherzustellen und den Kunden zu garantieren.

Im Zuge der Kriegsvorbereitungen interessierten sich die Beschaffungsstellen der Wehrmacht für eine Erweiterung der Kapazität bei kriegswichtigen Produkten und drängten Telefunken daher zum Aufbau eigener Produktionsstätten außerhalb von Berlin. In den Jahren 1936/37 entstanden mehrere Fabriken in Thüringen, darunter Röhrenwerke in Neuhaus und Erfurt sowie ein Zweigwerk in Ilmenau und eine Gerätefabrik für Tornister- und Panzer-Funkgeräte in Erfurt. Im Jahr 1938 wurde der neu erbaute Gebäudekomplex in Berlin-Zehlendorf (Goerzallee) mit einer Nutzfläche von 90.000 Quadratmetern bezogen, wodurch 37 zuvor in Berlin verteilte Stellen eine neue Heimat fanden.

 

1939 kam das bisherige Osram-Röhrenwerk in Moabit mit 8.000 Beschäftigten (einschließlich der Nebenbetriebe) zu Telefunken, um die Röhren - wie im Ersten Weltkrieg - in eigener Regie herstellen zu können. Es war seinerzeit die größte Röhrenfabrik Europas, in der jährlich bis zu 12 Millionen Röhren produziert wurden. Sie deckten 75 % des deutschen Bedarfs. Leiter der Röhrenfabrikation wurde der von der Osram-Geschäftsführung übernommene Karl Mey.

 

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Telefunken Röhrenwerk, BerlinTiergarten/Moabit, Sickingenstraße 71; Firmensitz 1952-60. [33]

  

Telefunken, als ältestes und größtes nachrichtentechnisches Unternehmen in Deutschland, konzentrierte sich während des Krieges hauptsächlich auf behördlich gesteuerte militärische Aufträge in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Produktion. Neben dem Hauptwerk in Zehlendorf hatte Telefunken Antennenmessplätze in Groß-Ziethen und Brück sowie Entwicklungsabteilungen in verschiedenen Städten, darunter Berlin, Erfurt, Liegnitz, Bad Liebenstein, Flöha, Mährisch-Trübau und Rügen. In diesen Abteilungen wurden streng geheime Entwicklungs- und Lieferaufträge des Heereswaffenamtes, der Luftwaffe und der Marine bearbeitet.

Telefunken war an der Entwicklung und Herstellung einer Vielzahl von militärischen Geräten beteiligt, darunter Leitstrahlanlagen, Lande- und Blindflugeinrichtungen, Zielflugempfänger, Flakzielgeräte, Flugabwehr-Radargeräte wie das "Würzburg"-System, Such- und Zielgeräte "Lichtenstein" für Nachtjagdflugzeuge, Funkmess-Bodengeräte, Zielflugempfänger, Adcock-Peiler, Peilempfänger und Richtantennen für Peilgeräte. Telefunken war auch maßgeblich an der Entwicklung von Störsendern beteiligt, die dazu dienten, feindliche Sende- und Ortungsverfahren zu stören. Des Weiteren entwickelte Telefunken umstimmbare Mittelwellensender, die innerhalb kurzer Zeit auf eine andere Frequenz umgestellt werden konnten, um den Feind zu verwirren.

Ein bemerkenswertes Projekt war der Aufbau eines Richtfunk-Nachrichtennetzes mit den Geräten "Michael" und "Rudolf". Dieses Netzwerk erstreckte sich ab 1940 über ganz Europa und umfasste etwa 70.000 Kilometer mit rund 2.500 Stationen. Es reichte vom Nordkap bis nach Nordafrika bei El Alamein, von Sizilien bis Kreta, von der Atlantikküste bis zum Kaukasus am Schwarzen Meer. Telefunken war maßgeblich daran beteiligt, dieses weitläufige Kommunikationsnetzwerk aufzubauen.

Der Auftragsbestand von Telefunken aus öffentlichen Bestellungen betrug im Jahr 1940 rund 650 Millionen Reichsmark, während der Jahresumsatz bei etwa 200 Millionen Reichsmark lag. Telefunken spielte somit eine bedeutende Rolle in der Kriegswirtschaft und trug dazu bei, die Kommunikations- und Ortungstechnologien des deutschen Militärs während des Krieges zu entwickeln und bereitzustellen.

 

Die Soldatensender »Gustav«, »Fritz« und »Heinrich«

Während des Krieges lieferte Telefunken mobile Mittel- und Langwellen-Rundfunksender, die unter den Decknamen A (Anton) bis M (Martha) bekannt waren und an verschiedenen Fronten als "Soldaten-Sender" eingesetzt wurden. Einige dieser Senderkonvois wurden in der Endphase des Krieges zu Munitionstransportern umfunktioniert. Die Mittelwellensender "Fritz", "Gustav" und "Heinrich" überstanden die zahlreichen Einsätze nahezu unbeschadet bis zum Kriegsende.

Der Sender "Gustav" wurde zunächst in der besetzten Ukraine eingesetzt, wo er von Januar 1943 bis zum Beginn der sowjetischen Offensive einen "Kameradendienst für Stalingrad" ausstrahlte. Nach Reparaturen aufgrund von Kriegsschäden ersetzte er im November 1943 den stark beschädigten "Reichssender Berlin" in Tegel und wurde für militärische Störsendungen verwendet. Ab Februar 1944 wurde der Sender von der Luftwaffe zur Jägerführung genutzt. Nach dem Krieg wurde "Gustav" zunächst von den Amerikanern in Österreich beschlagnahmt, aber bereits 1947 wieder in Betrieb genommen und als Sender für "Radio Frankfurt" verwendet. Nach einer zeitweiligen "Einmottung" in einer US-Kaserne leistete er in den folgenden Jahren erneut gute Dienste. Von 1948 bis 1950 wurde er für den "Rundfunk im amerikanischen Sektor" von Berlin-West (RIAS) in Hof/Bayern eingesetzt, von wo aus die Sendungen in die Sowjetische Besatzungszone ausgestrahlt wurden. Nach Verwendung als Reservesender des Bayerischen Rundfunks in Ismaning von 1951 bis 1969 endete "Gustav" auf einem Schrottplatz in München.

Der Sender "Fritz" simulierte im März 1941 als sogenannter "Freiheitssender Hellas" die Station einer griechischen Widerstandsgruppe kurz vor dem Angriff auf Griechenland. Nach Einsätzen als "Kampfsender" in Italien und Südtirol wurde er im Mai 1945 von den US-Truppen übernommen. "Heinrich" wurde 1941 in Estland (Reval) und ab 1943 in Weißrussland (Mogiljow) als "Soldatensender Siegfried" gegen die Sendungen des in der Sowjetunion tätigen "Nationalkomitees Freies Deutschland" eingesetzt. Auch er wurde 1945 von der US-Armee übernommen.

Im März 1947 trafen "Fritz" und "Heinrich" wieder in Berlin ein und wurden zu einem gemeinsamen Sender für den RIAS in Berlin-Britz zusammengebaut, um die Sendungen mit einem 100 Meter hohen Mast effektiv in die Sowjetische Besatzungszone und spätere Deutsche Demokratische Republik zu übertragen. "Fritz/Heinrich" wurde 1988 nach über 40 Jahren Demontage als ehemaliger "Lili-Marlen-Sender" in das Depot des Deutschen Technikmuseums Berlin überführt. Bereits seit 1938 versuchte Siemens & Halske (S&H) auf Drängen von Ernst von Siemens und dem damaligen Vorstandssprecher Fritz Lüschen in langwierigen Verhandlungen mit der AEG, Telefunken in etwa gleich große Teile aufzuteilen, um S&H die Möglichkeit zu geben, die funktechnischen Aufgaben selbst zu übernehmen, die seit 1903 allein Telefunken vorbehalten waren.

Bereits in den 1920er Jahren kam es zu Konkurrenz zwischen den Muttergesellschaften und Telefunken im Bereich des Rundfunkgeschäfts. 1927 vereinbarten AEG, S&H und Telefunken, dass sich die beiden Stammfirmen verpflichteten, Telefunken keine Konkurrenz auf dem Gebiet der drahtlosen Nachrichtentechnik zu machen. Allerdings verstärkte sich die Eigenständigkeit von Telefunken mit dem Aufbau eigener Werke in Mitteldeutschland und den besetzten Gebieten, so dass die Mitarbeiterzahl innerhalb von nur drei Jahren bis 1941 fast verdoppelte.

 

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Herrmann Bücher [34]

 

Schließlich stimmte Herrmann Bücher, der Chef der AEG, dem Ausstieg von S&H aus dem "Telefunken-Vertrag" zu und erlaubte S&H, sich eigenständig in der Nachrichtentechnik zu betätigen, wenn Siemens seinen 50%igen Anteil an Telefunken der AEG überlassen würde. Siemens stimmte zu, und am 24. September 1941 wurde zwischen den Vorständen von S&H und der AEG der Vertrag zur sogenannten "Telefunken-Transaktion" unterzeichnet, bei dem die Siemens-Anteile in Höhe von 20 Millionen Reichsmark an die AEG übertragen wurden. Neben den Aktien mehrerer kleinerer Unternehmen gingen auch die Klangfilm GmbH, die Deutsche Grammophon GmbH und die Deutsche Betriebsgesellschaft für Drahtlose Telegraphie GmbH (Debeg) an Siemens. Damit endete die enge Verbindung von Telefunken mit den beiden Muttergesellschaften, die seit 38 Jahren bestand. Aufgrund einer Vereinbarung über den Austausch von Erfahrungen und Patenten konnte S&H jedoch weiterhin die Telefunken-Patente bis zum Kriegsende nutzen.

Aus militärischen Gründen unterstützte das Rüstungsministerium den Aufbau zusätzlicher Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten bei Siemens. Gemäß dem Vertrag musste die AEG ihre nachrichtentechnischen Produktionsstätten in die Verwaltung ihrer nun zu 100%igen Tochtergesellschaft überführen und den Firmennamen Telefunken beibehalten. Während des Krieges war jeder Wechsel von Telefunken zu S&H untersagt und nur in Ausnahmefällen mit behördlicher Sondergenehmigung gestattet. Dies trug dazu bei, dass Telefunken neben seiner Forschungs- und Entwicklungstätigkeit bereits während des Zweiten Weltkriegs zu einem produzierenden Unternehmen wurde. Die Mitarbeiterzahl stieg im Verlauf des Krieges von 23.500 (1939) auf 40.000 an, wobei etwa die Hälfte in den acht Fertigungsstätten für Hochfrequenzgeräte und -anlagen tätig war. Ab 1942 war Telefunken vollständig in die Kriegswirtschaft eingebunden, von der Rohstoffzuteilung bis zur Lenkung des Arbeitseinsatzes durch Dienstverpflichtungen.

Angesichts der verheerenden Luftangriffe auf Berlin begann die Verlagerung der Entwicklungs- und Produktionsstätten in zeitweise über 350 Ausweichbetriebe. 1942/43 wurden Röhrenwerke in Liegnitz (Niederschlesien) und Reichenbach (im schlesischen Eulengebirge) mit 2.500 Mitarbeitern errichtet. Es entstanden auch Fertigungsstätten für Funkgeräte in Breslau und für Luftwaffengeräte in Waldsassen (Oberpfalz). In den besetzten Gebieten wurden ebenfalls Fabriken errichtet, darunter in Reval und Riga im Baltikum, in Krakau für Rundfunkgeräte, in Posen mit 3.300 Beschäftigten für Nachtjagdgeräte und in Lodz (damals "Litzmannstadt" genannt) für Universal-Empfängerröhren, wo bis zu 3.000 polnische Zwangsarbeiter beschäftigt waren. 1944 ordnete das Oberkommando der Luftwaffe die Verlegung des Röhrenwerks von Lodz nach Ulm an, da sich die Rote Armee näherte. In nur zwei Monaten wurden Maschinen und die damalige Belegschaft in 300 Eisenbahnwaggons nach Ulm verlegt, wo bis zum Kriegsende Spezial-Empfängerröhren für die Wehrmacht produziert wurden.

 

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Trotz eines Anstiegs der Anzahl der in der Entwicklung beschäftigten Ingenieure und Techniker von 250 im Jahr 1933 auf 1.500 im Jahr 1943 mussten die Arbeiten im Bereich der Zentimeterwellen-Technik abgebrochen werden. Dies geschah auf Anweisung von Rottgardt, Runge und General Fellgiebel, da die freigewordenen Ressourcen dringend in der überlasteten Entwicklung für die Erstellung von Fertigungsunterlagen für Wehrmachtsgeräte im Rahmen des vermeintlich "siegreichen Blitzkrieges" benötigt wurden. Darüber hinaus war man im Jahr 1942 der irrigen Annahme verfallen, dass die eigene Dezimeterwellen-Technik der britischen Meterwellen-Technik weit überlegen sei. Dies erwies sich jedoch als folgenschwerer Irrtum, sowohl in Bezug auf den Stand der Technik als auch auf den weiteren Verlauf des Krieges.

Die britischen U-Boot-Jagdflugzeuge konnten mit ihren bereits eingebauten Radargeräten der Zentimeterwellen-Technik die deutschen U-Boote im Atlantik auf großen Entfernungen entdecken und anschließend versenken. Dies gelang ihnen nicht nur durch die Verwendung der Koordinaten der Sichtpeiler der britisch-amerikanischen Kriegsschiffe, sondern auch dank der Zentimeterwellen-Technik. Erst durch die Analyse und den Nachbau eines bei Rotterdam im Jahr 1943 abgeschossenen britischen Flugzeugs mit einem solchen Bodenbetrachtungsgerät erlangte Telefunken Kenntnis über die britische Zentimeterwellen-Technik, die durch den Einsatz von Magnetrons ermöglicht wurde. Dies führte zu einer verspäteten Wiederaufnahme der eigenen Entwicklung und zum Nachbau einer solchen Anlage, die als "Berlin-Anlage" bekannt wurde. Erst gegen Ende des Krieges wurde auch die Fertigung eines Rückstrahl-Warnempfängers mit synthetischen Detektorkristallen („Naxos“) aufgenommen. Dieser war in der Lage, vor einer Annäherung gegnerischer Flugzeuge, die mit Zentimeterwellen-Radar ausgestattet waren, zu warnen.

  

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Konferenzraum der Geschäftsführung von Telefunken in Berlin-Zehlendorf 1938-45

 

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Das TELEFUNKEN-HAUS am Halleschen Ufer 30 wurde während der Kampfhandlungen bei der Einnahme von Berlin im April 1945 zerstört. Die Ruine wurde später abgetragen.

 

Die ab 1943 zunehmenden Bombenangriffe auf Berlin bewirkten empfindliche Entwicklungs- und Produktionsstörungen. Die Luftangriffe auf das Werk Zehlendorf forderten die ersten Todesopfer und zerstörten Runges Entwicklungslabors, die daraufhin nach Schlesien, in das Barockkloster Leubus, verlagert wurden. Infolge der Kriegsereignisse konnten vier 200 kW-Sender des Typs »Marius« nicht mehr nach Elmshorn und ein für die Marine produzierter Sender nicht mehr nach Herzsprung geliefert werden. Auch ein fahrbarer 20 kW Längstwellensender mit einer durch einen unbemannten Hubschrauber in 1.000 m Höhe gebrachten Antenne kam nicht mehr zum Einsatz. In der Schlussphase des Krieges verzichtete man bei Rüstungs- und Postaufträgen sogar auf die übliche vorherige Selbstkostenkalkulation und Angebotsabgabe - unter dem Druck der Ereignisse mussten Angaben über technische Daten und Liefertermine ausreichen.

 

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Nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 in der "Wolfsschanze" in Rastenburg/Ostpreußen war General Erich Fellgiebel zum ersten Mal nicht bei der regelmäßigen Telefunken-Fertigungsbesprechung im Werk Zehlendorf anwesend. Als Mitverschwörer im Widerstand gegen Hitler wurde er am 4. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Wichtige Produktionsmaterialien von Telefunken wurden in den Hochbunkern im Friedrichshain und im Humboldthain, die für die Berliner Bevölkerung bei Fliegeralarm vorgesehen waren, eingelagert. Die letzten Tage im Werk Zehlendorf waren von Luftschutz-, Not- und Aufräumarbeiten geprägt, während man versuchte, die sinnlose Einberufung von Mitarbeitern zum Volkssturm zu verhindern, da weder Waffen noch Uniformen vorhanden waren. Kurz vor Ende der Kämpfe wurden die verbliebenen Frauen evakuiert, während Tiefflieger und Artillerie das Gebiet bombardierten.

Am 24. April 1945, sechs Tage vor Hitlers Selbstmord im Bunker der Reichskanzlei, erreichten sowjetische Truppen das Telefunken-Werk in Zehlendorf nach vorherigem Artilleriebeschuss. Drei Tage später besetzten weitere sowjetische Truppen das Röhrenwerk in der Sickingenstraße, wo sich etwa 250 Personen befanden. Der von einem verbrecherischen Regime sechs Jahre zuvor begonnene Angriffskrieg hatte Berlin erreicht, mit einer großen Anzahl von Raketenwerfern und einer Übermacht an sowjetischen Soldaten. Das Telefunkenhaus am Halleschen Ufer 30 ging während der Straßenkämpfe in Flammen auf, nachdem es von der Waffen-SS angezündet worden war. Die Kämpfe endeten erst in der Nacht zum 2. Mai, als die deutsche Kapitulation an der zerstörten Bendlerbrücke des Landwehrkanals übermittelt wurde.

Für Deutschland und Telefunken brach eine neue Ära an. Viele Mitarbeiter des Unternehmens hatten ihr Leben im Krieg verloren, waren Opfer von Luftangriffen geworden oder gerieten in Gefangenschaft und wurden an unbekannte Orte verschleppt. Das Schicksal vieler blieb ungewiss. Kurz bevor US-Soldaten und Briten am 4. Juli 1945 in die zerstörte Hauptstadt einrückten, begannen die Sowjets mit der Beschlagnahme von Entwicklungs- und Fertigungsunterlagen sowie der Demontage der noch intakten Industrieanlagen. Die Demontagen wurden in West-Berlin bis 1949 und in Ost-Berlin bis 1953 fortgesetzt. Die Werke Zehlendorf und Sickingenstraße 71 sowie alle Nebenstellen wurden restlos ausgeräumt. Nachdem die Amerikaner das Gebiet übernommen hatten, wurden die letzten schriftlichen Unterlagen in Zehlendorf verbrannt, einschließlich aller Personalakten. Das Werk Zehlendorf diente zunächst als Hauptquartier der US-Armee und ab 1949 als Kaserne namens "McNair Barracks", bis die Truppen der vier Siegermächte Berlin im Jahr 1994 verließen. Seitdem hat sich kein neuer Interessent für das riesige Werksareal gefunden. Lediglich eine kleine Ausstellung mit Erinnerungsstücken aus der Zeit der Westalliierten befindet sich heute auf dem Gelände.

 

Telefunken während der alliierten Besatzungszeit 1945-1948

Kurz nach dem Ende der Kampfhandlungen versammelten sich etwa zwei Dutzend Telefunken-Mitarbeiter in einer Wohnung in Berlin-Lichterfelde, um unter der Leitung von Martin Schwabe einen Neubeginn zu planen. Als auch dieses Haus von den Amerikanern beschlagnahmt wurde, nahmen rund 60 Mitarbeiter ihre Arbeit im unbeschädigten Gebäude in der Maxstraße 8 auf, das als erster Nachkriegsfirmensitz diente. Alle anderen Arbeitsverhältnisse wurden mit Wirkung vom 30. April 1945 beendet.

Die Mitglieder der Geschäftsführung, Karl Mey und Karl Rottgardt, die bis zuletzt die Berliner Werke geleitet hatten, wurden von den Sowjets verhaftet und kehrten nie zurück. Martin Schwab wurde zweimal von den sowjetischen Besatzungstruppen festgenommen und verhört, bis er Anfang Februar 1946 durch die britische Besatzungsmacht aus Berlin ausgeflogen wurde. In den Tagen nach Kriegsende war die Lage in der Viersektorenstadt äußerst angespannt. Es galt eine nächtliche Ausgangssperre von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens, bei Zuwiderhandlung wurde sogar von den westalliierten Streitkräften geschossen. Für US-Soldaten stand eine Geldstrafe von 64 Dollar auf dem Spiel, wenn sie sich mit Deutschen abgaben. Im Juli/August 1945 beschlossen Stalin, Truman und Churchill/Attlee auf der Potsdamer Konferenz die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen. Die oberste Kontrolle lag beim Alliierten Kontrollrat, während in Berlin die Alliierte Kommandantur die Führung übernahm, zu der später auch Frankreichs Vertreter hinzukamen. Die Kommandantur ordnete an, dass Schwab ohne ein Entnazifizierungsverfahren nicht mehr für Telefunken arbeiten durfte. Da ungewiss war, wann er sicher nach Berlin zurückkehren konnte, ernannte der AEG-Verwaltungsrat - auf Vorschlag von Schwab - Herbert Heymann, Max Pohontsch und Max Weth ab dem 9. Mai 1946 zu Geschäftsführern von Telefunken in Berlin.

Am 1. August 1945 erhielt Telefunken trotz der Bankkontensperre von den Amerikanern einen Startkredit und die Erlaubnis zur Herstellung von Detektorgeräten, elektrischen Feueranzündern, Haushaltsgeräten, Transportkarren und anderen Produkten. Mit etwa 100 Angestellten und 20 Arbeitern begann an diesem Tag der Wiederaufbau des Unternehmens. Trotz erheblicher Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Material, Stromsperren, Kohlemangel und schwerer Unterernährung - die tägliche Verpflegung betrug kaum 1.000 Kalorien - wagte man mit großem Opferwillen und Beharrlichkeit einen Neubeginn, der den vielen namenlosen Mitarbeitern dieser Zeit zu verdanken ist. Die ersten beschädigten Maschinen wurden buchstäblich aus den Trümmern geborgen und mit Werkzeugen aus Privatbesitz repariert. Sogar in riskanten nächtlichen Aktionen wurden noch verwendbare Materialien aus den Kellern des Zehlendorfer Werks geborgen, während die sowjetischen Soldaten ihren Sieg feierten. Bis Ende 1945 konnten monatlich wieder 1.200 Detektorgeräte und 160 Ein-Kreis-Heimempfänger hergestellt werden, bis Ende 1946 sogar 10.000 Stück. In jedem dieser Heimempfänger, auch "Schreibmaschine" genannt, befanden sich zwei RV12 P 2000-Röhren. Bereits 1946 waren etwa 400 Mitarbeiter in der Maxstraße und etwa 800 in der Sickingenstraße beschäftigt. Wilhelm T. Runge baute die Entwicklungsabteilung für Sendertechnik wieder auf, die anfangs nur in der industriellen Anwendung von Hochfrequenzwärme, beispielsweise für die Lebensmittelverarbeitung oder das Schweißen von Schuhsohlen, arbeiten durfte.

 

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Entwicklungspioniere 1973 im Gespräch; v. I. n. r.: Kurt Franz, Leiter des Telefunken-Forschungsinstituts Ulm, Wilhelm T. Runge, sein Vorgänger, Werner Nestel, 1937-46 Senderentwicklung, 1947-56 beim NWDR Hamburg, dort Aufbau des UKWRundfunks in Deutschland und 1956 Mitglied der Geschäftsführung für Forschung und Entwicklung von Telefunken. Förderer der Fernseh- und Satellitentechnik, Mitglied des Vorstands von AEG-TELEFUNKEN und Werner Buschbeck, 1923-68 bei Telefunken, Besitzer von 158 Patenten, darunter für das Kreuzzeigerinstrument, 1941-45 Leiter der Senderentwicklung, 1946-58 Zwangsaufenthalt in der Sowjetunion. [33]

 

Gemäß dem Kontrollratsgesetz Nr. 25 wurde die Entwicklung und Produktion von Röhren und Hochfrequenzanlagen verboten. Die Spezialisten für Sender wurden zunächst von der sowjetischen Armee bei der Demontage der Sendeanlagen eingesetzt. Die von Telefunken errichteten Anlagen in Nauen, Königs Wusterhausen, Zeesen, Herzberg und Oebisfelde wurden demontiert und in die Sowjetunion gebracht. Die Gebäude und Antennentürme der Stationen in Herzberg, Oebisfelde und Zeesen wurden kurzerhand gesprengt. Jahre später errichtete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR in Zeesen erneut eine Sendestation. In den Jahren von 1945 bis 1948 herrschte eine außerordentliche Lebensmittelknappheit, die dazu führte, dass die Essensportionen für die Belegschaft mehrmals verkleinert werden mussten. Gleichzeitig nutzte Telefunken jede Gelegenheit, um den Mitarbeitern vergünstigt Lebensmittel wie Gemüse, Kaffee-Ersatz, Margarine, Schmalz, Öl, Zitronen und Schmierseife zukommen zu lassen. Diese Güter wurden dem Unternehmen als "Devisenbonus" aus den Exporterträgen zur Verfügung gestellt.

Einige ehemalige Mitarbeiter von Telefunken fanden Anstellung in einem von der sowjetischen Militärverwaltung in Berlin-Oberschöneweide unter der Leitung von Karl Steimel eingerichteten Entwicklungsinstitut. In der Nacht zum 22. Oktober 1946 wurden etwa 230 Ingenieure, die im sowjetischen Sektor wohnten, mit ihren Familienangehörigen und dem nötigsten Hausrat in die Sowjetunion transportiert. Werner Buschbeck wurde für zwölf Jahre zwangsweise in der Sowjetunion festgehalten. Wilhelm T. Runge, Werner Nestel und Walter Bruch, die im Westteil der Stadt wohnten, wurden von dieser Deportation verschont.

 

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Karl Steimel, 1932-45 Leiter der Röhrenlaboratorien; 1945 Aufbau des »Oberspreewerks« für die sowjetische Besatzungsmacht, 1946-52 in Frjasino bei Moskau dienstverpflichtet, 1954-56 Mitglied der Geschäftsführung für Forschung und Entwicklung von Telefunken. 1962 Leiterder AEG-Forschung.

 

Um der drohenden Enteignung und weiteren Demontagen zu entgehen, wurde Telefunken der "Property Control" der US-Militärregierung unterstellt. Dies geschah, um die Vermögensanteile von General Electric an der AEG und somit auch an Telefunken zu schützen. Herbert Heymann wurde von Februar 1946 bis Juli 1949 als Vermögensverwalter eingesetzt. Zunächst war er nur für Berlin zuständig, ab 1947 wurde er zum sogenannten "Interzonencustodian" für das gesamte Telefunken-Unternehmen ernannt. Im Januar 1947 konnte Martin Schwab, nachdem er als "Nicht-Parteimitglied" eingestuft wurde, wieder den Vorsitz der Geschäftsführung übernehmen. Zu seinem Team gehörten Heymann als Finanzchef sowie Weth für die Röhrenproduktion und Pohontsch für die Gerätefertigung. Schwab wurde zum "Zonencustodian" für die amerikanische und britische Zone ernannt und steuerte den Aufbau des Geschäfts in den drei Westzonen von Stuttgart aus, gemeinsam mit Rukop in der "Zentrale West".

Dazu gehörten die ersten Betriebsstätten, die 1946/47 entstanden sind: in Hannover (übernommen von der Firma Huth für die Produktion von Rundfunkgeräten), in Zwingenberg (eine Radio-Reparaturwerkstatt), in Dachau (anfangs für Rundfunkgeräte und elektrische Anlagen aus Altmaterial, später für Empfänger, HF-Wärme-Generatoren, Sende- und Peilanlagen) sowie in Ulm (mit der Röhrenfabrik aus Lodz). Letztere Fabrik war nach Kriegsende für mehrere Monate unter der Kontrolle der zuvor dort beschäftigten polnischen Arbeiter, wurde jedoch stark beschädigt und war nur noch ein Fragment. Dennoch nahmen bereits im Herbst 1945 etwa 30 Telefunken-Mitarbeiter mit großem Engagement die Produktion der RV 12 P 2000-Röhren auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg zur Universal-Empfängerröhre avancierten. Es war im Interesse von Telefunken, unter der Vermögensverwaltung gemäß dem Gesetz 52 der Militärregierung zu bleiben, um weitere Beschlagnahmen zu verhindern. Diese Regelung war jedoch nicht für die Vermögenswerte in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) umsetzbar. Die Geräte- und Röhrenwerke in Erfurt, die Röhrenfabrik in Neuhaus, eine Betriebsstätte in Blankenburg sowie die Geschäftsstellen wurden enteignet. Auch der Muttergesellschaft AEG erging es ähnlich: In Berlin wurden 16 AEG-Fabriken, davon 11 im sowjetischen Sektor, in sogenannte Volkseigene Betriebe (VEB) umgewandelt.

 

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Walter Bruch, 1935-76 (mit Unterbrechung) bei Telefunken. 1936 entwickelte er die erste elektronische Fernsehkamera, 1938 Einrichtung des ersten deutschen Fernsehstudios. 1945/46 Fernsehentwicklung im »Oberspreewerk«, 1950 Leiter der Grundlagenentwicklung für Rundfunk- und Fernsehgeräte in Hannover, 1963 Erfindung des in rund 70 Ländern eingeführten PAL-Farbfernseh-Systems. Besitzer von 120 Patenten. [35]

 

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Walter Bruch 1963 in seinem Farbfernsehlaboe bei Telefunken in Hannover [37]

 

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Deierausschuß Farbfernsehen 1963 im Moseltal

 

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Herbert Heymann, 1925-65 bei Telefunken. 1946-49 Vermögensverwalter für Telefunken im Auftrag der USMilitärregierung während der Besatzungszeit der alliierten Siegermächte, 1949-65 Finanzvorstand.

 

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Telefunken während des Kalten Krieges (1948-1989) 

Am 20. März 1948 verließ der sowjetische Oberbefehlshaber Marschall Wassili Sokolowski den Alliierten Kontrollrat, und dies markierte den Beginn des Kalten Krieges zwischen Ost und West. Kurz darauf, am 18. Juni 1948, begann die sowjetische Blockade der Verbindungswege zwischen Westdeutschland und West-Berlin, was zu einer Zeit permanenter Spannungen und der Angst vor einem drohenden Weltkrieg führte. Die beiden Machtblöcke standen sich über vier Jahrzehnte hinweg feindselig gegenüber und führten einen nuklearen "Gleichgewicht des Schreckens", während sich ihre Einflusssphären in Berlin unmittelbar berührten.

Als Reaktion auf die Blockade untersagte die amerikanische Militärregierung den West-Berliner Unternehmen, Lebensmittelkarten aus dem Ostsektor für das Kantinenessen anzunehmen. Telefunken bot daraufhin den Mitarbeitern aus dem Ostteil der Stadt an, gegen die Abgabe von wöchentlich 1.000 Gramm Frischkartoffeln oder 200 Gramm Trockenkartoffeln am Kantinenessen teilzunehmen. Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 mit Bonn als provisorischer Hauptstadt und die Entstehung der DDR aus der Sowjetischen Besatzungszone und dem sowjetischen Sektor Berlins vertieften die deutsche Teilung. Während dieser Zeit waren die drei Westsektoren Berlins von der DDR umgeben, und in diesen Sektoren befanden sich auch die Nachkriegswerke von Telefunken. Das Röhren- und Anlagenwerk in der Sickingenstraße 71 und 20-26 (Bezirk Tiergarten/Moabit) sowie das Gerätewerk in der Schwedenstraße (Bezirk Wedding), das von der AEG übernommen wurde. Das bisherige Gebäude in der Maxstraße 8 wurde 1949 aufgegeben. Die Geschäftsführung von Telefunken und die Entwicklungs- und Vertriebsabteilungen des aufstrebenden Anlagengeschäfts zogen in das wiederhergestellte firmeneigene Gebäude am Mehringdamm 32-34 in Berlin-Kreuzberg.

 

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Mehringdamm 32-34 in Berlin Kreuzberg: nach Beseitigung der Kriegsschäden 1948-52 Firmensitz von Telefunken sowie bis 1955 Sitz des Bereichs Hochfrequenzgeräte und -anlagen.

 

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Während der Berliner Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 spielte Telefunken eine wichtige Rolle bei der Nachrichtenversorgung in West- und Ost-Berlin sowie in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Sie lieferten einen dringend benötigten 100 kW MW-Sender für den "Rundfunk im amerikanischen Sektor" (RIAS), der einen älteren 20 kW MW-"Soldatensender" ersetzte. Dieser Blockadesender, der offen aufgebaut war, ist heute im Deutschen Technikmuseum Berlin als historisches Ausstellungsstück zu sehen. Im Jahr 1949 wurde auch der erste 100 W FM-UKW-Sender aus der Werkstatt in Dachau für das UKW-Versuchsprogramm des NWDR in Hamburg geliefert, unter der technischen Leitung von Werner Nestel.

Die Blockade führte zu Stromsperren, Kohlenmangel und einer fortgesetzten Lebensmittelrationierung in den abgeschnittenen Westsektoren. Rohstoffe und Einzelteile mussten per Luftbrücke nach West-Berlin gebracht werden. Die Produkte aus der Berliner Produktion von Telefunken, die nach Aufhebung der Produktionsverbote wieder zugelassen waren, wurden über die Luftbrücke ausgeflogen. Aufgrund der anhaltenden Beeinträchtigungen wurde im Jahr 1950 die Haupt-Patentabteilung für Gesamt-Telefunken von Berlin nach Hannover verlegt. Im selben Jahr wurde Hans Heyne in die Geschäftsführung berufen und übernahm 1951 den Vorsitz. Martin Schwab übernahm Vertretungsaufgaben im Ausland für AEG und Telefunken. Heyne hatte bereits als Assistent der Fabrikenoberleitung der AEG und im Warengeschäft erfolgreich agiert und war 1942 stellvertretendes Vorstandsmitglied der AEG geworden. Während des Krieges hatte er eine Spitzenposition als Wehrwirtschaftsführer für die Flugzeugausrüstung inne und konnte maßgeblichen Einfluss ausüben.

Heyne führte bei Telefunken eine neue, dezentrale Organisationsstruktur ein, die sich am Vorbild von General Electric orientierte. Die Geschäftsbereiche für Anlagen, Geräte und Bauelemente wurden vertikal strukturiert und hatten produktbezogene Fachbereiche sowie kleinere Einheiten mit eigener Entwicklung und Vertrieb, die als Fachgebiete bezeichnet wurden und eigenverantwortlich agierten. Die Produktion konnte je nach Preisgestaltung und Kapazitätsauslastung sowohl in den firmeneigenen Fabriken als auch bei externen Unternehmen stattfinden. Im Gegensatz zu den Vorkriegsjahren war Telefunken nun ein eigenständiges Industrieunternehmen mit eigenen Fabriken, die für die Fachgebiete produzierten. Die zentralen Funktionen wie Marketing, Forschung/Entwicklung, Finanzen, Planung, Controlling, Personal und beratende Stabsstellen wurden in den horizontalen Bereichen zusammengefasst. Die Berliner Röhrenfabrik in der Sickingenstraße 71 in Tiergarten/Moabit entwickelte sich im Jahr 1951 mit einer monatlichen Kapazität von 500.000 Stück erneut zu einer der führenden Produktionsstätten für Sende- und Empfängerröhren in Deutschland. Telefunken hatte einen Anteil von 50 Prozent an der gesamten westdeutschen Röhrenproduktion während dieser Wiederaufbaujahre.

 

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Hans Heyne, 1951-63 Vorsitzender der Geschäftsführung, 1963/64 Vorstandsvorsitzender der Telefunken AG (1962-64 zugleich der AEG), 1965 Aufsichtsratsvorsitzender beider Gesellschaften.

 

Im Mai 1953, kurz vor dem Volksaufstand in Ost-Berlin und der gesamten DDR am 17. Juni, feierte Telefunken sein 50-jähriges Firmenjubiläum. Die Feier fand im Schöneberger Rathaus statt, dem Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses, unter der symbolträchtigen Freiheitsglocke, einem Geschenk von 17 Millionen US-Bürgern an West-Berlin. An der Feier nahmen namhafte Vertreter der Bundesregierung, des Senats, der Wissenschaft, Technik und Wirtschaft teil, sowie Jonathan Zenneck (Assistent von Braun) und Flans Bredow aus den frühen Jahren des Unternehmens.

Im Jubiläumsjahr verstärkte Telefunken die RIAS-Sendeanlagen aufgrund der zunehmenden Störungen durch die "Zudecksender" der DDR mit einem leistungsstarken 300 kW MW-Sender. Dadurch wurde der RIAS der leistungsstärkste Mittelwellensender Europas. Bis Ende 1953 hatte Telefunken bereits über 50 Großsender seit Kriegsende hergestellt. Mit dem Ende der Besatzungszeit und dem Beitritt zur NATO im Jahr 1955 erlangte die Bundesrepublik eine gewisse Souveränität, die die Wiederbewaffnung ab 1956 ermöglichte, wie es von den westlichen Alliierten befürwortet wurde. Die Aufrüstung in beiden deutschen Staaten und ihre Integration in die jeweiligen Bündnissysteme bildeten den historischen Hintergrund für die Entwicklung von Telefunken während der Existenz der Bundesrepublik und der drei Westsektoren in Berlin.

Das Kontrollratsgesetz Nr. 43, das für ganz Berlin galt, verbot die Produktion, Ein- und Ausfuhr, Lagerung und den Transport von Kriegsmaterial. Daher beschränkte sich die Produktion der Werke in West-Berlin auf rein zivile Entwicklung und Produktion. Die Stadtkommandanten der Westalliierten erhielten monatliche Berichte über die Lieferungen aus den Fabriken in ihren Sektoren zur Kontrolle. Telefunken strebte jedoch eine Beteiligung am Verteidigungsgeschäft an und wollte sein innovatives Know-how im Bereich Hochfrequenztechnik einbringen. Daher zogen 1956 die Bereichsleitung und die Exportabteilung des Geschäftsbereichs Hochfrequenztechnik sowie alle Entwicklungs- und Vertriebsstellen für Radar-, Empfänger/Peiler- und Funksprechgerätetechnik vom Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg nach Ulm um. Der neue Standort befand sich auf dem Gelände der ehemaligen "Sedan-Kaserne" zwischen den Straßen Elisabethen, Sedan, Moltke und Wörth. Die Mitarbeiter, die zuvor in Dachau tätig waren, arbeiteten bereits seit Mitte 1951 in dieser Ulmer Kaserne. Nachdem auch das Fachgebiet Sender das Gebäude am Mehringdamm verlassen und im neu errichteten Hochfrequenz-Anlagenwerk in der Sickingenstraße 20-26 in Berlin-Moabit seinen neuen Standort gefunden hatte, wurde die Betriebsstätte in Kreuzberg1956 aufgegeben.

Wie schon während des Ersten Weltkriegs und des Zweiten Weltkriegs, als die Kriegslieferungen und die Entwicklung von Wehrtechnik maßgeblich von den damaligen militärischen Ereignissen beeinflusst wurden, spielte auch die Verteidigungstechnik während des Kalten Krieges nach 1955 für Telefunken eine wichtige strategische Rolle. Sie trieb Innovationen voran und beeinflusste die High-Tech-Entwicklungen, die auch im zivilen Sektor von Bedeutung waren. Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz (BWB) wurde neben zivilen Sicherheitsbehörden wie dem Bundesgrenzschutz, der Polizei, der Feuerwehr sowie der Bundespost, Bundesbahn und Flugsicherung zum größten öffentlichen Auftraggeber von Telefunken für Entwicklungen im Bereich Systemtechnik, Waffen- und Führungssysteme sowie Elektroniklieferungen an die Teilstreitkräfte der Bundeswehr.

Im Herbst 1958 stellte das "Chruschtschow-Ultimatum" West-Berlin als eine entmilitarisierte "Freie Stadt" in Frage. Die Westmächte ließen sich jedoch nicht einschüchtern und das Ultimatum blieb folgenlos. Telefunken baute sogar eine neue Firmenzentrale am Ernst-Reuter-Platz 7 in Berlin-Charlottenburg, die Anfang 1960 bezogen wurde. Doch nur 20 Monate später, am 13. August 1961, begann die Abriegelung West-Berlins und später die Verminung der innerdeutschen Grenze mit Selbstschussanlagen. Viele der "Grenzgänger" aus Ost-Berlin und Umgebung konnten nicht mehr zur Arbeit bei Telefunken gelangen. Die strategische Teilung Deutschlands hatte in den folgenden 28 Jahren weitreichende Konsequenzen für das Unternehmen. Obwohl die Berliner Betriebsstätten und ihre Mitarbeiter steuerliche Vergünstigungen durch die "Berlin-Förderung" erhielten, wie Hersteller- und Abnehmerpräferenzen bei der Umsatzsteuer, Investitionszulagen, Sonderabschreibungen und Arbeitnehmerzulagen, konnten die Nachteile der Insellage - höhere Transportkosten, höhere Fehlzeiten und konventionellere Produkte im internationalen Wettbewerb - letztendlich nicht vollständig ausgeglichen werden.

 

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Telefunken-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz in Berlin-Charlottenburg, Firmensitz 1960-66. [37]

 

Als Vorsichtsmaßnahme für den Fall einer erneuten Blockade West-Berlins wurden Entwicklungsunterlagen und wichtige Produktionsabteilungen wie Quarz- und Röhrenfertigung parallel in den westdeutschen Werken aufgebaut. Zudem wurden Engpass-Materialien im Rahmen einer staatlich finanzierten "Senatsbevorratung" zusätzlich eingelagert. Die ständige Bedrohung einer Abschnürung West-Berlins, destabilisierende Einflüsse in den Betrieben und die Abhängigkeit von den Zugangswegen führten ab 1955 zu einer verstärkten Expansion der Betriebsstätten für Rundfunk, Fernsehen und Elektroakustik in Hannover, für Röhren in Ulm und für Hochfrequenzgeräte und -anlagen in der ehemaligen Ulmer "Sedan-Kaserne". Die Gebäudefläche im Eigenbesitz von Telefunken wuchs von 1955 bis 1958 durch Käufe und Neubauten von 94.000 auf 216.000 Quadratmeter, was einem Anstieg um 122.000 Quadratmeter entsprach.

Die "Wanderungsbewegung" von West-Berlin in das Bundesgebiet führte dazu, dass die drei Berliner Werke schließlich zu einer Art "verlängerter Werkbank" der westdeutschen Standorte wurden. Für die aufnehmenden Städte bedeutete die Ansiedlung der Telefunken-Betriebe einen wertvollen Zuwachs an qualifizierten Arbeitsplätzen und industrieller Kapazität. Auch die Stabsabteilungen der Vorstandsmitglieder wurden vermehrt in die "Zweigniederlassung West" nach Ulm verlegt, und die Vorstandsmitglieder erhielten Zweitbüros, die nach und nach zum Hauptsitz wurden.

Im Jahr 1954 übernahm Telefunken das Magnetophongeräte-Werk in Wedel von der AEG. Später wurde die Produktion der Technischen Magnetophone für Studioeinrichtungen nach Konstanz verlagert. 1958 erwarb Telefunken die Nürnberger Schrauben-Fabrik (NSF), aus der 1960 die "NSF - Nürnberger SchwachstromBauelemente-Fabrik" und später der Bereich für Passive Bauelemente und Baugruppen entstanden. Zudem wurde die Pintsch Elektro GmbH in Konstanz übernommen, aus der die Bereiche Informationstechnik mit Großrechnern sowie die Postautomatisierung hervorgingen. Im Jahr 1960 entstand in Heilbronn der Schwerpunkt für Halbleiter und später Mikroelektronik. Dies führte zur Entwicklung der TEMIC.

Nach 1950 entstanden etwa 30 Telefunken-Betriebsstätten für verschiedene Arbeitsbereiche, darunter Hochfrequenztechnik in Ulm, Berlin, Eiweiler, Landsberg, Bremen, Wilhelmshaven, Flensburg und Kiel; Weitverkehrstechnik in Backnang, Offenburg, Schwäbisch Hall und Wolfenbüttel; Informationstechnik in Konstanz und Lindau; Röhren in Ulm und Berlin; Halbleiter/Mikroelektronik in Heilbronn, Ulm und Berlin;

Bauelemente in Nürnberg, Ingolstadt, Gräfenberg und Zeil; sowie Rundfunk, Fernsehen und mechanische Geräte in Hannover, Berlin, Wedel, Braunschweig, Celle, Kassel-Waldau und Wolfenbüttel. Zudem wurde ein Forschungsinstitut in Ulm eingerichtet. Es entstanden auch Geschäftsstellen für das Anlagen- und Warengeschäft sowie Verbindungsstellen zu Behörden im Bundesgebiet. Telefunken ergänzte sein Unternehmensspektrum durch Tochtergesellschaften wie Teldec, Elekluft und Teldix. Es wurden auch Auslandsgesellschaften gegründet und Fabrikationsstätten im Ausland geschaffen, beispielsweise in Brasilien, Österreich und Italien, um die steigenden Lohnkosten und verkürzte Arbeitszeiten im Inland auszugleichen. Gleichzeitig fand ein technologischer Wandel statt. Empfängerröhren wurden zunehmend durch Halbleiter verdrängt, und ab 1973/74 wurden die Montage von Transistoren, Dioden und integrierten Schaltkreisen nach Manila an die Tochtergesellschaft "Telefunken Semiconductors Philippinas Inc." ausgelagert. Diese produzierte mit niedrigeren Kosten und geringeren Fehlzeiten und trug somit jahrelang zum Erfolg des Halbleiterbereichs in Heilbronn bei.

 

Die Fusion der Muttergesellschaft mit der Tochtergesellschaft Telefunken 

Unter der Führung von Hans Heyne verzeichnete Telefunken von 1950 bis 1964 einen enormen Umsatzanstieg von 90 Millionen auf über eine Milliarde DM pro Jahr, was einem Anstieg um das Elffache entspricht. Gleichzeitig vervierfachte sich die Mitarbeiterzahl auf über 36.000 Beschäftigte. Bereits 1952 konnte das Unternehmen Gewinne verzeichnen, und ein Zeitungskommentar bezeichnete Telefunken als "Kronjuwel im Schatzkästlein der AEG". Nach dem plötzlichen Tod des AEG-Vorstandsvorsitzenden Hugo Bäurle übernahm Heyne 1962 zusätzlich zur Geschäftsführung der Telefunken GmbH den AEG-Vorstandsvorsitz. Im Jahr 1963 wurde die Telefunken GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, und für das Geschäftsjahr 1964 wurde erstmals ein gemeinsamer Geschäftsbericht für die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) und die Telefunken AG veröffentlicht. 1965 übernahm Heyne für ein Jahr den Vorsitz der Aufsichtsräte beider Gesellschaften. Berthold Gamer wurde für die AEG und Felix Herriger für Telefunken zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. Felix Herriger war der letzte Vorstandsvorsitzende der Telefunken AG.

 

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Felix Herriger, 1965-66 Vorstandsvorsitzender der Telefunken AG, 1967-71 Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der ALLGEMEINEN ELEKTRICITÄTSGESELLSCHAFT AEG-TELEFUNKEN.

 

Am 1. Juli 1966 wurden alle Vorstandsmitglieder von Telefunken in den Vorstand der AEG berufen, der zu diesem Zeitpunkt von Hans Bühler geleitet wurde (1966-1970). Nur wenige Mitarbeiter der Stabsabteilungen von Telefunken in Berlin und Ulm wechselten in die gemeinsame Firmenzentrale in Frankfurt am Main. Am 1. Januar 1967 wurden im Rahmen eines Betriebspachtvertrages die drei Geschäftsbereiche der Telefunken AG - Nachrichten- und Datentechnik (N), Bauelemente (B) sowie Rundfunk, Fernsehen und Phono (R) - auf die Muttergesellschaft AEG übertragen. Die Firma wurde umbenannt in "ALLGEMEINE ELEKTRICITÄTS-GESELLSCHAFT AEG-TELEFUNKEN" und umfasste nun insgesamt sieben Geschäftsbereiche, einschließlich der vier "Starkstrom"-Bereiche der AEG. Felix Herriger übernahm als stellvertretender Vorstandsvorsitzender die Bereichsleitung für das Gerätegeschäft mit den Fachbereichen Rundfunk- und Fernsehgeräte (R 1) sowie Phono- und Magnetbandgeräte (R 2).

Das Vermögen von Alt-Telefunken wurde bis Ende 1969 von der "Telefunken GmbH - Vermögensverwaltungsgesellschaft" verwaltet. Nach der Fusion galten für die rund 34.600 Beschäftigten von Telefunken die Betriebsvereinbarungen der AEG. Die Verschmelzung der "Schwachstrom-Tochtergesellschaft" mit der "Starkstrom-Muttergesellschaft" brachte große Veränderungen mit sich.

Das Telefunken-Logo wurde als zentrales Element des Corporate Designs beibehalten und blieb bis 1985 erhalten. Produkte der ehemaligen Anlagen-Bereiche trugen den Telefunken-Schriftzug oder den Telefunken-Stern, manchmal in Kombination mit dem AEG-Logo. Die Briefbögen für den externen Schriftverkehr zeigten den neuen Firmennamen zusammen mit dem Telefunken-Stern, während für den internen Hauspost-Schriftwechsel das AEG-Logo und der Telefunken-Stern neben dem Firmennamen AEG-TELEFUNKEN verwendet wurden. Die Leuchtschriften an den Gebäuden behielten entweder den Telefunken- oder den AEG-Schriftzug bis 1985 bei. Nur die Zentralverwaltungsgebäude in Frankfurt am Main und Berlin-Wilmersdorf erhielten den Schriftzug AEG-TELEFUNKEN. Auf dem Dach des vermieteten Telefunken-Hochhauses an der TU Berlin wurden nachträglich die drei AEG-Buchstaben angebracht. Die früheren Telefunken-Außenstellen für das Behördengeschäft in Bonn und Frankfurt/Main sowie die Geschäftsstellen für den Inlandsvertrieb im Anlagen- und Bauelemente-Geschäft wurden weiterhin aufrechterhalten. Dies wurde von den inländischen Kunden positiv aufgenommen.

Im Jahr 1972 wurde der Bereich Unterhaltungselektronik als "TELEFUNKEN Fernseh und Rundfunk GmbH" mit Sitz in Hannover als Tochtergesellschaft von AEG-TELEFUNKEN verselbständigt und hatte etwa 10.500 Beschäftigte. In den Jahren zwischen 1972 und 1984 musste das Unternehmen aufgrund des technologischen Wandels und des internationalen Wettbewerbs etwa 7.000 Mitarbeiter entlassen und hatte anschließend etwa 3.500 Beschäftigte. Im Jahr 1972 wurde das Großrechnergeschäft der Konstanzer "Informationstechnik" als "TELEFUNKEN COMPUTER GmbH" mit einem 50%-Anteil der Nixdorf AG ausgegliedert. Nach zwei Jahren wurde dieser Geschäftsbereich verkauft, da die technisch-wissenschaftlichen Großrechner nicht für kommerzielle Zwecke geeignet waren.

 

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AEG Aktie 1968 [38]

 

Die AEG-TELEFUNKEN AG schüttete 1972 zum letzten Mal eine Dividende aus. 1975 wurde der ehemalige Verwaltungssitz von Telefunken am Ernst-Reuter-Platz in Berlin an den Berliner Senat für die TU Berlin verkauft. Walter Cipa übernahm den Vorstandsvorsitz in Frankfurt/Main, nachdem Hans Groebe (1970-1976) den Posten innehatte. Im Jahr 1976 wurden die bisherigen Unternehmensbereiche in vier Betriebsführungsgesellschaften in der Rechtsform von Aktiengesellschaften umgewandelt, die im Namen und für Rechnung der juristischen Person "ALLGEMEINE ELEKTRICITÄTS-GESELLSCHAFT AEG-TELEFUNKEN" die Geschäfte führten. Diese Gesellschaften hatten jedoch keine eigene Belegschaft, keine Personalverantwortung und demzufolge auch keine mitbestimmten Aufsichtsräte. Die Mitarbeiter dieser Betriebsführungsgesellschaften waren direkt dem Zentralvorstand von AEG-TELEFUNKEN unter der Leitung von Walter Cipa und dem Arbeitsdirektor zugeordnet, der die Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat und die Beratungen mit dem Wirtschaftsausschuss führte.

Es gab weitere organisatorische Veränderungen, beispielsweise wurden die ehemaligen Telefunken-Anlagen-Bereiche der Hochfrequenztechnik und der Weitverkehrstechnik von 1976 bis 1980 der "AEG-TELEFUNKEN Nachrichten- und Verkehrstechnik Aktiengesellschaft" zugeordnet. Ab 1981 bis Mitte 1985 gehörten diese Bereiche zur "AEG-TELEFUNKEN Anlagentechnik Aktiengesellschaft" bzw. zur "AEG-TELEFUNKEN Serienprodukte Aktiengesellschaft".

Am 16. Juli 1979 erfolgte die Umbenennung des Unternehmens in "AEG-TELEFUNKEN Aktiengesellschaft" mit dem Zusatz "Aktiengesellschaft" aus EG-rechtlichen Gründen. Am 15. Januar 1980 wurde eine außerordentliche Hauptversammlung abgehalten, bei der aufgrund eines Verlusts von mehr als der Hälfte des Grundkapitals eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 3:1 beschlossen wurde. Es folgte eine Kapitalerhöhung, die zu einem Kapitalzufluss von 1,682 Milliarden D-Mark führte. Hans Friderichs, der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, wurde zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt, während Heinz Dürr der neue Vorstandsvorsitzende des Konzerns wurde.

Aufgrund der anhaltenden hohen Verluste und der hohen Verschuldung musste der Konzern 1982 das gerichtliche Vergleichsverfahren aufgrund Zahlungsunfähigkeit beantragen. Das Unternehmen wurde für 18 Monate von einem Vergleichsverwalter geleitet. Während des Vergleichsverfahrens wurden weitere Verkäufe von Geschäftsbereichen wie beispielsweise der Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH an Thomson vorgenommen. Am 1. Juli 1985 änderte Heinz Dürr die Firmenbezeichnung in "AEG Aktiengesellschaft". Im Jahr 1985 erfolgte die Übernahme der AEG durch die Daimler-Benz AG. Die verbliebenen AEG-Aktionäre erhielten einen garantierten Gewinnanteil von 20 % der Daimler-Benz-Dividende. Die Bereiche Hochfrequenztechnik und Schiffbau- und Sondertechnik wurden 1989 von Daimler-Benz übernommen und zur Deutschen Aerospace AG (Dasa) in München zusammengeführt.

Die Geschichte von Telefunken und AEG-TELEFUNKEN endet in den 1980er und 1990er Jahren mit zahlreichen Veränderungen, Verkäufen und Umstrukturierungen im Rahmen des Insolvenzverfahrens und der Übernahme durch Daimler-Benz.

 

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Betriebsstätte für die Hochfrequenztechnik in Berlin-Tiergarten, Sickingenstraße 20-26. Von 1955 bis 1985 in mehreren Abschnitten errichtet. Rechte Hälfte: 1989-2000 Sitz der TELEFUNKEN Sendertechnik GmbH. Linke Hälfte: Von 1990-2001 AEG Mobile Communication GmbH, Ulm (AMC), seit 2002 EADS TELECOM Deutschland GmbH und andere Firmen. Ganz links im Bild, (vor dem Gasometer):TEMIC TELEFUNKEN microelectronic GmbH (Ingolstadt), seit 2001 Conti Temic microelectronic GmbH.

 

Nachdem der Vorschlag gemacht wurde, den Traditionsnamen "Telefunken" für das Sendergeschäft und den Geschäftsbereich Hochfrequenztechnik zu nutzen, stimmten Heinz Dürr und Edzard Reuter der Wiederverwendung des Firmennamens zu. Im Jahr 1989 wurde daraufhin die "TELEFUNKEN Sendertechnik GmbH" (TFS) in Berlin mit 500 Mitarbeitern gegründet. Ebenfalls im Jahr 1989 erfolgte die Gründung der "TELEFUNKEN SYSTEMTECHNIK GmbH" (TST) mit Sitz in Ulm. Die TST umfasste die Ulmer Hochfrequenztechnik und ihre Nebenstellen in Eiweiler, Flensburg, Kiel, Landsberg und Wilhelmshaven sowie den Geschäftsbereich Anlagen- und Sondertechnik, der aus dem AEG-Schiffbau hervorging und in Hamburg, Bremen und Wedel ansässig war. Die TST umfasste auch die militärische Infrarottechnik, die Marine- und Raumfahrttechnik mit Nebenstellen in Essen und Heilbronn sowie die Debeg in Wedel.

Die Rückbesinnung auf die Identität und den Namen "Telefunken" für die Hochfrequenz- und Sendertechnik stieß bei Geschäftspartnern, Lieferanten und Kunden auf positive Resonanz und motivierte auch die Beschäftigten. Insbesondere staatliche und öffentliche Auftraggeber im Anlagengeschäft begrüßten es, dass die High-Tech-Produkte der Radar-, Funk- und Sensortechnik unter der authentischen Marke "Telefunken" angeboten wurden und die Sendersysteme aus Berlin nicht mehr als "AEG Olympia"-Produkte bezeichnet werden mussten.

Im Jahr 1990 erwarb die TST die Anteile der "TELEFUNKEN Sendertechnik GmbH" (TFS) von der "AEG Olympia Office GmbH". Der entstandene TELEFUNKEN SYSTEMTECHNIK-Konzern mit insgesamt 10.000 Beschäftigten wurde Teil des Geschäftsbereichs "Verteidigungstechnik" der Deutschen Aerospace AG (Dasa) innerhalb des Daimler-Benz-Konzerns. Zum Konzern gehörten neben der TFS in Berlin auch die "Elektronik- und Luftfahrtgeräte GmbH" (ELEKLUFT) in Bonn und die "Gesellschaft für Strahlungstechnik GmbH" (ELTRO) in Heidelberg.

Aufgrund von Auflagen des Bundeskartellamts und einer Fusions-Ausnahmegenehmigung des Bundeswirtschaftsministers im Zusammenhang mit dem Erwerb von MBB durch Daimler-Benz mussten 1990 die Schiffbauaktivitäten der TST an die "Bremer Vulkan AG" abgegeben werden. Dies war ein großer Verlust für die neu gegründete TELEFUNKEN SYSTEMTECHNIK. Das Ulmer Sprech- und Datenfunk-Geschäft wurde 1990 von der Verbindung mit "AEG Olympia Office" getrennt und als "AEG Mobile Communication GmbH" (AMC), eine 100%ige AEG-Tochter, weitergeführt. Später wurde AMC teilweise und dann vollständig an "Matra Communication" in Paris verkauft und ab Mai 2002 zu einem wesentlichen Bestandteil der Neugründung "EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) TELECOM Deutschland".

 

Telefunken zum Auskiang des 20. Jahrhunderts 1990 - 2001

Nach dem Fall der Berliner Mauer und der deutschen Wiedervereinigung hatten die historischen Ereignisse gravierende Auswirkungen auf Telefunken, insbesondere auf die gerade entstandene "TELEFUNKEN SYSTEMTECHNIK GmbH" (TST). Am 12. Dezember 1991 löste sich die Sowjetunion nach über 70 Jahren auf. Die Teilung Berlins, Deutschlands und Europas sowie der 40-jährige Kalte Krieg zwischen West und Ost fanden ihr Ende. Zwölf Tage vor dem "Tag der Deutschen Einheit" wurden am 21. September 1990 die in den Jahren 1987 bis 1990 errichteten Neubauten der TELEFUNKEN SYSTEMTECHNIK in Ulm feierlich eingeweiht. Durch die Erweiterung des Gebäudekomplexes um 40.000 Quadratmeter betrug die Nutzfläche nun 100.000 Quadratmeter. Insgesamt arbeiteten hier 4.430 Beschäftigte, davon 1.515 in Forschung und Entwicklung.

 

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Sitz des Geschäftsbereichs Hochfrequenztechnik, Ulm, 1953-90 errichtet. 1961-66 »Zweigniederlassung West« des Vorstands von Telefunken. 1989-92 Sitz der TELEFUNKEN SYSTEMTECHNIK GmbH der Deutschen Aerospace AG (Dasa). Seit 2000 EADS Deutschland GmbH und andere Unternehmen.

 

Es ist bedauerlich, dass der Geschäftsbereich, der nun wieder unter dem berühmten Firmennamen "Telefunken" geführt wurde und durch seine innovativen Hochtechnologie-Bereiche zur Sicherheit und Freiheit der Bundesrepublik und West-Berlins beitrug, nach dem Ende der potenziellen Bedrohung durch Abrüstung und stark reduzierte Verteidigungshaushalte mit erheblichen Auslastungsschwierigkeiten konfrontiert war. Die Konversion und die Suche nach "Dual-use"-Produkten für den zivilen Bereich konnten keinen tragfähigen Ausgleich bieten, was zu Personalreduzierungen und einer anderweitigen Nutzung der Gebäude führte. Der Verlust von Kernkompetenzen erwies sich als schwerwiegend.

Somit war die Renaissance des Firmen- und Markennamens "Telefunken" im Bereich der Hochfrequenztechnik nur von kurzer Dauer. Nach knapp vier Jahren Bestehen ging die TELEFUNKEN SYSTEMTECHNIK am 1. Oktober 1992 mit ihren Produktbereichen in der Deutschen Aerospace (Dasa) auf, gemeinsam mit MBB. Die Dasa wiederum wurde am 10. Juli 2000 mit der spanischen Construcciönes Aeronauticas S.A. (CASA) und der französischen Aerospatiale Matra zur "European Aeronautic Defence and Space Company" (EADS) mit Sitz in Amsterdam fusioniert. Die EADS ist das größte europäische Luft- und Raumfahrtunternehmen, an dem DaimlerChrysler als größter Einzelaktionär einen Anteil von 33 % hält. Die EADS ist wiederum mit 80 % am Airbus-Programm und zu 75 % am europäischen Raumfahrtprogramm "Astrium" beteiligt.

Die TELEFUNKEN Sendertechnik (TFS) in Berlin, die "Wiege" der Firma Telefunken im Jahr 1903, wurde schließlich 1996 von der Dasa an das US-amerikanische Unternehmen Continental Electronics Corporation (CEC) in Dallas, Texas, verkauft. Nach eigenen organisatorischen Veränderungen beschloss CEC im Jahr 1999, die Geschäftstätigkeit der TFS einzustellen. Im Jahr 2000 gründeten ehemalige Mitarbeiter der TFS mit finanzieller Unterstützung und einem zusätzlichen Investor die "TELEFUNKEN Sender-Systeme Berlin AG" mit Sitz in Berlin-Spandau. Das Unternehmen hat erfolgreich das hundertjährige Erbe der Sendertechnik angetreten und wird weiterhin aktiv sein.

 

»Telefunken«-Nachklang zum Beginn des 21. Jahrhunderts

Die Geschichte von Telefunken ist untrennbar mit den historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts verbunden. Die Schicksale der drei großen Telefunken-Bauten in Berlin aus den 1930er, 1960er und 1990er Jahren spiegeln jeweils die Kräfte wider, die durch das Zeitgeschehen freigesetzt wurden. Das Telefunkenwerk in Berlin-Zehlendorf, das 1938 errichtet wurde, wurde nach nur sieben Jahren Nutzung während des Zweiten Weltkriegs von der Roten Armee eingenommen und diente fast ein halbes Jahrhundert lang als Kaserne für die amerikanische Berlin-Brigade.

Das Telefunken-Hochhaus in Berlin, das 1960, zwanzig Monate vor dem Bau der Berliner Mauer, bezogen wurde und als neue Firmenzentrale diente, wurde bereits nach nur sechs Jahren Nutzung der Technischen Universität Berlin überlassen, im Rahmen der Fusion mit der AEG im Jahr 1967. Die neueren Telefunken-Gebäude der TELEFUNKEN SYSTEM-TECHNIK in Ulm, die 1990 fertiggestellt wurden, erwiesen sich nach dem Ende des Kalten Krieges und dem daraus resultierenden Rückgang des Verteidigungsgeschäfts als zu groß. Ein Teil der Gebäude wird mittlerweile von der EADS Deutschland für Verteidigungszwecke genutzt, während andere Teile von ehemaligen Fachbereichen und externen Unternehmen als Industriepark genutzt werden.

Die Geschichte von Telefunken zeigt, dass das Unternehmen, sowohl als eigenständiges Unternehmen als auch als Teil von AEG-TELEFUNKEN und später AEG, einen hohen Preis dafür zahlte, dass es aufgrund seiner besonderen Kompetenz und Leistungsfähigkeit den Anforderungen der jeweiligen politischen Situation gerecht werden musste. Dies betraf sowohl die Zeit des Kaiserreichs, als auch die Zeit des Dritten Reichs und die Zeit der Bundesrepublik, in der Telefunken mit Entwicklungs- und Lieferaufträgen für die Wehrtechnik konfrontiert war. Die Mitarbeiter von Telefunken, bestehend aus Forschern, Ingenieuren, Kaufleuten und Facharbeitern, haben mit ihrem Engagement, Können, Fleiß und ihrer Kreativität über vier Generationen hinweg zur Entwicklung und dem Fortschritt in der drahtlosen und drahtgebundenen Nachrichtentechnik beigetragen, selbst wenn politische und wirtschaftliche Umstände ihnen entgegenwirkten.

Der Blick zurück, ohne Vorurteile und Leidenschaft, zeigt, wie Telefunken mit seinen technikbegeisterten Mitarbeitern und ihrem Talent, ihrem Fleiß und ihrer Kreativität über Jahrzehnte hinweg einen Beitrag zur Entwicklung und zum Fortschritt auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik geleistet hat. Dies geschah auch dann, wenn politische und wirtschaftliche Ereignisse ihnen entgegenwirkten. Telefunken besitzt ein reiches Erbe an über 20.000 Patenten, die die Erfindungen und Entwicklungen seiner Forscher und Ingenieure widerspiegeln. Das Erbe von Telefunken ist noch heute spürbar und findet sich in den Leistungen der Mitarbeiter vieler Nachfolgeunternehmen, die das Erbe von Telefunken angetreten haben.

 

"Telefunken" zum Beginn des 21 Jahrhunderts 

Verschiedene Geschäftsbereiche von Telefunken fanden ihren Fortbestand in nachfolgenden Unternehmen, auch wenn viele davon mit der Zeit vollends aufgelöst wurden. Bis 2005 lebte der Name "Telefunken" in ausgelagerten oder veräußerten Unternehmensbereichen der früheren AEG weiter. Im Jahr 2005 benannte sich die seit 2000 existierende Telefunken SenderSysteme Berlin AG, vormals Telefunken Sendertechnik GmbH, in TRANSRADIO SenderSysteme Berlin AG um. Dieser Name reicht bis ins Jahr 1918 zurück und wurde mit der Einführung des Duplexverkehrs in drahtlosen Funkverbindungen im Jahr 1919 weltweit bekannt. Die Firma spezialisiert sich auf Forschung und Entwicklung von Sendern für AM, VHF/FM und DRM, sowie kommerziellen und militärischen Lang- und Längstwellenkommunikationssendern.

 

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Transradio Aktie [39]

 

1995 überführte die Daimler-Benz AG das verbliebene Vermögen des AEG-Telefunken-Konzerns in die EHG Electroholding GmbH, was das Ende für beide Unternehmen bedeutete. Der Markenname "Telefunken" lebt jedoch bei über 50 Partnern in mehr als 120 Ländern fort, auch wenn die Produkte unter diesem Namen nur noch den Namen mit dem ursprünglichen Unternehmen gemein haben. Verschiedene Firmen nutzen den Namen "Telefunken" aufgrund von Lizenzvereinbarungen. Die Daimler AG verkaufte die Markenrechte an Telefunken im Dezember 2007 an die Live Holding AG in Berlin, deren Vorstandsvorsitzender Hemjö Klein ist, der gleichzeitig den Aufsichtsrat der 2008 gegründeten Telefunken Licenses GmbH in Frankfurt leitet. Diese vergibt seitdem die Marken- und Lizenzrechte, die mit dem Namen "Telefunken" verknüpft sind. 

2006 erhielt Profilo-Telra, ein großer europäischer TV-Gerätehersteller aus der Türkei, von der französischen Thomson AG die Lizenz, in verschiedenen europäischen Ländern Fernseher unter der Marke TELEFUNKEN zu verkaufen. Thomson AG hatte ihrerseits die Lizenz von der Telefunken Licenses GmbH erhalten. Telefunken-TV-Geräte werden größtenteils in der Türkei von Vestel hergestellt.

Ab 2008 vertrieb Telefunken Autotainment Entertainmentcenter speziell für Fahrzeuge der Volkswagen-Gruppe im Ersatzteilemarkt. Telefunken Solar verkauft Photovoltaiksysteme auf dem deutschen Markt.

In den USA stellt Telefunken Elektroakustik hochwertige Mikrofonnachbildungen her, die einst unter der Marke Telefunken verkauft wurden, sowie eigene Neuentwicklungen. Hierzu gehören Mikrofone der Marken AKG, Neumann und Neumann Gefell.

 

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Telefunken Racoms, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Elbit Systems, bietet seit 2004 technische Systeme für Kommunikation und Aufklärung im Bereich Rüstung und Sicherheit an. Die Telefunken Communications AG war bis Mitte 2014 im Geschäft mit dem Aufbau von Glasfasernetzen tätig, bevor sie Insolvenz anmelden musste

 

8. Erfolgsmodelle

Von Radio- und Fernsehgeräten über Audiogeräte bis hin zu Kommunikationstechnologien hat Telefunken stets Produkte auf den Markt gebracht, die sowohl qualitativ hochwertig als auch wegweisend waren. Mit einer Kombination aus technischer Exzellenz, modernem Design und einer starken Tradition des Ingenieurwesens hat Telefunken zahlreiche Erfolgsprodukte geschaffen, die einen bedeutenden Einfluss auf die Unterhaltungselektronik-Branche hatten. Lassen Sie uns nun einen Blick auf einige der bemerkenswerten Produkte werfen, die Telefunken im Laufe der Jahre herausgebracht hat.

 

Telefunkon G 

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Das Telefunkon G ist ein historisches Radiogerät mit einer einzelnen Röhre als Hauptkomponente. Es verwendet das Prinzip der geradlinigen Signalverstärkung ohne Rückkopplung. Das Gerät ist auf den Mittelwellenbereich beschränkt und kann keine anderen Wellenbereiche empfangen. Es kann entweder mit einem Akku oder einer Batterie betrieben werden und erfordert eine Spannung von 70+4 Volt. Der Lautsprecher des Telefunkon G ist für den Anschluss von Kopfhörern oder einem NF-Verstärker ausgelegt. Das Gehäuse besteht aus Holz und zeigt von außen sichtbare Röhren, was dem Gerät einen nostalgischen Charme verleiht. [40]

 

Radio Telefunkon 3/26a

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Das Telefunken 3/26a ist ein historisches Radiogerät mit sichtbaren Röhren im Holzgehäuse. Es verwendet Röhren und kann verschiedene AM-Wellenbereiche empfangen. Es benötigt Akku- oder Batteriebetrieb mit 4 und 90 Volt. Das Radio hat keine eingebauten Lautsprecher und erfordert einen externen Lautsprecher. Es verfügt über eine Schublade für austauschbare Spulenkästen und bietet Anschlüsse für Kopfhörer und Lautsprecher. [41]

 

Operette 50

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Das Operette 50 ist ein großes Tischgerät mit einem Holzgehäuse. Es verfügt über 6 Röhren und verwendet das Superhet-Prinzip mit einer ZF/IF von 472/10700 kHz. Das Radio bietet 6 Kreise für den AM- und FM-Empfang und kann verschiedene Wellenbereiche abdecken, einschließlich Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle und UKW. Das Operette 50 wird mit Wechselstrom gespeist und unterstützt Spannungen von 110, 125, 150 und 220 Volt. Es verfügt über einen dynamischen Lautsprecher mit einem Durchmesser von 20 cm (7,9 Zoll) und keiner Erregerspule. Das Radio hat eine Leistung von 6 Watt (Qualität unbekannt) und ein Nettogewicht von 10,3 kg. Es ist im Querformat gestaltet, breiter als hoch oder quadratisch. Eine interessante Bemerkung ist, dass das Operette 50 für den nachträglichen Einbau eines Ortssender-Sperrkreises vorbereitet ist.

 

PAL Color 708

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Das PAL Color 708 ist ein Fernsehgerät mit einer beeindruckenden Anzahl von 14 Röhren und 33 Transistoren als Halbleiterelemente. Es arbeitet nach dem Superhet-Prinzip mit einer ZF/IF von 38900 kHz und bietet verschiedene Wellenbereiche für den Empfang. Das Gerät wird mit Wechselstrom von 220 Volt betrieben und verfügt über einen dynamischen Lautsprecher ohne Erregerspule. Es ist in einem Holzgehäuse untergebracht.

 

Mini Partner 

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Der Mini Partner ist ein Transistorradio aus den 1970er Jahren, das sowohl UKW- als auch MW-Bereiche abdeckt. Es handelt sich um ein kompaktes und portables Radio, das in fernöstlicher Fertigung hergestellt wurde. Der Olympia Partner ist ein weiteres Transistorradio aus derselben Zeit, das den MW-Bereich unterstützt und zu einem Preis von 29 DM erhältlich war. Beide Radios bieten eine kostengünstige Möglichkeit, Radiosender zu empfangen und waren beliebt aufgrund ihrer handlichen Größe und erschwinglichen Preise.

 

M3000

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Es handelt sich um ein Modell mit dem Namen "magnetophon 3000 M hifi", das als Tonband-Koffer konzipiert ist und keine integrierte Endstufe besitzt. Das Gerät wurde von 1973 bis 1977 in Berlin, Schwedenstr. in Deutschland hergestellt und ist in einer schwarz metallischen Farbe erhältlich. Der M3000 verfügt über eine Fernbedienung mit dem Namen FB 3000, die für die Start- und Stoppfunktion verwendet wird. Die Leistungsaufnahme des Geräts liegt zwischen 18 und 35 Watt. Es hat Abmessungen von 530 x 155 x 350 mm (Breite x Höhe x Tiefe) und wiegt etwa 15,0 kg. Der Neupreis des M3000 lag ungefähr bei 1.000 DM.

 

Schönbrunn 2

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Der Telefunken Schönbrunn 2 ist ein Fernseh-Empfänger/Monitor aus dem Jahr 1968. Das Gerät verfügt über 7 Röhren und Halbleiterkomponenten. Es arbeitet nach dem Superhet-Prinzip und kann verschiedene Wellenbereiche empfangen. Das Schönbrunn 2 wird mit Wechselstrom von 220 Volt betrieben und verfügt über einen dynamischen Lautsprecher ohne Erregerspule. Das Gerät ist in einem Holzgehäuse untergebracht und hat eine Bildröhre mit einer Größe von 61 cm. Es ist als Tischgerät konzipiert und verfügt über Tasten oder Druckknöpfe zur Bedienung. Zusätzlich besitzt das Gerät einen VHF/UHF Tuner und eine Halbwellenheizung.

 

Telefunken U47

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Das Telefunken U-47 ist ein hochwertiges Röhren-Großmembranmikrofon mit einem Kondensator-Druckgradientenempfänger. Es bietet zwei wählbare Richtcharakteristiken - Niere und Kugel - und einen beeindruckenden Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz. Mit der M7 Kapsel, die beidseitig mit einer goldbedampften Membran ausgestattet ist, liefert das U-47 exzellente Klangqualität und Präzision. Mit einer schaltbaren Impedanz von 200 Ohm / 50 Ohm und einer maximalen Schalldruckpegel (SPL) von 138 dB ist das U-47 äußerst vielseitig und kann problemlos mit verschiedenen Aufnahmegeräten und Verstärkern verwendet werden. Die Verwendung der Telefunken Elektroakustik VF14K Metall-Röhre verleiht diesem Mikrofon einen warmen und charaktervollen Klang. Das U-47 ist ein kompaktes Mikrofon mit einer Länge von 248 mm, einem Durchmesser von 57 mm und einem Gewicht von 624 g. 

 

Telefunken Ela M 251

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Das Telefunken Ela M 251 ist ein legendäres Röhrenmikrofon, das für seine weiche und dennoch präsente "offene" Klangcharakteristik geschätzt wird, die es ideal für Gesang und akustische Instrumente macht. Es enthält eine CK12-Kapsel, die in der Lage ist, Kugel-, Nieren- und Achtercharakteristik zu erzeugen, eine 6072a Vakuumröhre und einen Haufe T14/1 Ausgangsübertrager. Die Nachbildung dieses Mikrofons durch TELEFUNKEN Elektroakustik hält sich in jedem Detail an das Original, einschließlich des historisch korrekten kosmetischen Finishs und des strukturellen Designs. Das charakteristische rautenförmige TELEFUNKEN-Logo ziert die Vorderseite, während der Name des ELA M-Modells am Sockel des Kopfgrills eingraviert ist.

 

Opus Hi-Fi 7084W HiFi-System

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Das Opus Hi-Fi 7084W HiFi-System wurde im Jahr 1959 eingeführt und gehört zur Kategorie der Rundfunkempfänger. Es verfügt über 8 Röhren und bietet eine Superheterodyn-Technologie mit HF-Vorstufe, ZF/IF 460 kHz und 3 NF-Stufen. Mit 7 Kreisen für den AM-Empfang und Unterstützung für Mittelwelle und mehrere Kurzwellenbereiche bietet es vielseitige Empfangsmöglichkeiten. Das Gerät wird mit einer Wechselstromspeisung von 100, 118, 150, 200 oder 230 Volt betrieben und verfügt über ein Holzgehäuse sowie 4 Lautsprecher für eine angenehme Klangwiedergabe.

 

Katzenkopf T 340 

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Der Katzenkopf T 340 ist ein Rundfunkempfänger, der in den Jahren 1931 und 1932 ) hergestellt wurde. Zu dieser Zeit hatten die Radiogeräte oft eigene und besondere Namen, die ihren Charakter und ihr Design widerspiegelten. Der Katzenkopf T 340 war ein beliebtes Modell und gehört zur Kategorie der Rundfunkempfänger. Er wurde von der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie Telefunken mbH produziert, einem renommierten Unternehmen in der Radioindustrie. Der T 340 verfügte über 5 Röhren und basierte auf dem Hauptprinzip des Geradeaus-Empfangs, entweder mit oder ohne Rückkopplung. Zusätzlich hatte er 2 Zusatzröhren und 1 NF-Stufe(n) sowie eine Anodengleichrichtung. Das Gerät hatte 3 AM-Kreise, um eine gute Empfangsqualität auf den Lang- und Mittelwellen (LW+MW) zu gewährleisten. Der Betrieb des Katzenkopf T 340 erfolgte über Wechselstromspeisung mit einer Spannung von 100-120; 120-135; 135-165; 200-240 Volt, je nach den jeweiligen Stromversorgungsstandards. Für die Wiedergabe benötigte der T 340 externe Lautsprecher, die an das Gerät angeschlossen werden mussten. Das Gehäuse des Radios bestand aus Bakelit, einem damals üblichen Material für Pressstoffe.

 

Die gezeigten Bilder sind aus Sammlung von Klaus Burosch sowie aus der Sammlung von Radiomuseum.org [42] [43]

 

Quellen [04.10.2023]

[1] http://www.oebl.de/C-Netz/Geraete/Geraete.html

[2] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neubau_AEG_Telefunken_AG_im_Gewerbegebiet_Wittland_(Kiel_52.863).jpg

[3] https://technikforum-backnang.de/nachrichtentechnik/firmengeschichte-nachrichtentechnik/100-jahre-telefunken

[4] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-1982-0315-132,_Leipzig,_Fr%C3%BChjahrsmesse,_AEG_Telefunken.jpg

[5] https://www.discogs.com/de/label/112571-TELDEC-Schallplatten-GmbH

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/IFA_(Messe)

 [7] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:DAB_Logo.svg

[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Audio_Tape

[9] https://www.thomann.de/at/onlineexpert_page_kleinmixer_digitale_mixer.html

[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Autofahrer-Rundfunk-Information

[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Esau

[12] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_146-1982-047-02,_Berlin,_Olympische_Sommerspiele,_Turmspringen.jpg

[13] https://www.schwimmschule-steiner.at/geschichte-des-brustschwimmens/

[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Radio_Mondiale

[15] http://www.seefunknetz.de/meissner.htm

[16] https://www.amateurfunk-unterfranken.de/sendefunkstelle-wertachtal/

[17] https://www.welt-der-alten-radios.de/geschichte-nauen-136.html

 [18] https://www.br.de/mediathek/podcast/hoerspiel-pool/hallo-hier-welle-erdball-das-aelteste-erhaltene-deutsche-hoerspiel/1827452

[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Kurzwellensender_Flevo

[20] https://technikforum-backnang.de/nachrichtentechnik/firmengeschichte-nachrichtentechnik/100-jahre-telefunken

[21] https://www.radiomuseum.org/

[22] https://www.radiomuseum.org/forum/der_telefunken_t40_1.html

[23] https://reproarte.com/de/kuenstler/all/nicholas-lancret

[24] https://www.hanisauland.de/wissen/kalender-allgemein/kalender/farbfernsehen

[25] https://www.radiomuseum.org/forum/telefunken_gedenktafel_sakrower_heilandskirche.html

[26] http://prc77.livedoor.blog/archives/7898564.html

[27] https://www.radiomuseum.org/forum/der_telefunken_t40_1.html

[28] https://dgpt.org/produkt/verleihung-des-nobelpreises-fuer-physik-ferdinand-braun-und-guglielmo-marconi/

[29] https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio

[30] https://technikforum-backnang.de/nachrichtentechnik/firmengeschichte-nachrichtentechnik/100-jahre-telefunken

[31] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Hauptgeb%C3%A4ude_Funkbetriebsstelle_Nauen_P1070814.jpg

[32] https://de.wikipedia.org/wiki/Adrian_Carton_de_Wiart

[33]  https://www.jogis-roehrenbude.de/Buecher/Hist_Leseprobe.pdf

[34] https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_B%C3%BCcher

[35] http://www.hurcks.de/funkempfang/3berichte/bruch-walter_erinnerungen.htm

[36] https://www.radiomuseum.org/forum/walter_bruch_ein_deutscher_fernsehpionier_waere_100_jahre_alt.html

[37] https://artsandculture.google.com/asset/berlin-telefunken-tower-ernst-reuter-platz-7-paul-schwebes/-gHsagd9G7L7pw?hl=de

[38] https://de.wikipedia.org/wiki/AEG

[39] https://de.wikipedia.org/wiki/Transradio

[40] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:TFKG.jpg

[41] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:D_Telefunken_1926_Telefunkon_3_26a.jpg

[42] https://www.radiomuseum.org/

[43] https://www.burosch.de/

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